Ein paar nicht ganz ernstgemeinte Ideen | ABC-Z
Vergessen Sie „House of Cards“, „The West Wing“, „Designated Survivor“ und ähnlich samtpfotig daherkommende Politkammerspiele. „Mad White House“ ist härter, schneller, irrer. Erleben Sie die Volten eines Horrorkabinetts, das schon vor der Vereidigung die Welt in Atem hält. Der designierte Verteidigungsminister Pete Hegseth muss auf das Amt verzichten, weil herauskommt, dass er sich neben unverfänglichen Kreuzritter-Tattoos auch ein Tom-of-Finland-Motiv hat stechen lassen.
Der dritte Weltkrieg kann nur knapp abgewendet werden, als ein aus dem Zoo von San Diego verschwundener Panda leblos im Auto des künftigen Gesundheitsministers Robert F. Kennedy jr. gefunden wird: Präsident Xi sieht davon ab, den roten Knopf zu drücken, weil Donald Trump ihm glaubhaft versichert, Kennedys Fehlverhalten sei auf einen Hirnschaden infolge einer Corona-Impfung zurückzuführen, die ihm gegen seinen Willen verabreicht wurde.
Zum Showdown kommt es, als Trump entdeckt, dass sein Bürokratie-Terminator Elon Musk die Zahl der Trump-Follower auf der Plattform X künstlich begrenzt hat: Der President-elect lässt Musk kidnappen und im Frachtraum einer Space-X-Rakete mit dem nächsten Satellitenstart unbemerkt im All entsorgen. Idee für eine Sequel-Serie: Musk hat auf der dunken Seite des Mondes überlebt und ergreift von dort aus die Weltherrschaft.
„Inside Pyongyang“
Während in Südkorea ein irrlichternder Präsident das Land um ein Haar in eine Militärdiktatur verwandelt hätte, erweist sich der Norden der Halbinsel als Hort der Stabilität: Seit vielen Jahrzehnten regiert dort mit Weisheit und Milde die Familie der Kims. Eine vom Geliebten Führer selbst in Auftrag gegebene Dokumentarreihe gestattet nun erstmals intime Einblicke in den Alltag der Dynastie.
Schauen Sie zu, wie Kim Jong-un bittere Tränen vergießt, weil das feindliche Ausland die vorbildlichen Erholungseinrichtungen für nordkoreanische Bürger als „Lager“ diffamiert. Seien Sie dabei, wenn der Oberbefehlshaber ein Regiment verdienter Werktätiger zu einem Abenteuerurlaub in Russland inklusive Teilnahme an einer grenzüberschreitenden Spezialoperation verabschiedet. Begreifen Sie beim Zuschauen aber auch, dass Strenge stets die wachsame Schwester der Güte sein muss: Den Marineminister, der zugelassen hat, dass der Moskauer Auftrag zur Demontage einiger Datenkabel in der Ostsee an einen chinesischen Kapitän ging, ereilt der Ordnungsruf aus dem Rohr einer Flugabwehrkanone.
„Royal Start-up“
Schadenfreude ist die schönste Freude, und deshalb wird „Royal Start-up“ die erfolgreichste Sitcom des Jahres: Erleben Sie, wie zwei exilierte Jungadlige in den USA um ihr täglich Brot kämpfen und dabei immer wieder auf drollige Weise scheitern. Nachdem Meghan als Bloggerin und Kinderbuchautorin versagt hat, bietet sie ihre Dienste als Upperclass-Nanny an, wird aber nach einem Tag wieder entlassen, weil sie die Kleinen ermuntert hat, eine Liste aller Mikroaggressionen zu erstellen, die ihnen von ihren Eltern zugefügt wurden.
Gatte Harry verliert seinen Job als Hubschrauberpilot, nachdem er seinen Ko-Piloten, der zufällig William hieß, wegen einer Nichtigkeit aus dem Cockpit zu stoßen drohte. Dann kommt ihm die vermeintlich rettende Idee: In einer Uniform von Rommels Afrikakorps bewirbt er sich um Aufnahme in Donald Trumps Prätorianergarde „Proud Boys“ und wird sofort genommen.
Leider verschweigt er im Vorstellungsgespräch die Hautfarbe seiner Frau. Nach Großbritannien abgeschoben, scheint das Paar seinen Frieden zu finden. Dann aber ein Anruf aus Paris: Präsident Macron beschließt angesichts der Unregierbarkeit seines Landes die Wiedereinführung der Monarchie und erinnert sich mangels verfügbarer Bourbonen an den alten Anspruch Englands auf den französischen Thron. Titel der Episode: „French Connection“.
„Die Nagelsmannschaft“
Endlich darf man diesen Satz wieder sagen: Ich bin stolz, ein deutscher Nationalmannschaftsfan zu sein. Die Serie zum Hochgefühl wird im Auftrag des DFB mit Sponsorengeld aus Qatar, Saudi-Arabien und Dubai gedreht: Julian Nagelsmann coacht unsere Elf zum WM-Titel. Folge für Folge steigert der Trainervirtuose die Leistungsfähigkeit von Kimmich, Musiala und Kollegen: Statt Videos von fliegenden Wildgänsen zeigt er den Kickern zur Motivation Bilder von Paarungsritualen afrikanischer Berggorillas. Nach dem 7:1 im Testspiel gegen Frankreich lehrt er die Jungs aber auch Demut, indem er sie in einer Pariser Banlieue gegen eine Auswahl der lokalen Betäubungsmittelvertriebsgesellschaft antreten lässt. So gestählt, fegt das Team beim Endspiel in New Jersey 2026 die Auswahl des Gastgebers vom Platz, woraufhin die USA die NATO verlassen.
Nagelsmann erhält vom Bundespräsidenten auf den Stufen des Franz-Beckenbauer-Mausoleums das Goldene Lorbeerblatt mit Eichenlaub und setzt sich erfolgsgesättigt zur Ruhe. Exposé für die nächste Serienstaffel: Nach dreimaligem Gewinn der Champions League mit dem FC Barcelona kehrt Hansi Flick als Nationaltrainer zurück. Arbeitstitel: „Die Wildgänse kommen II“.
„Germany’s Next Super-Counsellor“
Nach der Machtübernahme von Friedrich Merz wird Dieter Bohlen zum Super-Counsellor ernannt. Wie er Deutschland wieder in die Gänge bringt, zeigt eine Dokusoap im neuen Regierungskanal RDB. In Folge eins bittet Bohlen die Bewerber um Ministerämter zum Casting und siebt gnadenlos aus („Julia, deine Performance ist so flach, da könnte ich fast drauf laufen!“). Anschließend hilft der Marketing-Genius der lahmenden Wirtschaft auf die Beine, indem er minder begabte Unternehmer zu beruflicher Neuorientierung ermuntert („Vielleicht braucht Elon Musk noch einen Praktikanten?“).
Hochspannend wird es in der Folge „Ein Lied für Moskau“. Bohlen redet dem Kanzler die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine aus und schlägt stattdessen ein Ultimatum an Putin vor: Entweder er stellt sofort das Feuer ein, oder das wiedervereinigte Popduo „Modern Talking“ nimmt einen Friedenssong auf und lässt ihn viral in Russland verbreiten. Spoiler: Putin kapituliert.
„Band of Brothers Reloaded“
Der D-Day ist vorbei, das Landungsboot von Lieutenant „Chris“ Lindner hat die Tarnklappe fallen lassen und den ungeliebten Kommandanten samt Waffengefährten der offenen Feldschlacht überantwortet. Unter rot-grünem Dauerfeuer kämpft sich das beglückte Häuflein Brüder durch märkische Minenfelder bis zum 23. Februar den Weg in den Bundestag frei.
Seien Sie dabei, wenn sich die Männer der „Big Yellow One“-Division vor den Attacken der Kanzleramtsverteidiger unter Generalfeldmarschall Miersch wegducken; fühlen Sie mit, wenn der abgebrühte Master Sergeant Kubicki den jungen Lindner nach wochenlangem Moral Bombing tröstend in den Arm nimmt: „Kopf hoch, Mann, Sie haben genug sittliche Reife, um Scholz dreimal das Wasser zu reichen.“
Auf den tränenreichen Cliffhanger folgt der militärische Durchbruch: Mithilfe der Drohne „Strack-Zimmermann“, dem neuen gemeinsamen europäischen Rüstungsprojekt, schafft es der Invasionstrupp, die Fünf-Prozent-Mauer um das Parlament zu durchbrechen – und in der Schlusseinstellung weht, vom siegreichen Lindner gehisst, die blau-gelb-pinke Fahne über der Parlamentskuppel sanft im Berliner Winterwind.