IRU mit Ausblick auf 2025: Straßenfrachtraten unter Druck | ABC-Z

Die Internationale Road Transport Union (IRU), Transport Intelligence und Upply haben den Benchmark-Index europäischer Straßengüterverkehrsraten für das vierte Quartal 2024 veröffentlicht.
Im Vergleich zum dritten Quartal verbesserte sich die Entwicklung zwar, allerdings sank der Spotraten- und der Kontraktratdenindex im Vergleich zum Vorjahresquartal. Gleiches gilt für den Spotraten-Benchmark-Index und den Kontraktraten-Benchmark-Index.
Der Anstieg der Spotraten fiel im vierten Quartal laut den Experten niedriger aus als der der Kontraktraten. Im dritten Quartal waren beide Raten noch gefallen.
Wie sich die Frachtraten im Spot- und Kontraktmarkt entwickelt haben
Konkret stieg der Kontraktratenindex im Vergleich zum dritten Quartal (Q3) um 2,8 Punkte, im Vergleich zum vierten Quartal 2023 sank er allerdings um 1,4 Punkte. Der European Road Freight Contract Rate Benchmark Index erreichte im vierten Quartal 128,9 Punkte. Damit lag er 2,8 Punkte höher als in Q3. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum war er aber 1,4 Punkte niedriger.
Der Spotraten-Index nahm im vierten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 0,5 Punkte zu, dagegen sank er im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1 Punkt. Der European Road Freight Spot Rate Benchmark Index kam auf 123,9 Punkte. Er lag damit 0,5 Punkte höher als im Q3 2024, aber 1 Punkt niedriger als im vierten Quartal 2023.
Insgesamt zeigt sich laut IRU, dass die Kontraktraten schneller steigen als die Spotraten. Der Spot-Index ist erstmals im zweiten Quartal 2023 unter die Kontraktraten gesunken. Er befindet sich nun seit sieben aufeinanderfolgenden Quartalen unter dem Kontraktindex. Zum vierten Quartal liegt der Abstand bei 5 Indexpunkten. Er ist damit etwas kleiner als vor einem Jahr, als der Abstand 5,4 Indexpunkte betrug.
Moderater Anstieg der Rate für 2025 erwartet
Die Partner leiten aus den steigenden Kontrakt- und Spotraten eine allmähliche Erholung des Straßengüterverkehrs ab. Sie weisen allerdings drauf hin, dass sich die EU weiterhin in einem stagnierendem Wirtschaftsumfeld bewegt. Sie erwarten, dass sich der moderate Anstieg der Raten aus dem vierten Quartal auch im Jahr 2025 weiter fortsetzt. Der Grund dafür seien die anhaltend hohen Kosten und ein leichter Anstieg der Nachfrage.
„Die Nachfrage in Europa ist immer noch relativ schwach. Damit ist der Aufwärtsdruck auf die Raten relativ gering“, erläutert Michael Clover, Leiter der Abteilung für kommerzielle Entwicklung bei Ti. Die Kapazitäten seien aber weiter begrenzt und die Kosten stiegen weiter. „Daher erwarten wir, dass sich der moderate Anstieg der Raten aus dem vierten Quartal bis 2025 fortsetzen wird.“
Fahrermangel und steigende Löhne heben Wirkung sinkender Dieselpreise zum Teil auf
Außerdem gab der Verband noch Zahlen zum aktuellen Fahrermangel und zur Entwicklung der Dieselpreise bekannt. Beides sind Kostenanteile der Unternehmen, die sich auch auf die Spot- und Kontraktraten auswirken.
Demnach fehlen derzeit in ganz Europa 500.000 Lkw-Fahrer. Das entspreche 12 Prozent aller Stellen. Die Experten erwarten, dass der anhaltende Fahrermangel sowohl die Kontrakt- als auch die Spotraten in die Höhe treiben dürfte. Der Grund: Die verfügbaren Kapazitäten seien begrenzt und die Kosten für die knappen Fahrer würden steigen.
Im vierten Quartal sind die verschiedenen Anteile an den Gesamtkosten der Branche laut IRU gestiegen – mit Ausnahme des Diesels. Die Arbeitskosten erhöhten sich demnach im Jahresvergleich um 5 Prozent. Die Fahrerlöhne waren dabei der am schnellsten wachsende Anteil der Arbeitskosten. Die Kosten für Diesel gingen in dem Quartal um 11,7 Prozent zurück und milderten den Angebotsdruck auf die Raten.
Mit 1,50 Euro pro Liter lagen die Dieselpreise Ende September 2024 demnach auf dem niedrigsten Stand seit Januar 2023. Am 30. Dezember lag der gewichtete EU-Durchschnittspreis für Diesel bei 1,57 Euro pro Liter. Im Vergleich zum September stiegen die Preise so um 4,6 Prozent.
Mögliche Lieferkettenstörungen und Kostensteigerungen haben Auswirkungen auf Frachtraten
„Die europäischen Straßenfrachtraten befinden sich im Spannungsfeld zwischen steigenden Kosten und schwacher Nachfrage“, bewertet Thomas Larrieu, Chief Executive Officer von Upply, die Lage.
Während der niedrige Konsum durch Verbraucher verhindere, dass die Preise zu stark steigen, wirken hohe Arbeitskosten und begrenzte Kapazitäten einer Senkung der Preise entgegen. Steigende Mautgebühren, Fahrermangel und neue EU-Vorschriften steigern laut den Partnern sowohl die Betriebskosten als auch die Kapitalinvestitionen immer weiter. Solch ein Umfeld ermögliche nur niedrige Gewinnspannen für die Branche und lasse wenig Spielraum für weitere Kostensenkungen.
„Vor diesem Hintergrund können selbst geringe Kostensteigerungen oder Unterbrechungen der Lieferkette die Raten in die Höhe treiben, auch wenn die Nachfrage weiterhin schwach ist“, so Larrieu.