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Panische Fragen im Podcast: Trumps Iran-Politik versetzt MAGA in Alarmzustand | ABC-Z


Panische Fragen im Podcast

Trumps Iran-Politik versetzt MAGA in Alarmzustand

Nur keinen neuen Krieg, aber auch keine Atomwaffen in den Händen des Iran – das ist der Tenor bei Trumps MAGA-Anhängern. Unter Kritik auch im eigenen Lager vollführt der US-Präsident einen Balanceakt.

Seit Israel die ersten Angriffe auf den Iran flog, ist die MAGA-Welt in Aufruhr. Bei Diskussionen bekannter MAGA-Vertreter hat seit Mitte des Monats eine panische Frage die andere abgelöst. Was macht der selbst ernannte Friedensbringer Donald Trump? Ordnet er entgegen allen vorherigen Versprechen den Kriegseintritt gegen die Islamische Republik an? Wird er gegen das dortige theokratische System mit militärischer Gewalt vorgehen, um einen regime change herbeizuführen? Und: Was unternimmt Trump angesichts des verschwundenen angereicherten Urans, mit dem die Mullahs eine Atombombe bauen könnten?

Der Standpunkt Trumps ist auch der seiner Anhänger und Medienmacher des MAGA-Universums: Eine Atombombe solle der Iran angesichts seiner Feindschaft gegen das Verbündete Israel nicht besitzen. Aber wenn es um die Möglichkeiten geht, wie dies verhindert werden soll, befinden sich wichtige Stimmen im Alarmzustand. Einigkeit sieht anders aus – insbesondere in einem politischen Lager, das sich in Trumps zweiter Amtszeit wesentlich geschlossener hinter ihn geschart hat als in seiner ersten Präsidentschaft.

In einer Umfrage kurz vor Israels ersten Angriff hatten 90 Prozent der MAGA-Republikaner angegeben, es sei für die Sicherheit und den Wohlstand der USA wichtig, dass der Iran keine Atomwaffen besitze. 64 Prozent sprachen sich für israelische Luftschläge gegen den Iran aus. Doch die vermeintliche Einigkeit endet bei näherer Betrachtung: Nur 20 Prozent aller der Republikaner unter 45 Jahren befürworten Trumps Präzisionsschläge vom Wochenende bedingungslos. Bei den älteren sind es 53 Prozent.

“Amerikaner fürchten um ihr Leben”

Die jüngeren Republikaner vertrauen Trump ohnehin wesentlich weniger und befürchten als Ergebnis größere Gefahren der USA durch den Iran. Trumps Regierung argumentiert, seine Bomben und Raketen auf die drei iranischen Atomanlagen seien kein Kriegseintritt , sondern ein klar begrenzter Schlag gewesen, der das Risiko einer zukünftigen Eskalation in Nahost auf unbestimmte Zeit verhindert. Doch so sicher ist das bislang nicht. Erst in drei bis vier Wochen soll eine Bilanz vorliegen.

Der Geheimdienst des Pentagon habe in seinen ersten Analysen festgestellt, dass die Schlüsselanlagen möglicherweise nicht zerstört seien und das Atomprogramm nur um ein paar Monate zurückgeworfen worden sei, meldete zuletzt CNN. Damit würde das Ressort sowohl Trump als auch seinem eigenen Minister widersprechen. Beide behaupten, die iranischen Atomanlagen und Teherans Ambitionen auf eine Atombombe seien “ausgelöscht” worden.

Der Iran hat angekündigt, sein Programm fortführen zu wollen. Das kann eine Finte sein, Verhandlungstaktik oder anderes. Aber bereits vor dem Angriff der USA hatte Teheran gesagt, es habe eine weitere Uran-Anreicherungsanlage gebaut – an einem “sicheren und unverwundbaren Standort”. Zudem ist nicht klar, wo das in den anderen Anlagen angereicherte Uran sich befindet.

Die Abgeordnete Marjorie Taylor Greene, eine der bekanntesten und lautesten Vertreter von MAGA, hatte den Angriff unabhängig von seinen Auswirkungen kritisiert. “Die Wahrheit ist, kein US-Amerikaner hat nach der Bombardierung des Iran besser geschlafen, weil wir nun Drohungen gegen unser Heimatland haben”, sagte sie im Podcast des rechten Politikstrategen Steve Bannon: “Es gibt Warnhinweise des Außenministeriums an US-Bürger in Übersee. Amerikaner in Israel fürchten um ihr Leben. Amerikaner auf der ganzen Welt fragen sich, ob dies der Dritte Weltkrieg sein wird.” Die Vorgehensweise der Regierung fühle sich wie “eine reine Mogelpackung” an, kommentierte sie zudem auf X, mit der sie den Kriegstreibern, der Rüstungsindustrie und Fernsehköpfen gefallen wolle, die immer gegen Trump gewesen seien.

Schon bevor die amerikanischen Bomben fielen, hatte sich der frühere Fernsehmoderator Tucker Carlson mit dem republikanischen Senator Ted Cruz ein hitziges Gespräch über den Sinn und Unsinn eines Eingreifens in den Krieg zwischen Israel und Iran geliefert. In folgenden Gesprächen warnte Carlson eindringlich vor möglichen Folgen eines Angriffs und kritisierte seinen früheren Arbeitgeber Fox News und andere Medien als Kriegstreiber. Im vergangenen Jahr unterstützte er Trump im Wahlkampf und trat mit ihm bei Veranstaltungen auf. Millionen Nutzer verfolgen Carlsons Sendungen und hören seine Podcasts.

Nur keinen neuen Krieg

Der Präsident reagierte auf die Angst vor einem militärisch erzwungenen regime change am Dienstag auf seinem Weg zum NATO-Gipfel. Er wolle keinen Systemwechsel, dies bedeute “nur Chaos”, meinte er. Zuvor hatte einer seiner Beiträge heftige Reaktionen ausgelöst, in dem er geschrieben hatte, er könne sich einen solchen Umsturz schon vorstellen, aber offenließ, wer den anstoßen könnte. Manche sahen schon die Vorbereitung für einen ausgeweiteten Einsatz der USA und eine längere Kriegsbeteiligung gegen die Regierung in Teheran.

Doch seine Sprecherin Karoline Leavitt stellte schnell klar: Trump habe damit die iranische Bevölkerung gemeint. Vizepräsident J.D. Vance und Verteidigungsminister Pete Hegseth sagten, bei dem Einsatz sei es keinesfalls um einen regime change gegangen. Und immer wieder wurde betont: Das Ziel sei nur, den Bau einer Atombombe zu verhindern und Israel und den Nahen Osten sicherer zu machen.

Falls das eigentliche Ziel ein Sturz der Mullahs sei, sollten sich die Vereinigten Staaten heraushalten, sagte Steve Bannon, Trumps früherer Nationaler Sicherheitsberater und eine wichtige Stimme im MAGA-Universum. “Israelis, macht nur”, meinte er: “Aber ohne Beteiligung der US-Regierung.”. Auch die Frage, wo das bereits angereicherte Uran abgeblieben ist, sehen manche als Gefahr für einen Frieden. Iran war lange vorgewarnt über mögliche direkte Luftschläge gegen seine Anlagen. Lange genug, um die 400 Kilogramm Uran in Sicherheit zu bringen. Die passten schließlich, so beschrieb es die “New York Times”, “in die Kofferräume von zehn Autos”.

Bannon lobte in seinem Podcast zwar den Präsidenten – aber stellte kritische Fragen, sorgte sich um die Möglichkeit eines schleichend ausgeweiteten Einsatzes. “Jetzt geht es nur noch darum: ‘Hey, wir wissen nicht wo das (angereicherte Uran) ist'”, unkte er am Montag: “Wohin führt das? Brauchen wir das 75. Ranger-Bataillon, um es zu finden?”

Bislang gibt es keine öffentlichen Anzeichen dafür, dass es so kommen könnte. Im Gegenteil: Trump zeigte sich am Dienstag aufgebracht, als trotz einer von ihm angekündigten Waffenruhe zwischen Israel und Iran zunächst noch Raketen flogen. Nun spricht Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu angesichts der schweigenden Waffen und Verhandlungsbereitschaft Teherans bereits von einem “historischen Sieg”; als sei der Krieg für ihn beendet, der Einsatz abgeschlossen. Das hilft auch Trump. Gegen das Rumoren an der Basis und im Kongress, gegen die kritischen Diskussionen der MAGA-Köpfe.

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