Berlin

Ehec-Fälle in Mecklenburg-Vorpommern: Mindestens ein Berliner Kind betroffen | ABC-Z

Erkrankung

Ehec-Fälle in Mecklenburg-Vorpommern: Mindestens ein Berliner Kind betroffen


Bild: picture alliance/dpa/G.Kirchner

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es seit dem Sommer eine Häufung von Ehec-Infektionen. Vor allem für Kinder kann dies gefährlich werden. Mindestens ein Kind aus Berlin ist nun erkrankt – ob dies in MV geschah, wird derzeit geprüft.

  • Ehec-Bakterium sondert Giftstoffe ab, die zu schweren Erkrankungen führen können
  • Hot-Spot derzeit in Mecklenburg-Vorpommern – Ursache unklar
  • mindestens ein Berliner Kind infiziert – ein weiteres unter Verdacht
  • derzeit keine bekannten Fälle in Brandenburg im Zusammenhang mit der Meldung

Mindestens ein Kind aus Berlin, das derzeit mit dem Erreger Ehec infiziert ist, hat sich damit mutmaßlich in Mecklenburg-Vorpommern angesteckt. Dies sagte das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales, Lageso, am Mittwochvormittag gegenüber rbb|24. Ob der Ehec-Aussbruchsstamm auch tatsächlich aus Mecklenburg-Vorpommern stamme, werde derzeit geprüft.

Bei einem weiteren Kind aus Berlin sei derzeit nicht klar, ob es sich mit Ehec angesteckt habe, sagte eine Lageso-Pressesprecherin. Beide Kinder hatten jedoch eine Exposition in Mecklenburg-Vorpommern und beide weisen das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) auf, eine schwerwiegende Blut- und Nierenerkrankung. Eine Ehec-Infektion gilt als weitaus häufigste Ursache für HUS. Beide Kinder werden derzeit stationär behandelt, eines davon in Leipzig.

Bisher keine Ehec-Erkrankungen aus Brandenburg bekannt

Beide Kinder haben sich in Mecklenburg-Vorpommern im Landkreis Vorpommern-Greifswald aufgehalten, bestätigte zudem das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) in Mecklenburg-Vorpommern. Ehec-Fälle aus Brandenburg im Zusammenhang mit den Fällen in Mecklenburg-Vorpommern seien derzeit nicht bekannt, sagte eine Sprecherin rbb|24.

Am Dienstag war bekannt geworden, dass sich fünf weitere Kinder zwischen 20 Monaten und 6 Jahren mit Ehec angesteckt haben. Damit steigt die Fallzahl in Mecklenburg-Vorpommern auf derzeit insgesamt 27 Ehec-Fälle. Die Ursache des Ausbruchs ist bisher immer noch unklar. Das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) unterstützt die lokalen Behörden in Mecklenburg-Vorpommern bei der Suche mit einem neuen Fragebogen.

Unter den seit Mitte August in Mecklenburg-Vorpommern an Ehec erkrankten Menschen sind 21 Kinder und Jugendliche. Neun der Betroffenen entwickelten HUS, was zur Zerstörung der roten Blutkörperchen, Blutgerinnungsstörungen und Funktionsstörungen der Nieren führen kann. Von den Erkrankten werden aktuell 16 stationär behandelt.

Die meisten Infektionen sind bisher aus den östlichen Landkreisen Vorpommern-Greifswald und Vorpommern-Rügen gemeldet worden.

Ehec besonders für Kinder gefährlich

Ehec steht für enterohämorrhagische Escherichia coli und bezeichnet bestimmte krankmachende Stämme dieses Darm-Bakteriums, das vor allem bei Wiederkäuern wie Rindern, Ziegen und Rehen vorkommt [tagesschau.de]. Die Mikroben produzieren sogenannte Shigatoxine: starke Zellgifte, die bei Menschen schwere Durchfallerkrankungen bis hin zu blutigen Durchfällen sowie HUS verursachen können.

Die Erreger befinden sich im Kot der betroffenen Tiere – sie selbst erkranken in der Regel nicht daran. Gelangt der Erreger auch in kleinen Mengen beispielsweise auf das Fell der Tiere, können Bakterien über Streicheln und Berührung übertragen werden. Auch rohe Lebensmittel können eine Infektionsquelle für den Menschen darstellen.

Kinder sind besonders gefährdet, weil ihr Immunsystem und ihre Organe noch nicht ausgereift sind.

2025 mehr Ehec-Fälle in Berlin – auch aufgrund gründlicherer Diagnose

Bis Ende August 2025 gab es laut Berliner Lageso keinen außergewöhnlichen Anstieg der Ehec-Fallzahlen. In der 35. Meldewoche liegen bislang fünf Fälle vor, in der Meldewoche zuvor waren es sieben Fälle. Bei allen Berliner Ehec-Fällen aus der 35. Meldewoche handelt es sich laut Lageso um Erwachsene. Keine Person musste im Krankenhaus behandelt werden, Zusammenhänge zum Geschehen in Mecklenburg-Vorpommern seien der Behörde nicht bekannt, wie sie dem rbb in der vergangenen Woche mitteilte.

Insgesamt gab es 2025 bereits mehr als 160 gemeldete Ehec-Fälle in Berlin [data.lageso.de], diese Zahl liegt laut Lageso weit über dem Median (rund 58 Fälle) der Vorjahre. Von den insgesamt mehr als 160 in Berlin an Ehec erkrankten Personen seien 20 in einem Krankenhaus behandelt worden, vier davon waren noch minderjährig, sagte eine Lageso-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur Ende August. Allerdings verweist die Behörde auch darauf, dass seit September 2023 bei entsprechenden Tests in Laboren regelmäßig nach Ehec-Bakterien gesucht werde, was vorher nicht der Fall war.

2011 letzter großer Ehec-Ausbruch in Deutschland

Generell sind Ehec-Infektionen nicht ungewöhnlich: In Mecklenburg-Vorpommern wurden im Jahr 2024 mehr als 130 Fälle erfasst, im Jahr davor 80. Im Jahr 2011 hatte es einen großen Ehec-Ausbruch in Deutschland [tagesschau.de] gegeben, rund 3.800 Erkrankungen wurden dabei erfasst, mehr als 50 Menschen starben. Als wahrscheinliche Ursache gelten damals verunreinigte Sprossen aus Ägypten importierter Bockshornkleesamen.

Korrekturhinweis, Mittwoch 03.09.2025, 14:05 Uhr:

In einer früheren Version dieses Beitrags hieß es, die Ehec-Infektion eines Berliner Kindes habe gesichert in Mecklenburg-Vorpommern stattgefunden. Tatsächlich wird derzeit noch geprüft, ob die Infektion dort stattfand. Wir haben die Berichterstattung entsprechend angepasst.

Sendung: rbb24 Abendschau, 03.09.2025, 19:30 Uhr


Back to top button