Drei Siege an drei Tagen: Skisprung-No-Name Maruyama lässt Konkurrenz abblitzen | ABC-Z

Mit 27 Jahren ist Nozomi Maruyama plötzlich Weltspitze im Skispringen. Zum Auftakt in Lillehammer sprang sie in einer eigenen Liga.
Es war bezeichnend für dieses Wochenende auf der Olympiaschanze in Lillehammer: Nozomi Maruyama saß am Sonntag (23. November) um kurz vor halb zwei als letzte Springerin auf dem Balken. 117 Meter standen auf der Anzeige, so weit musste Japans neue Vorzeigefliegerin für den Sieg mindestens springen.
Ohne einen Hauch von Nervosität überflügelte sie diese Weite fast spielerisch, stand bei der grünen Linie auf dem Hang noch beinahe zwei Meter in der Luft. Mit fast 30 Punkten Vorsprung deklassierte sie ihre Konkurrentinnen und schloss damit ein aus ihrer Sicht traumhaftes Wochenende ab.
Plötzlich im Rampenlicht
Die 27 Jahre alte Athletin aus der Olympiaregion Nagano hatte in den letzten Wochen und besonders am Auftaktwochenende im Osten Norwegens viele Gründe zum Feiern. Seit 2014 ist sie im Nationalkader Japans, ihr Debüt im Weltcup gab sie vier Jahre später. Und trotz ein paar weniger Top-Ergebnisse ist sie für viele noch ein unbeschriebenes Blatt. Doch das hat sich nun geändert. Maruyama reist mit dem Gelben Trikot der Gesamtführenden zur zweiten Weltcup-Station ins schwedische Falun. Dort wird sich die Aufmerksamkeit dann größtenteils auf sie richten.
Beeindruckende Zahlen in Lillehammer
Mit ihren drei Siegen (einmal Mixed und zweimal im Einzel) an drei Tagen hat sie einen außerordentlichen Start in den Winter hingelegt. Erstmals seit der Skisprung-Pionierin Sara Takanashi 2021 in Hinzenbach konnte eine japanische Springerin an einem Wochenende wieder zwei Einzelspringen gewinnen. Und das tat sie in einer überlegenen Manier.
Ein Blick auf die Zahlen verrät, wie dominant Maruyama auf dem Lysgardsbakken war. Neben ihren Siegen war sie auch in beiden Qualifikationen die beste Springerin. Insgesamt flog sie in den sechs Wertungs- und zwei Qualisprüngen 1061,5 Meter. Die Kanadierin Abigail Strate, die am Samstag Zweite wurde, schaffte 1025,5 Meter. Nika Prevc, immerhin Doppelweltmeisterin und Gesamt-Weltcupsiegerin der Vorsaison kam auf 1001 Meter, Katharina Schmid auf 963,5 Meter.
Nozomi Maruyama jubelt über den Sieg in Lillehammer
Maruyama beeindruckte auch mit viel Konstanz. Während Schmids bester Sprung 126 Meter in der Sonntags-Qualifikation war, sprang die Japanerin nur einmal kürzer als 130 Meter – und das im ersten Sprung des Mixed-Wettbewerbs. Die Qualifikation am Finaltag gewann sie, obwohl sie satte vier Luken weniger Anlauf hatte.
Maruyama beweist Nervenstärke
Bei ihrem ersten Sieg am Samstag zeigte sie zudem Nervenstärke, als direkt vor ihr eine Pause wegen der schwierigen Windverhältnisse eingelegt werden musste. Entsprechend “leicht” war der Sieg am Sonntag: “Der Sieg gestern war schwerer. Die Bedingungen waren viel schwieriger, der Wind war stärker und wechselhafter. Aber ich bin sehr zufrieden mit meinen Sprüngen.” Zudem sieht sie weiterhin Verbesserungspotential bei sich: “Ich kann mich bei den Haltungsnoten noch weiter verbessern. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, noch besser zu werden.”
Dass Maruyama das Zeug hat, ganz vorne mitzuspringen, hatte sie in den letzten Monaten angedeutet. Ihre beste Einzelplatzierungen vor dieser Saison waren Platz zwei beim Weltcup in Willingen im Februar 2023, eine Woche später stand sie in Hinzenbach als Dritte erneut auf dem Treppchen. Dann wurde es wieder etwas stiller, lediglich im Sommer-Grand-Prix konnte sie weitere Top-3-Platzierungen erzielen. Und so richtig platzte der Knoten dann in dieser Vorbereitung. In der Sommerserie holte sie gleich sieben Podestplatzierungen und ihren ersten Sieg beim Finale in Klingenthal. Zudem sicherte sie sich die Gesamtwertung des Grand-Prix 2025.
Japanisches Team in bestechender Form
Mit den Ergebnissen aus Klingenthal hat Maruyama nun die letzten fünf Wettkämpfe (dreimal Einzel und zweimal Mixed) gewonnen. Insgesamt läuft es beim japanischen Team gerade richtig rund, die Springerinnen und Springer aus Fernost sind richtig stark in die Olympiasaison gestartet. Nach dem Sieg im Mixed am Freitag und den beiden Erfolgen von Maruyama gewann Ryoyu Kobayashi auch das Einzel der Männer am Sonntag. Beim Frauen-Einzel am Samstag waren unter den besten zwölf Springerinnen gleich fünf Japanerinnen, am Sonntag waren es vier unter den besten 15.
Ob es nur eine sehr gute Frühform ist, oder Maruyama sich am besten an die neuen Regularien angepasst hat, wird sich schon beim nächsten Springen in Falun am kommenden Wochenende zeigen. Auf jeden Fall hat sie sich mit ihren Auftritten in Lillehammer nicht nur einem breiteren Publikum bekanntgemacht, sondern auch für etwas Abwechslung im Frauen-Skispringen gesorgt. Denn den Abschluss der Vorsaison hatte Nika Prevc dominiert und zehn Siege am Stück gefeiert. Die historische Bestmarke von elf verpasste die Slowenin am Samstag wegen schlechter Sprünge. Aber selbst eine Prevc in Topform hätte sich an Japans neuer Überspringerin wohl die Zähne ausgebissen.





















