Dorfen: Bedenken gegen Zen-Garten am Isenauenpark – Erding | ABC-Z

Eine Städtepartnerschaft ist es nicht, was Dorfen und die japanische Kleinstadt Shisui, 50 Kilometer östlich von Tokio, verbindet. Der Status nennt sich Städtefreundschaft, und wird bislang durch Schülerreisen getragen. Shisui, und das soll eigentlich noch bis zur nächsten Bauausschusssitzung geheim bleiben, will Dorfen einen japanischen Zen-Garten schenken. Dieser besteht aus tonnenschweren Steinen und soll am Isenauenpark angelegt werden. Der Bauhof hat bereits mit den Vorbereitungen begonnen und den Anwohnern auf Nachfrage mitgeteilt, was dort geplant ist. Die Anwohner sind allerdings skeptisch, ob der Standort klug gewählt ist.
Der Kontakt zwischen den beiden Städten entstand 2015, als Yasuhisa Kosaka, der Amtskollege von Bürgermeister Heinz Grundner, bei einer Studienreise auch nach Dorfen kam und dabei sehr freundlich empfangen wurde. Seither wirbt Shisui um Dorfen, aber im Stadtrat ist man eher zurückhaltend, was eine offizielle Städtepartnerschaft betrifft. Niemand hat etwas gegen Shisui, aber bei einer Distanz von 12 000 Kilometern beziehungsweise 20 Flugstunden sind viele skeptisch, ob man so eine Beziehung mit Leben erfüllen könne.
Shisui lässt allerdings nicht locker, aktuell will man um die Gunst der Dorfener mit einem Geschenk werben. Einen japanischen Zen-Garten soll die Stadt bekommen, im Rathaus laufen bereits die Vorbereitungen. Vor wenigen Tagen war ein Trupp des Bauhofs am Isenauenpark und hat sich das Areal schon mal angesehen. Ein Anwohner wurde neugierig und hat nachgefragt. Der Zen-Garten bestehe aus „tonnenschweren Steinen“, erläuterten die Mitarbeiter. Da müsse man mit „schwerem Gerät“ anrücken. Um die Zufahrt zum geplanten Standort zu ermöglichen, müssten drei Eschen gefällt werden, die den Bolzplatz säumen.
Bei den Eschen handelt es sich um Bäume im Alter von mindestens 60, 70 Jahren. Buntspechte, Kleiber, Elstern und gelegentlich auch Eichhörnchen sind dort im Geäst zu sehen. Andere Städte verbieten mittlerweile private Steingärten, in Dorfen will man gesunde Bäume fällen, um einen Steingarten anzulegen.
Anwohner fürchten, dass der schöne Eindruck nicht lange halten wird
Die Anwohner haben auch noch andere Bedenken: So ein Zen-Garten sieht neu angelegt sicher schön aus, aber wie lange hält sich der erste Eindruck? Der geplante Standort liegt nämlich an einem Fußweg, der nicht beleuchtet und daher für Vandalismus anfällig ist. In anderen dunklen Ecken der Stadt kann man besichtigen, was dort passiert: Sprayer hinterlassen an Wänden oder Verteilerkästen ihre Kürzel, sogenannte „Tags“, andere schmähen mit Edding die Polizei (ACAB, 1312) oder bekennen sich zu Fußballvereinen (TSV 1860, FCB). Sieht nicht schön aus und gerade bei einem Zen-Garten würde aus einem Schmuckstück schnell ein Schandfleck werden, den man nicht nur japanischen Besuchern ungern zeigen würde.
Am Isenauenpark hat man nämlich mittlerweile Erfahrung mit städtischen Projekten, die in der Praxis nicht zu Ende gedacht wurden. Dort hat man bereits einen „Demenz-Garten“ angelegt, einen Pavillon mit einem kleinen hölzernen Kunstwerk, Sträuchern und einem bunten Zaun. Geplant war, dass man vom Altenheim Marienstift mit dementen Senioren Ausflüge dorthin unternimmt. Landschaftlich schön, die Isen plätschert daneben vorbei, besinnlich. Allerdings hat man vergessen, dass die Senioren auch mal auf die Toilette müssen, und die gibt es dort nicht. Das Vorhaben wurde aufgegeben, noch bevor es losging. Seither treffen sich in lauen Nächten dort Jugendliche auf ein Bier oder einen Joint – und die unmittelbaren Nachbarn beschweren sich über den Lärm.
Im Park hat man Erfahrung mit dem einen oder anderen Schildbürgerstreich
Der zweite Schildbürgerstreich befindet sich gleich daneben: Eine Sitzbank, die nicht aufgeständert, sondern auf Stahlfedern gelagert ist. Man kann im Sitzen damit wippen. Pfiffige Idee? Dachte man anfangs. In der Praxis hüpfen meist Kinder mit dreckigen Gummistiefeln darauf herum, zum Hinsetzen taugt sie nicht mehr, weil sonst der Hosenboden reif für die Waschmaschine ist.
Nach solchen Erfahrungen ist es nicht verwunderlich, wenn die Anwohner skeptisch sind, dass man ihnen einen weiteren Rohrkrepierer vor die Nase setzen könnte. Niemand spricht sich gegen einen Zen-Garten aus, aber den Standort sollte man sich nochmal überlegen. Das Thema soll auf die Tagesordnung der nächsten Bauausschusssitzung gesetzt werden, teilte Bürgermeister Grundner auf Anfrage in der vergangenen Stadtratssitzung mit.