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Donald Trumps Wunschkandidat fürs Pentagon: Künftiger US-Verteidigungsminister Pete Hegseth soll einer Frau nach Vorwürfen eines sexuellen Übergriffs Schweigegeld gezahlt haben | ABC-Z


Vorwurf der sexuellen Nötigung

Trumps Pentagon-Chef hat seinen eigenen Schweigegeld-Skandal

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Donald Trump will Pete Hegseth zum US-Verteidigungsminister machen. Beobachter halten den Fox-News-Moderator schon aus fachlichen Gründen für keine gute Wahl. Doch zunehmend geraten auch pikante Details aus dem Privatleben des konservativ auftretenden TV-Promis in den Fokus.

Pete Hegseth ist erst seit wenigen Tagen für das wichtige Amt des US-Verteidigungsministers nominiert, befindet sich aber angesichts einer Reihe unbequemer Enthüllungen bereits in der Defensive. Zum einen wurde der 44-Jährige vor einigen Jahren wegen eines sexuellen Übergriffs beschuldigt, zum anderen trägt er Tattoos mit mittelalterlichen Symbolen, wie sie gerne von weißen Rassisten und Neonazis verwendet werden.

Für gewöhnlich wären dies große Hindernisse auf dem Weg an die Spitze des Pentagon. Der designierte Präsident Donald Trump hatte den Moderator des Senders Fox News am vergangenen Dienstag als seinen Kandidaten für die Leitung des US-Verteidigungsministeriums präsentiert. Es war eine von mehreren irritierenden Nominierungen, die Trumps Republikaner im Senat auf eine harte Probe stellen werden. Die konservative Mehrheit muss die Vergabe der Ministerposten billigen.

Hegseth tritt konservativ auf – und hatte mehrere Affären

Dass Hegseth 2017 von einer Frau in Kalifornien wegen eines sexuellen Angriffs beschuldigt wurde, war Trumps Übergangsteam wohl entgangen. Nach Informationen der “Washington Post” zahlte er später einen Betrag in unbekannter Höhe an die Frau, um eine Klage und einen Prozess zu verhindern.

Das Geld sei einige Jahre nach polizeilichen Ermittlungen im Rahmen einer vertraulichen Einigung an die Frau geflossen, bestätigte Hegseths Anwalt Tim Parlatore gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Wie viel Geld sie bekommen hat, sagte Parlatore nicht. “Er wurde zu Unrecht beschuldigt und mein Standpunkt ist der, dass er das Opfer von Erpressung war”, sagte Parlatore. Sein Mandant habe Angst um seinen Job beim Nachrichtensender Fox News gehabt. Die sexuelle Begegnung in einem Hotel in Monterey sei jedoch einvernehmlich gewesen.

Der Vorwurf gegen Hegseth war 2017 erhoben worden, nachdem Hegseth eine Rede bei einer republikanischen Veranstaltung für Frauen im kalifornischen Monterey gehalten hatte, wie die Stadt mitteilte. Die Person, die den mutmaßlichen Angriff gemeldet habe, habe Prellungen am rechten Oberschenkel gehabt. Waffen seien laut der Person nicht im Spiel gewesen, hieß es in der Mitteilung.

Auch Hegseths Kreuzritter-Tattoos wecken Bedenken

Zum Zeitpunkt des mutmaßlichen Vorfalls 2017 befand sich Hegseth im Scheidungsverfahren mit seiner zweiten Ehefrau. Diese beantragte die Scheidung, nachdem Hegseth ein Kind mit einer Fox-News-Produzentin gezeugt hatte, die inzwischen mit ihm verheiratet ist, wie aus Gerichtsunterlagen und Posts Hegseths in den sozialen Medien hervorgeht. Auch seine erste Ehe war Gerichtsunterlagen zufolge 2009 nach Ehebruch durch Hegseth gescheitert.

Derweil werfen Hegseths Tätowierungen die Frage auf, wie nahe der 44-Jährige rassistischen und rechtsextremen Kreisen steht. Auf seiner Brust prangt das Jerusalemkreuz, auf seinem Oberarm ist “Deus vult” eintätowiert (Gott will es) – Symbole und Parolen aus dem Mittelalter, die in den vergangenen Jahren in großem Stil von weißen Rassisten, Neonazis und der antiislamischen Szene übernommen wurden.

Diensterfahrung als Soldat in Afghanistan und im Irak

2021 wurde Hegseth aus dem Korps entfernt, das die Vereidigungszeremonie von Präsident Joe Biden überwachen sollte – wegen der Tattoos galt er als Sicherheitsrisiko. Hegseth selbst sagt, dies seien christliche Symbole, die lediglich seinen Glauben widerspiegelten.

Allerdings ist er auch Autor eines Buchs mit dem Titel “American Crusade” (Amerikanischer Kreuzzug), das so beworben wird: “Schließen Sie sich dem politischen und kulturellen Kampf für Amerikas Freiheit an – und lernen Sie, wie Sie unser Land vor der linken Agenda schützen können.” Zuletzt tauchte ein Video auf, in dem Hegseth bei einem Axtwurf-Wettbewerb das Ziel verfehlte und beinahe einen Menschen schwer verletzt hätte.

Zum Lebenslauf des einstigen Soldaten gehören Kampferfahrungen in Afghanistan und im Irak, in der Nationalgarde stieg er bis zum Rang eines Majors auf – ein niedriger Rang im Vergleich zu den Generälen und Admirälen, deren Vorgesetzter er an der Spitze des Pentagon wäre. Ansonsten verfügt er über Abschlüsse von den US-Eliteuniversitäten Princeton und Harvard.

Hegseth profilierte sich in den Augen Trumps als Moderator der Sendung “Fox & Friends Weekend”. “Sie kennen das Militär besser als jeder andere”, sagte Trump bei einem Auftritt Anfang Juni an Hegseth gerichtet und fügte hinzu, er habe schon häufiger daran gedacht, ihm die Leitung des Pentagon zu übertragen.

Experte stellt Hegseths Qualifikationen in Frage

Der ehemalige republikanische Mitarbeiter Justin Higgins hat Hegseth 2016 unter die Lupe genommen; damals hatte ihn Trump nach seinem ersten Wahlsieg für die Leitung des Veteranenministeriums in Betracht gezogen. Er sei 2016 zu dem Schluss gekommen, dass Hegseth nicht für den Posten qualifiziert sei, schrieb Higgins am Wochenende in einem Beitrag für den Sender MSNBC.

In den acht Jahren danach bei Fox News habe Hegseth keineswegs die nötige Erfahrung gesammelt, um an der Spitze einer gigantischen Militärverwaltung mit 3,4 Millionen Soldaten und zivilen Mitarbeitern sowie einem Jahresbudget von mehr als 850 Milliarden Dollar (806,6 Milliarden Euro) stehen zu können, schrieb Higgins weiter.

Hegseth verfüge über wenig Erfahrung in der Außenpolitik oder im Kongress, sein einziger ziviler Führungsnachweis sei die Tätigkeit als Geschäftsführer einer kleinen gemeinnützigen Organisation. “Er kompensiert seine fehlende Erfahrung durch gefährliches parteiisches Gerede”, schrieb Higgins. “Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass er tun und sagen würde, was Trump will.”

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