Donald Trump verkauft Pommes bei McDonald’s | ABC-Z
In der „61. Historie“ will sich Till Eulenspiegel in Braunschweig beim Bäcker verdingen. Es heißt dort: „Als er nun zwei Tage bei ihm gewesen war, hieß ihn der Bäcker, am Abend zu backen, denn er konnte ihm bis zum Morgen nicht helfen.“ Da ist Eulenspiegel ratlos. Was er denn backen solle? Giftig antwortet ihm der Braunschweiger Bäckermeister: „Was pflegt man denn zu backen? Eulen oder Meerkatzen!“ Gesagt, getan, endet der Narr mit einem Korb voller Eulen und Meerkatzen im Gasthaus „Zum Wilden Mann“, nachdem er dem wütenden Bäcker immerhin noch den Teig bezahlt hat. Eulenspiegel aber denkt sich: „Du hast oft gehört, man könnte keine so seltsamen Dinge nach Braunschweig bringen, dass man nicht Geld daraus löste.“
Nun ist Braunschweig nicht Amerika, McDonald’s keine Bäckerei und Donald Trump gewiss mehr als ein Narr. Doch das mit den „seltsamen Dingen“ und dem Schelm, der nie ein echtes Handwerk gelernt hat und sich daher mit aufsehenerregenden Nebenjobs herumschlagen muss, das erinnert doch ausreichend an die Vorgänge im Braunschweig der unbegrenzten Möglichkeiten: Hat man doch zuletzt oft gehört, „man könnte keine so seltsamen Dinge“ in Amerika anstellen, dass man nicht Stimmen daraus löste.
Sein „ganzes Leben“ habe er das schon machen wollen
So dachte es sich vermutlich auch Donald Trump respektive dessen Wahlkampfstrategen: Vor laufender Kamera zog der Präsidentschaftskandidat der Republikaner am vergangenen Sonntag in einer McDonald’s-Filiale in Feasterville-Trevose, Pennsylvania, sein Jackett aus, band sich eine Schürze um (das vorgeschriebene Haarnetz fehlte) und stellte sich an die Pommesausgabe, die man ihm gewisslich erklärte. Sein „ganzes Leben“ habe er das schon machen wollen, sagte Trump, „nun mache ich es“ – in einer wohlgemerkt eigens für den Auftritt geschlossenen Filiale.
Statt Eulen und Meerkatzen gab es dann aber doch nur die bei McDonald’s üblichen Pommes Frites und ein wenig der üblichen Häme für Trumps Herausforderin Kamala Harris, die angeblich während ihres Studiums wirklich bei McDonald’s gearbeitet haben will und damit auch Wahlkampf macht.
Trump, der sein Herz für den Niedriglohnsektor stets gern im Wahlkampf entdeckt, glaubt ihr das jedoch nicht: Er hat sich regelrecht eingeschossen auf dieses Detail ihrer Lebenslauferzählung. Auch die New York Times wollte es indes genauer wissen, doch hat McDonald’s bisher nicht auf die Anfrage der Zeitung reagiert.
Ob der Filialbesitzer Derek Giacomantonio mit der Stippvisite des Kurzzeitpraktikanten auf Stimmenfang letztlich zufrieden war, ist bisher nicht bekannt. Zumal der Spuk nach etwa 15 Minuten beendet war, in denen Trump ein paar Fritten portionierte und durch das Drive-in-Fenster nach draußen reichte. Warme und gesottene Worte gab es obendrauf, bestand die Kundschaft doch vornehmlich aus Reportern.
In jenem Teil des Netzes, der unter „X“ firmiert, freuten sich die einen über die Nähe und Aufrichtigkeit ihres „künftigen Präsidenten“ und über „die Hoffnung eines sichereren und erschwinglicheren Amerikas“, während sich die anderen um das rothaarige McDonald’s-Maskottchen Ronald sorgten, dessen Arbeitsplatz sie nun „durch einen anderen Clown“ bedroht sehen. Wieder andere waren sich sicher, dass an diesem Tag sogar „die Pommes Frites geklatscht“ haben.