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Dunkelflaute: 5 Zahlen zeigen, was in unserem Stromnetz falsch läuft | ABC-Z

Gestern war Dunkelflaute: Fünf Zahlen zeigen, was im deutschen Stromnetz alles falsch läuft

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    In der Pflanze steckt keine Gentechnik

    Aber keine Sorge:
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Freitag, 13.12.2024, 20:28

Der Strompreis verzehnfachte sich an Donnerstag und Freitag, weil Erneuerbare Energie wenig Strom lieferte, richtig? Nicht nur, meinen Kritiker. Auch Kohle und Gas liefen nicht mit Volllast. Ein Unding während einer Dunkelflaute. Die Bundesnetzagentur ermittelt. Fünf Zahlen zeigen, was im Stromnetz noch falsch läuft.

Auch am Freitag, 13. Dezember, erzeugte Deutschland wieder zu wenig Strom. Zwischen 7 und 8 Uhr verbrauchte die Bundesrepublik knapp 64 Gigawattstunden, erzeugte aber nur knapp 49 Gigawattstunden. Rund ein Viertel ihres Stromverbrauchs deckte sie also nicht aus eigener Kraft. Den ganzen Tag blieb dieses Minus.  Am Donnerstag betrug es teils sogar knapp 30 Prozent.

 

 

 

1. Weniger als ein Gigawatt: Erneuerbare Energien erzeugten kaum Strom

Wer nun annimmt, Hauptverantwortlicher für die Stromknappheit sind die Erneuerbaren Energien, hat nur teils recht. Wind- und Solaranlagen steuerten zuletzt zwar wenig Strom bei.

Die Windkraft erzeugte in den vergangenen Tagen häufig weniger als zwei Gigawattstunden Leistung, teils sogar weniger als eine Gigawattstunde. In diesen Zeiten speisten die vielen, vielen Windräder vor den Küsten und auf den Wiesen weniger Energie in das Stromnetz ein, als es ein einzelnes Atomkraftwerk könnte oder ein größeres Kohlekraftwerk. Ungewöhnlich für diese Jahreszeit.

 

 

 

Eher zur Jahreszeit passt, dass Photovoltaikanlagen im Winter Nebendarsteller bleiben. Kurze Tage, viel Nebel, flache Sonne: Der Dezember ist schlicht nicht die Zeit für viel Sonnenenergie. Sie erzeugte entsprechend in den vergangenen Tagen ebenfalls wenig Strom.

Am 9. und 10. Dezember strahlte die Erzeugergrafik im Grün, Blau und Gelb, die die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien anzeigen. Vom 11. Dezember bis zum Morgen des 13. Dezember verschwand das Windkraft-Grün fast vollständig. Wasserkraft und Biomasse blieben, den überwältigenden Teil der Stromerzeugung machten allerdings fossile Kraftwerke aus.

Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Denn womöglich hätten die fossilen Energien noch deutlich mehr Strom erzeugen können.

2. 50 Prozent: Gas und Kohle teils nur mit halber Kraft?

Am Freitag gab die Bundesnetzagentur bekannt, Vorwürfe gegen Kraftwerksbetreiber zu prüfen. Diese ließen Kohle- und Gaskraftwerke derzeit teils nur mit halber Kapazität laufen, um den Strompreis künstlich hochzutreiben, unterstellen ihnen Kritiker wie Hanns Koenig vom Beratungsunternehmen Aurora Energy Research.

„Eigentlich sollte die Leistung nicht so knapp sein, wie sie gerade ist“, sagte Koenig der FAZ . „Die aktuellen Preisspitzen sind schon höchst erstaunlich.“

Koenig belegt seine Aussage mit der Stromerzeugung durch Kohle und Gas im Vergleich zur installierten Leistung laut Bundesnetzagentur vom Donnerstag. Nach diesen liefen die Energiearten tatsächlich teils nur mit halber Kraft und in der Summe mit rund zwei Dritteln der installierten Leistung.

Dieser Darstellung widerspricht deutlich der Energiekonzern RWE. „Wir bestätigen daher ausdrücklich, dass wir nicht mehr Kraftwerke am Markt hätten anbieten können“, sagt eine Sprecherin auf Anfrage von FOCUS online. „Insofern entbehrt der Vorwurf bewusst Kapazität zurückgehalten zu haben jeder Grundlage.“

 

 

 

Die Sprecherin hält die von Koenig genannten Daten zur bereitstehenden Kapazität für zu hoch angesetzt. An den beiden Dunkelflaute-Tagen 11. und 12. Dezember „hat RWE alle technisch verfügbaren Kraftwerke wie gewohnt am Markt angeboten und aufgrund der hohen Preise dann auch voll am Netz gehabt“.

Ob die Vorwürfe stimmen oder das Dementi, muss nun die Bundesnetzagentur prüfen. Für Endkunden gleichen beide Optionen einer Enttäuschung. Entweder enthält ihnen jemand Strom oder es gibt nicht mehr.

Die Folgen ähneln sich: Teuer wird’s. Das zeigen die Börsenpreise.

3. 936 Euro: Strompreis geht durch die Decke

Schon während der Dunkelflaute Anfang November waren die Strompreise hochgeschnellt. Nun überstiegen sie damaligen Preise noch einmal deutlich: Mit durchschnittlich 936 Euro kostete Strom an der Börse am Donnerstag von 17 bis 18 Uhr rund zehnmal so viel wie sonst.

Im Gegensatz zu Anfang November lagen die Preise auch um diese Spitze deutlich höher. Im Tagesdurchschnitt kostete die Megawattstunde am Donnerstag mit knapp 400 Euro rund 70 Prozent mehr als 6. November, dem Höhepunkt der damaligen Dunkelflaute. Dieses Mal war Strom also deutlich knapper.

 

 

 

Diese Knappheit traf alle im Geldbeutel, die variable Stromverträge besitzen. Bei diesen Verträgen schwanken die Kosten für eine Kilowattstunde aus der Steckdose mit denen für eine Kilowattstunde an der Börse. Im Jahresdurchschnitt lohnen sich diese Verträge für die meisten Kunden. Diese Woche waren sie sehr teuer.

4. Zwei Nachbarn grummeln

Seine Stromlücke schloss Deutschland in dieser Woche durch Importe aus dem Ausland. „Es wird genug Strom produziert und importiert“, schreibt Netzagentur-Chef Müller. Die Gefahr von Blackouts und Brownouts sei gering. „Der europäische Markt sorgt für hohe Liquidität und wechselseitige Absicherung.“

Das stimmt. Lange Zeit exportierte Deutschland auch mehr Strom als es importierte. Erst seit einigen Jahren entwickelt sich das Land zum Stromeinkäufer.

Trotzdem beschweren sich norwegische und schwedische Politiker nun über die Bundesrepublik. Kauft diese in Skandinavien Strom, erhöhe sie dort die Nachfrage und treibe den Preis für die Endkunden, die dort meist flexible Stromverträge besitzen.

Stimmt nur halb, entgegnete das Bundeswirtschaftsministerium am Freitag bei X, ehemals Twitter: Deutschland und Schweden verbinde nur eine 0,6 GW schwache Leitung. Diese beeinflusse den Preis kaum, liefere oft aber auch deutschen Windpark-Strom nach Norden. Eine Hand wäscht die andere. „So funktioniert der Stromhandel.“

Habecks Ministerium dürfte durchaus recht haben. Wer die Politik in den vergangenen Jahren verfolgt hat, weiß aber, dass Länder ihre Wahlentscheidungen nicht immer nach der Wahrheit richten.

In Frankreich, von wo Deutschland mehr Strom importiert als aus Schweden, greift mit Marine Le Pen eine Politikerin nach der Macht, die internationale Zusammenarbeit wenig schätzt. Deutschland dürfte also gut daran tun, seine Energieversorgung abzusichern . Sicher ist sicher.

5. 500 Gramm CO2/kWh: Deutschland produziert derzeit dreckigen Strom

Der niedrige Anteil erneuerbarer Energien am deutschen Strommix treibt dessen CO2-Bilanz: Laut Zahlen des Datenportals Electricity Map stieß die Bundesrepublik von Donnerstagmittag bis Freitagmittag rund 500 Gramm CO2 pro erzeugter Kilowattstunde Strom aus. Damit erzeugte es seinen Strom deutlich dreckiger als die meisten anderen Länder.

 

 

 

Selbst den Strom, den es importiert, bezieht es mitunter aus sehr dreckigen Quellen. In den vergangenen Tagen flossen teils zwei Gigawatt aus Polen in die Bundesrepublik. Das Land erzeugt bei seiner Stromherstellung aber deutlich mehr CO2 als alle anderen unserer Nachbarländer. Ebenfalls viel Strom kaufte die Bundesrepublik aus Frankreich ein, wo dieser Großteils nuklear erzeugt wird.

Zur Einordnung: Deutschland importierte während der Dunkelflaute teils mehr Strom aus Polen und Frankreich als es mit Solar- und Windkraft erzeugte.

 

 

 

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