E-Autobauer unter Druck: Wie gefährlich wird Trump für Tesla? | ABC-Z

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Tesla kämpft mit sinkenden Verkaufszahlen – und mit Donald Trump. Der US-Präsident greift Tesla-Chef Elon Musk offen an. Was bedeutet das für die Zukunft des Elektroautobauers?
Der US-Elektroautopionier Tesla kämpft derzeit gleich an mehreren Fronten. Während sich die strukturellen Herausforderungen auf dem Markt für E-Autos verschärfen und Konkurrenten immer mehr Druck machen, droht dem Unternehmen gleichzeitig politisches Ungemach – und das aus einer Richtung, die ihm bis vor kurzem noch als wohlgesonnen galt.
Erst in dieser Woche drohte US-Präsident Donald Trump damit, die staatlichen Subventionen für Tesla und andere Unternehmen aus dem Imperium von Elon Musk überprüfen zu lassen. Er reagierte damit auf die scharfe Kritik Musks an seinem neuen Steuer- und Ausgabengesetz, das er selbst “One Big Beautiful Bill” nennt.
“Elon bekommt möglicherweise mehr Subventionen als jeder andere Mensch in der Geschichte, bei weitem.” Ohne diese Unterstützung müsste Musk “wahrscheinlich seinen Laden dichtmachen und nach Südafrika zurückkehren”, polterte Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social.
So viele Subventionen bekommen die Musk-Firmen
Doch was ist dran an Trumps Behauptungen? Wie viele Subventionen bekommen Tesla und Co. tatsächlich? Laut einer Analyse der Washington Post von Anfang 2025 haben Musk-Unternehmen über 20 Jahre hinweg 38 Milliarden Dollar in Form von staatlichen Zuschüssen, Darlehen, Beihilfen und Steuergutschriften erhalten.
Dabei flossen fast zwei Drittel dieser 38 Milliarden Dollar in den vergangenen fünf Jahren. Allein 2024 stellten Bund und Länder mindestens 6,3 Milliarden Dollar an Musks Unternehmen bereit. Tesla soll der Washington Post zufolge seit 2020 über eine Milliarde Dollar an Subventionen erhalten haben – pro Jahr.
Steuerbonus für Elektrofahrzeuge wichtig für Tesla
Dazu gehört auch der sogenannte EV-Steuerbonus, der Käufern von Elektrofahrzeugen in den USA bis zu 7.500 Dollar bringt. Fiele dieser Anreiz weg, könnten die Tesla-Verkäufe um bis zu 17 Prozent einbrechen, schätzen die Experten der Schweizer Bank UBS.
Um seinen Marktanteil aufrechtzuerhalten und im Elektroautomarkt weiter wettbewerbsfähig zu bleiben, müsste Tesla die Preise für das Model 3 und das Model Y um bis zu zehn Prozent senken, rechnen die UBS-Analysten vor. Ein Entzug staatlicher Subventionen würde Tesla wie im Übrigen auch die anderen Firmen aus dem Musk-Imperium somit empfindlich treffen.
Tesla auch an der Börse unter Druck
Kein Wunder also, dass die öffentlichen Zwistigkeiten zwischen den einstigen “Best Buddys” auch am Tesla-Aktienkurs deutliche Spuren hinterlassen haben. Dabei waren die Erwartungen an der Börse nach dem Wahlsieg Trumps im November riesig: Binnen weniger Wochen verdoppelte sich der Wert der Tesla-Aktie nahezu, Ende Dezember markierte sie bei 488,54 Dollar sogar ein Rekordhoch.
Doch die Euphorie ist mittlerweile der Ernüchterung gewichen, der Trump-Bonus merklich geschrumpft. Aktuell notiert die Tesla-Aktie “nur noch” rund 30 Prozent über ihrem Stand vor der Trump-Wahl. Seit Jahresbeginn liegt sie sogar knapp 25 Prozent im Minus.
Wertvollster Autokonzern der Welt
Der Elektroautobauer ist an der Börse derzeit noch gut 1,0 Billionen Dollar wert. Diese Zahl muss man aber im Vergleich zur Konkurrenz sehen: Laut einer aktuellen Analyse der Unternehmensberatung EY ist Tesla damit immer noch der mit Abstand wertvollste Autokonzern der Welt und das zehntwertvollste börsennotierte Unternehmen überhaupt.
Zum Vergleich: Die deutschen Autohersteller Mercedes-Benz, Volkswagen, BMW und Porsche kommen zusammen auf einen Börsenwert von gerade einmal knapp 208 Milliarden Dollar und belegen die Ränge 381, 402, 405 und 484.
Erneuter Absatzeinbruch im zweiten Quartal
Sind die Sorgen angesichts der jüngsten Kursverluste der Tesla-Aktie also übertrieben und Jammern auf hohem Niveau? Fakt ist: Der eskalierende Streit zwischen US-Präsident Donald Trump und Tesla-Chef Elon Musk kommt für den angeschlagenen Elektroautobauer wahrlich zur Unzeit.
Denn auch das operative Geschäft läuft bei Tesla so gar nicht rund. Erst in dieser Woche legte Musk erneut enttäuschende Verkaufszahlen vor: Der Konzern lieferte im zweiten Quartal weltweit gerade einmal 384.122 Fahrzeuge aus – ein Rückgang von 13,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Trump-Ängste der “letzte Nagel im Sarg” von Tesla?
Vor diesem Hintergrund spricht der US-Investor Ross Gerber mit Blick auf die zunehmenden politischen Risiken bei der Tesla-Aktie vom potenziell letzten Nagel im Sarg (“nail in the coffin”) des Musk-Unternehmens.
Tatsächlich scheint Tesla aktuell verletzlicher denn je – wirtschaftlich wie politisch. Wer in die Tesla-Aktie investiert, muss derzeit mehr als je zuvor bereit sein, politische und strukturelle Risiken einzupreisen. Die Volatilität, also die Schwankungsbreite des Aktienkurses, dürfte auch in den kommenden Wochen hochbleiben.
Tesla-Aktie kaufen oder verkaufen- Experten sind uneins
Wie unsicher auch Experten mit Blick auf die Zukunft des Konzerns sind, zeigt die große Bandbreite der Kursziele: So empfiehlt etwa Wedbush die Tesla-Aktie zum Kauf mit einem Kursziel von 500 Dollar, während die UBS zum Verkaufen rät – Kursziel 215 Dollar.
Welche Einschätzung näher an der Realität liegt, hängt aber nicht nur vom weiteren Erfolg oder Misserfolg des angestammten Elektroautogeschäfts und dem potenziellen Wegfall staatlicher Subventionen ab. Vielmehr dürften die Robotaxi-Pläne Musks über das Schicksal des Konzerns entscheiden. Seit wenigen Tagen läuft in der US-Stadt Austin ein Probebetrieb.
Jetzt kommt es auf das Robotaxi an
Elon Musk spricht seit Jahren davon, dass Tesla mehr wert sein werde “als Apple und Saudi Aramco zusammen”, sobald das Robotaxi erfolgreich eingeführt sei. Doch bis heute ist kein vollautonomes Tesla-Fahrzeug im Straßenverkehr zugelassen – weder in den USA noch anderswo.
Zudem hat die Konkurrenz in den vergangenen Jahren bereits große Fortschritte beim autonomen Fahren gemacht, allen voran die Google-Tochter Waymo. Nicht zuletzt ist für viele Experten Teslas “Vision-only”-Ansatz, der nur auf Kameras setzt und auf Laser-Radare (Lidar) verzichtet, viel zu gefährlich und daher ein absolutes No-Go.
Jenseits aller politischen Probleme und Herausforderungen auf dem Elektroautomarkt droht das Robotaxi damit, vom Hoffnungs- zum Risikofaktor für den Tesla-Konzern zu werden. Sollte Musk hier scheitern, könnte das wirklich zum “letzten Nagel im Sarg” des Elektroautopioniers werden.