EBU sagt Abstimmung über Teilnahme Israels am Eurovision Song Contest vorerst ab | ABC-Z

Die Europäische Rundfunkunion (EBU) hat die für November geplante Abstimmung über eine Teilnahme Israels am Eurovision Song Contest (ESC) nach einer Sitzung der sogenannten Referenz-Gruppe, einer Art Aufsichtsrat des ESC, am Montag abgesagt. Der Sinneswandel geht offenbar auf die erfolgreichen Friedensverhandlungen im Nahen Osten und das Ende der Kampfhandlungen im Gazastreifen zurück.
EBU-Mitglieder wie Irland, Island, die Niederlande, Slowenien und Spanien hatten wegen des andauernden Gazakriegs damit gedroht, den nächsten ESC in Wien im Mai 2026 zu boykottieren, sollte Israel nicht von dem Wettbewerb ausgeschlossen werden. Österreichs Regierung wiederum soll laut der österreichischen Zeitung „Der Standard“ Druck auf den ORF ausgeübt haben, den ESC als zuständiger Sender nicht auszurichten, falls Israel von dem Wettbewerb ausgeschlossen würde.
„Eine offene und persönliche Diskussion“
In einer Stellungnahme der EBU, die der F.A.Z. vorliegt, heißt es: „Angesichts der jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten war sich der Vorstand (Sitzung am 13. Oktober) einig, dass es unbedingt notwendig sei, eine offene und persönliche Diskussion unter seinen Mitgliedern über die Frage der Teilnahme am Eurovision Song Contest 2026 zu organisieren. Folglich beschloss der Vorstand, das Thema auf die Tagesordnung seiner ordentlichen Winter-Generalversammlung zu setzen, die im Dezember stattfinden wird, anstatt im Voraus eine außerordentliche Sitzung zu organisieren.“
Damit bleiben der EBU und auch dem ORF mehr Zeit, die Wogen hinter den Kulissen zu glätten. Offiziell ist nur von einer Aussprache im Dezember die Rede, eine Abstimmung über die Teilnahme Israels ist offenbar nicht geplant.
Nur der niederländische Sender Avrotros hatte sich schon im Vorfeld eindeutig positioniert. Gegenüber der niederländischen Zeitung „AD“ sagte Avrotros am Samstag und damit vor der formellen Besiegelung des von Donald Trump initiierten Abkommens zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas in Scharm el-Scheich, dass, selbst wenn es zu einem baldigen Waffenstillstand kommen sollte, sich nichts „an unserer Haltung“ ändern werde. Man habe die Entscheidung, den ESC zu boykottieren, sollte Israel teilnehmen, sorgfältig und mit Überzeugung getroffen. „Wir werden weder das schwere menschliche Leid in Gaza noch die Aushöhlung der Pressefreiheit und die zahlreichen Opfer unter Journalisten vergessen.“