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Dritte Liga: TSV 1860 München unterliegt in Aue – Sport | ABC-Z

Als Sechziger war Marcel Bär vor zwei Jahren Torschützenkönig der dritten Liga, am Samstagnachmittag war er mal wieder der umjubelte Held. In der 86. Minute holte er einen Elfmeter heraus, den er zunächst zwar verschoss, dann mit einem Kopfballnachsetzer doch noch versenkte (88.). Zwei Minuten später erzielte er mit einem Lupfer den 3:1-Endstand. „Das ist sehr wichtig, dass wir den Fans einen schönen Abschluss beschert haben“, freute sich Bär, „wir haben uns in den vergangenen Wochen nicht mit Ruhm bekleckert.“

Auf dem Feld erinnerte Bär die Sechzig-Fans also an seine besten Tage in Giesing, am Mikrofon von Magentasport hörte er sich auch noch wie ein Sechziger an, denn die hatten sich zuletzt auch nicht mit Ruhm bekleckert. Doch Bär trägt heute Lila, er feierte nach dem Spiel mit dem Megafon inmitten der Fans von Erzgebirge Aue, die mit einer hübschen Choreografie, mit nackten Oberkörpern und einer Menge weißem Konfetti die Weihnachtszeit zelebrierten. Bär gab aber auch unumwunden zu: „Sechzig war heute nicht die schlechtere Mannschaft. Wir hatten auch einfach Glück.“

Das konnte man so sagen: Die Löwen hatten richtig gut gespielt, und trotzdem erstmals seit Ende Oktober wieder auswärts verloren. Die Mannschaft wird nun auf Platz 14 der Drittligatabelle überwintern, nach einer der besten Saisonleistungen. Immerhin: Vor den 1800 mitgereisten Fans fiel der Abschied für vier Wochen recht versöhnlich aus. Sieben Tage zuvor hatte der Anhang die Spieler nach dem 0:4 gegen Verl ausgepfiffen. Das sei heute „maximal schlecht gelaufen“, befand Trainer Argirios Giannikis, „wir haben ein sehr, sehr gutes Auswärtsspiel gemacht, wir haben Aue kontrolliert“.

Die Offensivleistung war umso bemerkenswerter, weil sie nicht nur eine starke Reaktion auf die vergangene Woche darstellte, sondern auch eine starke Reaktion auf einen sehr frühen Rückstand. Ein anderer ehemaliger Sechziger, Kilian Jakob, hatte die Gastgeber schon nach sechs Minuten in Führung gebracht. Vorausgegangen war ein Fehler von Florian Bähr. Kurz vor der Pause vertändelte er noch einmal den Ball und verschuldete anschließend einen Elfmeter, der Schiedsrichter hatte das Foul allerdings falsch vor dem Sechzehner verortet. Bähr wurde zur Pause ausgewechselt und durch Sean Dulic ersetzt.

Dass Giannikis auf den 21-jährigen Bähr in der Startelf statt auf den 19-jährigen Dulic gesetzt hatte, obwohl Letzterer vor einer Woche ordentlich gespielt hatte, ist womöglich der einzige Vorwurf, den man am Samstag an den Trainer richten konnte. Giannikis war nach der desaströsen 0:4-Heimniederlage gegen Verl infrage gestellt worden. Der Trainer kann allerdings wenig für die aktuelle Verletztenmisere in der Abwehr, auch für die schlechte Chancenverwertung am Samstagnachmittag. Er kann nicht einmal etwas dafür, dass Marcel Bär und Kilian Jakob nicht mehr bei Sechzig spielen.

Trainer Giannikis gilt in München als beliebter Mitarbeiter

Sechzig wurde nach dem Rückstand in Aue, angetrieben von einem starken Morris Schröter, zunehmend dominanter. Schon in Minute 33 hätte der Ausgleich fallen müssen, doch Julian Guttau traf aus wenigen Metern und aus spitzem Winkel das Tor nicht. Eingeleitet von Schröter gelang das 1:1 noch vor dem Pausenpfiff, Maximilian Wolfram traf mit einem Schuss gegen den Lauf von Keeper Martin Männel (40.). Leroy Kwadwo und der eingewechselte Dulic ließen die Führung liegen (69.), ebenso Guttau (77.). Für Kwadwo war es nach seinem Eigentor eine Woche zuvor dreifach bitter, als er gegen Ende der Partie mit einer überhasteten Grätsche gegen Bär den Strafstoß verschuldete. Torschütze Wolfram sprach hernach das Hauptproblem der Hinrunde an: „Wir bekommen einfach zu viele Gegentore.“ Daran gemessen – es sind schon 34 – steht Sechzig tatsächlich zurecht weit unten.

Auch wenn Giannikis für den Spielausgang in Aue kaum zur Verantwortung zu ziehen ist, geht der Verein trotzdem mit einer schwelenden Trainerfrage in die Winterpause. Vor dem Anpfiff am Samstag hatte Geschäftsführer Christian Werner zwar gesagt: „Der Trainer hat immer meine Rückendeckung.“ Er hatte aber auch erwähnt, dass man jetzt die gesamte Hinrunde analysieren werde. Bei sieben Siegen, neun Niederlagen und teils schwer erklärbaren Leistungsschwankungen kann diese Analyse nicht gänzlich positiv ausfallen. Für Giannikis spricht, dass er an der Geschäftsstelle als beliebter Mitarbeiter gilt. Und dass Sechzig zweitens im Grunde kein Geld hat, um einen weiteren Trainer zu bezahlen.

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