Edigna: Ein Leben als Dienerin Gottes – Fürstenfeldbruck | ABC-Z
Im Jahr 1600, also vor 425 Jahren, sind die Gebeine der seligen Edigna auf den Seitenaltar der Dorfkirche in Puch erhoben und zur Verehrung ausgestellt worden. „Von da an begann die Blüte eines Kults um die Selige, die die Völker vereint und durch die Jahrhunderte wirkt“, heißt es in dem Kalender, den die Apostolische Exarchie für die Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien (UGKK) für 2025 herausgegeben hat. Dankend wird darin erwähnt, dass der Edigna-Verein Puch, insbesondere dessen Ehrenvorsitzende Edigna Kellermann und der Pfarrgemeinderat der Sankt-Sebastian-Kirche, das Kalenderprojekt mit Bildern und Texten unterstützten. Auf den Rückseiten der zwölf reich und eindrucksvoll bebilderten Monatsblätter ist die Historie zusammengefasst, die durch Dokumente und Votivgaben, aber auch legendenhaft Edignas Leben von ihrer Geburt an belegt und ihr wundersames Wirken in Puch bis zu ihrer Verehrung in unsere Zeit hinein beschreibt. Deutlich wird zudem, dass das Gebet zur seligen Edigna die Exarchie mit dem Edigna-Verein in Puch aufs engste verbindet und der Angriffskrieg Russlands die langjährige gemeinsame Verehrung noch intensiver werden ließ.
Nach einführenden Worten von Bischof Bohdan, dem apostolischen Exarchen, wird erklärt, dass Edigna die Tochter des französischen Königs Heinrich I. und dessen Gattin Fürstin von Kyjiw, Anna Jaroslawna, war und damit die Urenkelin des heiligen und apostelgleichen Großfürsten Volodymyr des Großen und die Enkelin des einstigen Herrschers der Kyjiwer Rus, Jaroslaw des Weisen. Von ihrer Lebensgeschichte seien drei Nationen berührt: die Ukraine, aus der sie stammt, Frankreich, wo sie um 1055/1058 zur Welt kam, und Deutschland, wo sie ihr Leben als Dienerin Gottes und ihrer Mitmenschen verbrachte.
In monatsweise zusammengefassten Kapiteln wird neben Edignas Abstammung auf historische Zeugnisse eingegangen und unter dem Titel „Den Thron verlassen, um zu dienen“, ausführlich über ihre Ankunft und ihr Wirken in Puch berichtet. „Wegen eines Gelübdes der Jungfräulichkeit und aus Liebe zu ihrem wirklichen Bräutigam, Jesus Christus, sei Edigna vom königlichen Hof geflohen, um einer erzwungenen Ehe zu entgehen“, heißt es. Auf ihrer Flucht sei sie nach Bayern gelangt, wo sie ein Bauer auf einem Ochsenkarren mitgenommen habe, auf dem sich auch ein Hahn und ein Glöcklein befunden hätten. In der Nähe von Puch hätten die Ochsen plötzlich angehalten, der Hähn gekräht und das Glöcklein gebimmelt. Edigna habe dies als Zeichen göttlicher Vorsehung gedeutet und beschlossen, an diesem Ort zu bleiben und gläubig zu leben.
35 Jahre lang soll sie in Puch in einer großen Linde gelebt haben
35 Jahre lang habe sie in Puch in der Baumhöhle einer großen Linde (die noch heute auf dem Friedhof steht) Gott und den Menschen gedient. Auf dem Juniblatt erfährt man unter anderem, dass 1765 vom Abt des Klosters Fürstenfeld, Martin II. Hazi, einige Reliquien an eine Edigna-Kirche in Hofdorf bei Bogen (Niederbayern) abgegeben wurden. Auf weiteren Monatsblättern, auf deren Vorderseite jeden Tag bedeutender Heiliger gedacht wird, werden die Geschichte des Edigna-Vereins sowie dessen Aktivitäten vorgestellt.
Seit 1959 finden alle zehn Jahre Edigna-Spiele statt
Die seit 1959 anlässlich des Todestages der Seligen erstmals aufgeführten und alle zehn Jahre stattfindenden Edigna-Spiele werden dabei besonders gewürdigt. Zudem wird an Besuche honoriger Ukrainer sowie von Abordnungen der Exarchie erinnert. Zuletzt im Mai 2024 hatten sich Bischöfe der Ständigen Synode der UGKK zum Gebet in Puch versammelt. Am Ende des Kalenders ist noch eine Karte mit Niederlassungen der Exarchie sowie die Edigna-Ballade eines unbekannten Verfassers aus dem Jahr 1846 abgedruckt.
Der Kalender über die selige Edigna wird im Klosterladen Fürstenfeld von Freitag bis Sonntag zu den Öffnungszeiten gegen eine Spende an die Exarchie abgegeben.