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Wiedereröffnung in Lenggries: Das Brauneck-Hotel heißt jetzt Flesslers – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Drei Jahre lang war das ehemalige Arabella Brauneck-Hotel geschlossen, was eine schmerzhafte Lücke im touristischen Angebot der Region verursachte. Nach 17 Monaten Umbauzeit wurde das markante Hotel an der Münchner Straße, das so etwas wie das Wahrzeichen von Lenggries ist, Ende September wieder eröffnet. Bereits bei der Anfahrt lässt sich erkennen, welche Verwandlung das Haus erfahren hat. Die Fassade ist heller geworden, und dort, wo früher Autos parkten, findet sich nun ein Biergarten samt Wasserlauf und Pflanztrögen.

Die Kubatur des wuchtigen Betonbaus, der zu den Olympischen Spielen in München 1972 eröffnet wurde, ist geblieben. Innen wurde dem Hotel freilich ein gründliches Lifting verpasst. Schon der neue Name klingt stylish, greift aber eine alte Tradition im Isarwinkel auf: „Flesslers“, die altdeutsche Bezeichnung für „Flößer“. Das Hotel, das nun zur Marriott-Gruppe gehört, verfügt über 114 Zimmer, davon sechs Suiten und 15 Familienzimmer mit Verbindungstür, allesamt mit Balkon.

Das Interieur ist modern und chic, greift aber auch augenzwinkernd den Charme des Siebzigerjahrebaus auf… (Foto: Manfred Neubauer)
...zum Beispiel mit Discokugeln an der Decke.
…zum Beispiel mit Discokugeln an der Decke. (Foto: Manfred Neubauer)

Das Restaurant mit Live-Grill im Erdgeschoss wurde vergrößert und heißt „Nepomuk“, nach dem Schutzpatron der Flößer. Es gibt sechs Veranstaltungsräume, der größte mit Platz für 175 Personen. Er befindet sich im Erdgeschoss des neuen Appartementhauses, das 30 Wohneinheiten für Mitarbeitende beherbergt. Ein Highlight ist die Dachterrasse mit Rooftop-Bar, die einen spektakulären Blick in den Isarwinkel bis weit ins Karwendel ermöglicht. Auch der neue Spa-Bereich mit zwei Saunen und Dampfband befindet sich im Obergeschoss, zudem ein Fitnessraum sowie Massage- und Ruheräume. Es gibt einen Spielplatz mit Holzspielgeräten, eine 20 Meter hohe Kletterwand, eine Fahrradgarage, einen beheizten Skiraum, E-Ladestationen, Tiefgarage. Soweit die Eckdaten nach der Verjüngungskur.

Das vormalige Arabella Brauneck-Hotel war nach 50 Jahren im November 2022 geschlossen worden. Die Blue Lion GmbH, die zur Schörghuber-Gruppe gehört, hatte das Haus an den Lenggrieser Immobilienentwickler Christoph Hertwig verkauft, Arabella stieg als Betreiberin aus. Wie viel der Umbau gekostet hat, sei nicht bekannt, sagt Marketingleiterin Daniela Dall’ Asta, aber man könne von einem zweistelligen Millionenbetrag ausgehen.

Bereits am Eröffnungswochenende hätten viele Einheimische vorbeigeschaut, erzählt Direktionsassistentin Barbara Schober. „Die Tür ging auf, und es waren Leute da.“ Das Hotel ist für die Brauneckgemeinde wichtig: Wie die Zahlen vom Vorjahr zeigen, ist Lenggries mit rund 250 000 Übernachtungen der zweitgrößte Tourismusort im Landkreis, nach Bad Tölz (290 000 Übernachtungen) und vor Kochel (240 000 Übernachtungen). „Wir sind total froh, dass das Haus wieder aufgemacht hat“, erklärt auch Tourismus-Chefin Maria Bader.

Zu den Alleinstellungsmerkmalen des Hotels gehört sicher die Rooftop-Bar mit ihrem spektakulären Blick bis weit ins Karwendel.
Zu den Alleinstellungsmerkmalen des Hotels gehört sicher die Rooftop-Bar mit ihrem spektakulären Blick bis weit ins Karwendel. (Foto: Manfred Neubauer)
Mit Bergblick kann man auch im hauseigenen Fitness-Center trainieren.
Mit Bergblick kann man auch im hauseigenen Fitness-Center trainieren. (Foto: Manfred Neubauer)
Die Mariott-Gruppe habe einen zweistelligen Millionenbetrag in den Umbau investiert, sagt Marketingleiterin Daniela Dall’ Asta, hier vor der Kletterwand am Flesslers.
Die Mariott-Gruppe habe einen zweistelligen Millionenbetrag in den Umbau investiert, sagt Marketingleiterin Daniela Dall’ Asta, hier vor der Kletterwand am Flesslers. (Foto: Manfred Neubauer)

In Lenggries gebe es eine Klientel für ein modernes Hotel mit angeschlossenem Restaurant. „Die Nachfrage war da, aber wir konnten sie in den vergangenen Jahren nicht bedienen“, sagt Bader. Dass diese Durststrecke nun vorbei ist, sei für den gesamten Landkreis von Bedeutung, unterstreicht auch Andreas Wüstefeld, Leiter von Tölzer Land Tourismus. Der Tourismus sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region. Allerdings seien „hochwertige Hotels in dieser Größenordnung“ Mangelware. Mit dem Flesslers gebe es nun ein Haus, das internationalen Standards genüge, lobt Wüstefeld.

Internationalität, die gleichwohl Identität ausstrahlt; denn bei der Innengestaltung wurde die Verbindung mit dem Ort betont und der Charme des Siebzigerjahrebaus augenzwinkernd neu interpretiert. Etwa in der Farbgestaltung mit orangefarbenen oder grünen Akzenten, mit Schallplatten an der Wand und beleuchteten Discokugeln bei der Rooftop-Bar. Die Bilder, die eigens für das Hotel gestaltet wurden, sind lässig und bunt. Ein wiederkehrendes Motiv ist der namensgebende Flößer, der als Hipster mit Wuschelkopf und Sonnenbrille daherkommt, oder als gechillte Vierergruppe, die sich mit Gitarren und Sonnenhüten auf einem Holzfloß treiben lässt.

In der Lobby herrscht Wohnzimmeratmosphäre: geschmeidige Loungemusik, Regale, Vintage-Sofas aus Cordstoff. Für die Innenarchitektur zeichnet sich das Hamburger Büro Böhm Joi Design verantwortlich, Architekt ist der Lenggrieser Korbinian Schwarzenberger. Auch die Landschaft mit Isar, Wäldern und Bergen findet sich wieder: Wasserlauf beim Biergarten, Naturstein in den Bädern, dunkle Holzböden. „Aber Sie werden hier keine Geranien sehen“, sagt Schober und lacht.

Die coole Seite der Flößerei: Großformatige Wamdgemälde greifen das Thema des Flesslers auf.
Die coole Seite der Flößerei: Großformatige Wamdgemälde greifen das Thema des Flesslers auf. (Foto: Manfred Neubauer)
Zur Anlage gehört auch ein Wohnhaus für Angestellte.
Zur Anlage gehört auch ein Wohnhaus für Angestellte. (Foto: Manfred Neubauer)

Das Flesslers ist im Vier-Sterne-Superior-Segment angesiedelt, die Preise pro Person und Übernachtung ohne Frühstück bewegen sich von 154 Euro an aufwärts. „Wir vergleichen uns bewusst nicht mit den eher elitären Häusern am Tegernsee“, betont Marketingchefin Dall’ Asta. „Bei uns muss man keine Sorge haben, wenn man mit Outdoor-Bekleidung kommt.“ Das Flesslers soll „ein Haus für jeden sein“. Für Aktivurlauber, Familien, Paare, Leute mit Hund, Firmen, die hier Team-Events anbieten könnten. Und für die Lenggrieser selbst, denn Restaurant, Lobbybar, Biergarten und Rooftop-Bar stehen auch externen Gästen offen, ab Januar auf Anfrage auch der Spa-Bereich.

Auch Kulturveranstaltungen des KKK werde es in den Räumen des Hotels wieder geben, kündigt Schober an. An die 40 Mitarbeitende sind im Flesslers beschäftigt, darunter viele Ehemalige, die nach der Schließung zurückgekommen sind. So wie Hoteldirektor Christoph Seitz, der nach einem Intermezzo im Arabella Alpenhotel am Spitzingsee wieder die Leitung in Lenggries übernommen hat.   Personal werde noch gesucht, erklärt Schober. Dass Mitarbeiterappartements zur Verfügung stehen, sei natürlich ein Pluspunkt.

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