Ein sehr lustiger Musiker: US-Komiker Steve Martin wird 80 Jahre alt | ABC-Z

Steve Martin kann auf dem Banjo Zungenbrecher in Fingersprache übersetzen. Eigentlich müsste ein biologisch normaler Mensch vierhundert Jahre für sowas üben. Wie alt Martin wirklich ist, verrät seine Erscheinung nur bedingt. Graue Haare hatte er schon, als er noch durchs pubertäre Zappelkino tobte. An Komik reizen ihn aber nicht die Verrenkungen seines Frühwerks, sondern höhere Züge: In Filmen wie „Dead Men Don’t Wear Plaid“ (1982) und „Roxanne“ (1987) verwirklicht er Auffassungen von Verfremdung und Verzerrung des mimisch Gewohnten, die vor lauter Gekonntheit dermaßen selbstverständlich wirken, dass man seinen Spielstil (wie sein Drehbuchschaffen, siehe abermals „Roxanne“) „naturartifiziell“ nennen darf.
Wichtiger aber als all das: 1.) Mit Kermit dem Frosch hat er 2013 das zweitbedeutendste audiovisuelle Banjo-Duell nach John Boormans „Deliverance“ (1972) veranstaltet, und 2.) Als der Westen 2020 seine eigene Form der Pandemiebekämpfung suchte und fand, half Martin zahllosen okzidentalen Lockdown-Belasteten in einem wichtigen Moment, nicht psychisch zu implodieren. Quälend war dieser Moment für die Betreffenden bekanntlich, weil sie durchs staatlich angeordnete Zuhausebleibensollen plötzlich merkten, dass sie zwar irgendwelche Gebäude mehr oder weniger stringent bewohnten, darin aber eigentlich kein „Zuhause“ erkennen konnten. Man lebt am Arbeitsplatz und im Netz (also nirgends).
Das Schlimmste an den sogenannten Konsumgesellschaften, über die sich Steve Martin als Erz-US-Komiker gewohnheitsmäßig lustig macht, ist ja eh, dass darin meist gar nicht recht konsumiert (im Sinne von: irgend etwas mit Genuss verbraucht), sondern eher eine freudlos hastige, statusabhängige, in sich absurde Aneignungspflicht abgearbeitet wird. Schon die Namen für das, was nicht Arbeit ist, aber häufige Beschäftigung, sind schal: „Hobby“ zum Beispiel (Juhu, Lockdown, endlich kann ich meine Urlaubsfotodateien sortieren? Tödlich).
Das Banjospielen ist für Steve Martin aber kein Hobby, sondern eine Lebensweise. Im März 2020 konnte er deshalb für die von Verdüsterung Umzingelten knapp unter anderthalb Minuten heiterste Kunst namens „Banjo Balm“ runterzupfen, zu Deutsch etwa: Banjo-Balsam, Banjo-Salbe für wunde Seelen. Das Ganze war ein Auszug aus dem Song „Friend Of Mine“, den er zusammen mit der Sängerin Edie Brickell 2013 für das schöne Album „Love Has Come For You“ geschaffen hatte. Was der Text sagt, das teilt die kleine Melodie sogar noch deutlicher mit: „You’ve been a friend of mine / for such a long long time / made me laugh and seen me cry / called me to say: hi!“
Denn Steve Martin, der am heutigen Donnerstag achtzig Jahre alt wird, ist einer der treuesten Freunde, die ein Weltpublikum haben kann.