Ein melancholischer Thomas Müller: Die Zeichen beim FC-Bayern-Urgestein stehen auf Abschied | ABC-Z
München – Vor fast genau einem Jahr war für alle Bayern-Fans und Sympathisanten von Thomas Müller bereits am 19. Dezember Bescherung. Für den Urbayern des FC Bayern freilich. Fünf Tage vor Weihnachten, einen Tag vor dem Auswärtsspiel in Wolfsburg, machten die Münchner den Verbleib des Offensivspielers um ein weiteres Jahr bis zum Ende der Saison 2024/25 bekannt.
Die Statements der Bayern-Bosse zu Müller klangen wie hymnische Laudationen. Etwa aus dem Munde von Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen, der sagte: “Ein großartiger Kommunikator, der allzeit einen guten Spruch auf den Lippen und Spaß an der Arbeit hat. Müller bleibt das ‘M’ im ‘Mia san Mia'”. Für Präsident Herbert Hainer gehört Müller “zum FC Bayern wie die Frauenkirche zu München. Der FC Bayern wurde von vielen Persönlichkeiten geprägt, einen Spieler wie Thomas Müller wird es nie wieder geben.” Kann man unterschreiben. Die Frage ist nur: Wie lange noch? Sein Vertrag endet am 30. Juni 2025.
Nach Abpfiff gegen Donezk: Thomas Müller wurde sentimental
Der 35-Jährige wurde zu Beginn dieser Saison zum Rekordspieler des Rekordmeisters, überholte Vereinslegende Sepp Maier (80). Im Auswärtsspiel am Samstag in Mainz (15.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) könnte Müller seine 487. Bundesliga-Partie für seinen Herzensverein bestreiten. Mehr noch: In der laufenden Saison könnte er den Klub der 500er erreichen, den bis dato lediglich zwölf Spieler angehören, unter anderem Manuel Neuer mit aktuell 512 Liga-Spielen für Schalke und die Bayern.
Ein Einsatz in Mainz wäre zudem Müllers 728. Pflichtspiel in allen Wettbewerben, vielleicht garniert er es mit seinem 247. Tor. Um direkt an Nummer 246 anzuknüpfen, das er am Dienstag beim 5:1 in der Champions League gegen Schachtar Donezk, ausgetragen auf Schalke, im Fallen reingeschoben – nein: natürlich reingemüllert – hatte. Als Ersatzmann von Mittelstürmer Harry Kane stand er goldrichtig. Dieser Treffer, seine Rettungstat auf der Torlinie nach einem Eckball für die Ukrainer und die Begleitumstände ließen Müller sentimental werden.
Müller: Bundesliga-Duell gegen Schalke wird es für ihn nicht mehr geben
“Ich bin sehr gerne hierhin gekommen, auch aus melancholischen Gründen”, meinte der gebürtige Weilheimer nach dem Spiel und dachte dabei wohl an sein letztes Spiel in der Veltins-Arena vor fast vier Jahren zurück – damals aufgrund der Corona-Pandemie ohne Zuschauer. “Das Stadion macht einfach Spaß”, so Müller weiter, “vor allem, wenn S04 in der Bundesliga spielen würde. Aber das ist kein Wunschkonzert.”
Im Mai 2023 war Schalke wieder einmal aus der Bundesliga abgestiegen, ein Wiederaufstieg ist auch im aktuell zweiten Anlauf in weiter Ferne. Heißt für Müller: Gegen die Königsblauen in deren Arena – das wird vorerst nichts. Wahrscheinlich sogar nie wieder.
Kompany weicht erneut Frage nach Müllers Zukunft aus
Im und um den Verein verdichten sich die aktuell die Anzeichen, dass seine 17. (!) Saison seit seinem Debüt bei den Profis im August 2008 (unter Trainer Jürgen Klinsmann) die tatsächlich letzte des Offensiv-Allrounders ist. Der letzte Tanz – ob wie vor zwei Wochen vor der Südtribüne, der “Gelben Wand” in Dortmund, nun auf Schalke oder Samstag in Mainz. Allüberall duftet es in der Weihnachtszeit nach Plätzchen, in Müllers Fall riecht es nach Wehmut und Krokodilstränen.
Noch ist keine Entscheidung gefallen, doch die Worte von Vincent Kompany am Freitagmorgen an der Säbener Straße klangen nach Abschied. Wer eines Tages diesen Müller ersetzen könne? Die ausweichende Antwort des Bayern-Trainers: “Wir sprechen mit dem Spieler über alles, was die Zukunft betrifft. Ich denke noch nicht so weit voraus, ob und wer Thomas Müller ersetzen kann. Wichtig ist der Übergang. Es muss alles zur richtigen Zeit passieren.”
Am besten mit einem großen Knall: Dem zweiten “Finale dahoam” in der Königsklasse am 31. Mai 2025. Aber auch Müller weiß: Alles kein Wunschkonzert.