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Dorfen: Neue Hürde für Wohnungsbau-Investor – Erding | ABC-Z

Am Hang südlich des Dorfener Bahnhofs liegt das Gelände der ehemaligen Ziegelei Meindl, 2018 wurde es verkauft an den Dorfener Immobilienunternehmer Robert Decker. Der nutzte die Räumlichkeiten der Ziegelei für Gastronomie und Veranstaltungen und baute zudem dort eine Fabrik für wiederverwendbare und nachhaltige Wohnelemente aus Holz. Ferner verlegte er seine Firmenzentrale dorthin, die seither markant über dem Isental thront. Nur der Wohnungsbau blieb gestoppt. Stadt und Investor wollten nichts übers Knie brechen, immerhin sollen dort 900 Wohnungen für 1500 Einwohner entstehen, das entspricht einem Zehntel der aktuellen Bürgerschaft.

Es entstand eine Idee: Das Areal sollte keine Schlafsiedlung für Pendler mit Nähe zum Bahnhof werden, sondern ein lebendiger Stadtteil mit eigenen Kindergärten, Arbeitsplätzen, Gastronomie, Discounter und Kultur. Dieses Konzept fiel auf fruchtbaren Boden: Das Bauministerium nahm das Vorhaben in das geförderte Pilotprojekt „Land-Stadt“ auf, an dem bayernweit zehn Kommunen teilnehmen durften.

Die finalisierte Fassung des städtebaulichen Wettbewerbs hat das Büro Palais Mai in der vergangenen Stadtratssitzung vorgestellt. Das Planungsbüro musste dafür zahlreiche Probleme lösen, insbesondere Platz für die vielen Autos schaffen und sich überlegen, wie die Hanglage bei Starkregen geschützt werden kann. In Abstimmung mit dem Stadtrat entstand der Plan mit Quartiersgaragen, einem Begegnungsplatz, einem Wäldchen, einem Wassergraben und zwei Kitas. Auch die drei-, vier- und fünfstöckigen Wohngebäude wurden so umgeordnet, dass sie möglichst wenig wuchtig wirken sollten.

Bis auf kosmetische Vorschläge waren viele Stadträte zufrieden mit der vorgestellten Lösung. Die CSU schoss jedoch quer: Stellvertretender Bürgermeister Ludwig Rudolf malte aufgrund der Hochbauweise ein mögliches „Ghettoviertel“ an die Wand, wie er es „aus München“ kenne. Daher plädierte er für einen zusätzlichen Architektenwettbewerb für die Hochbauten, damit keine „uniformen Legohäuser“ entstünden. Ziel sei ein „attraktives Areal für Leute, die auch ein soziales Leben attraktiv machen“. Auch Bürgermeister Heinz Grundner sprach wegen der „städtebaulichen Qualität“ für einen Architektenwettbewerb aus. Barbara Lanzinger, sagte, Qualität gehe vor Zeitdruck. Der Stadtteil sei prägend und verdiene es, dass man sich Zeit nehme, darüber nachzudenken.

„Wenn wir nur auf die Kosten schauen, entsteht ein Stadtteil, der die Ansprüche nicht erfüllt“

Stadtrat Martin Heilmeier (Liste West) hatte Bedenken: Weitere Verzögerungen würden Auswirkungen auf den Preis haben. „Wir wollen bezahlbaren Wohnraum schaffen und dann schießen wir überall übers Ziel hinaus.“ Grundner entgegnete: „Wenn wir nur auf die Kosten schauen, dann entsteht zum Schluss ein neuer Stadtteil, der die Ansprüche nicht erfüllt.“ Doch auch Architekt Peter Scheller vom Planungsbüro Palais Mai war von der Idee nicht begeistert: „Alles über Wettbewerbe laufen zu lassen, finde ich schon ambitioniert.“

Immobilienunternehmer Robert Decker hatte in der Vergangenheit bereits öffentlich in der Lokalzeitung moniert, Bürgermeister Heinz Grundner würde entgegen aller Lippenbekenntnisse versuchen, sein Projekt zu erschweren. Vor dem Kauf der Industriebrache habe er das Baugebiet im Stadtrat vorgestellt. Ihm sei damals zugesichert worden, dass innerhalb von zehn Jahren dort ein Quartier entstehen könne. Grundner vertrete aber nun den Standpunkt: „zehn Jahre ab Satzungsbeschluss“. Das sei ursprünglich nicht so vereinbart gewesen, betonte Decker.

Es geht um große Summen, beim Preis des Areals soll es sich um einen happigen zweistelligen Millionenbetrag gehandelt haben, den Decker vorfinanziert hat. Er selbst nennt keine Zahlen. Nach dem städtebaulichen Entwurf könnte nun mit dem Aufstellungsverfahren für den Bebauungsplan begonnen werden, was ohnehin noch Zeit kostet. Sollte begleitend ein Architektenwettbewerb begonnen werden, wie von der CSU gefordert, rückt das den Satzungsbeschluss weiter in die Ferne. Nun muss der Stadtrat über das weitere Vorgehen entscheiden.

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