Dopingaffäre im Schwimmsport – Nada fordert transparente Aufklärung – Sport | ABC-Z
In der Affäre um mutmaßlich nicht geahndete Dopingfälle im chinesischen Schwimmen fordert die Nationale Anti-Doping Agentur Deutschland (Nada) eine transparente Aufarbeitung. „Es sind weiterhin viele Fragen im Blick auf den Umgang der Wada (Welt-Anti-Doping-Agentur) mit den Vorfällen im chinesischen Schwimmsport offen“, sagte der Nada-Vorstandsvorsitzende Lars Mortsiefer am Dienstag bei der Jahrespressekonferenz in Berlin.
Die Wada hat einen unabhängigen Staatsanwalt zur Prüfung eingesetzt. „Wir erhoffen uns zeitnah klare, fundierte Antworten und Guidance für die Zukunft der Anti-Doping-Arbeit“, sagte Mortsiefer. Dafür müssten auch die bisherigen Berichte und Statements in der Causa offengelegt werden. „Nur so kann das Vertrauen in die Integrität des internationalen Anti-Doping-Systems aufrechterhalten oder, sofern es denn verloren gegangen ist, wiederhergestellt werden.“
Nach Recherchen der ARD-Dopingredaktion und der New York Times sowie einem Bericht der australischen Zeitung Daily Telegraph waren 23 Topschwimmer bei einem nationalen Wettkampf in China Anfang 2021 positiv auf das Herzmittel Trimetazidin getestet worden. Die Wada hatte die Ermittlungen mit der Begründung eingestellt, dass den Sportlern nach einem „mehrwöchigen Überprüfungsprozess“ weder Verschulden noch Fahrlässigkeit anzulasten sei. Der chinesischen Anti-Doping-Agentur Chinada zufolge sind die positiven Dopingtests auf Verunreinigungen in einer Hotelküche zurückzuführen. Bei Olympia in Tokio vor drei Jahren gewann das 30-köpfige chinesische Team sechs Medaillen, darunter dreimal Gold.
Die Nada kann ihr Budget für 2024 leicht aufstocken
Mortsiefer machte deutlich, dass die Nada anders mit einem solchen Fall umgegangen wäre. „Wir würden immer eine Benachrichtigung an den jeweiligen Athleten raussenden und ihn bei einer solchen Substanz unmittelbar vorläufig suspendieren“, sagte er. Selbst wenn eine Kontamination im Raum steht, hätte dem mit Wada-akkreditierten Laboren nachgegangen werden müssen. „Nach aktuellem Kenntnisstand stellen wir fest, dass das Regelwerk wohl unterschiedlich interpretiert wird oder werden kann.“
Mit Blick auf ihr eigenes Geschäft erhält die Nada laut eigenen Angaben für das Jahr 2024 eine „leichte Aufstockung der Finanzmittel“. Das Gesamtbudget 2023 lag bei rund 12,6 Millionen Euro, davon wurden etwa drei Viertel aus Bundesmitteln bereitgestellt. Im Jahr 2023 ermittelte die Nada laut ihres Berichts in 98 Fällen wegen möglicher Verstöße gegen Anti-Doping-Bestimmungen (2022 waren es 79), in 24 Fällen wurden Sanktionen ausgesprochen. Neun Verfahren vor dem Deutschen Sportschiedsgericht (Dis) geführt, vier vor dem Internationalen Sportschiedsgericht (Cas).