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Donald Trump macht Bitcoin zur Staatsangelegenheit | ABC-Z

Donald Trump bleibt seinem Stil treu. Nach knapp zwei Monaten im Amt unterzeichnet er weiterhin eine Durchführungsverordnung nach der anderen. Am 6. März rückte erneut die Kryptowelt in den Fokus. Der US-Präsident gab die Schaffung einer strategischen Bitcoin-Reserve bekannt und lud am nächsten Tag führende Vertreter der amerikanischen Kryptoindustrie zu einem Gipfeltreffen ins Weiße Haus ein.

Trump bezeichnete die Reserve als „digitales Fort Knox“ und bekräftigte sein Ziel, die USA zum führenden Kryptostandort der Welt zu machen. Die Reserve soll aus Bitcoins bestehen, die im Zuge straf- oder zivilrechtlicher Verfahren beschlagnahmt wurden. Der aktuelle Bestand beläuft sich auf etwa 200.000 Bitcoin – bei einem Kurs von 90.000 Dollar entspricht das einem Wert von etwa 18 Milliarden Dollar.

Doch vielen Vertretern der Kryptoindustrie geht die Verordnung nicht weit genug. Kritiker bemängeln, dass lediglich eine bereits gelebte Praxis im Umgang mit beschlagnahmten Bitcoins formalisiert werde: Diese dürfen künftig nicht mehr verkauft werden, sobald sie vollständig in den Besitz der US-Regierung übergegangen sind. Laut Schätzungen von Galaxy Research trifft das derzeit nur auf etwa 88.000 der 200.000 beschlagnahmten Bitcoins zu. Der Rest muss nach Abschluss der jeweiligen Verfahren an die ursprünglichen Besitzer zurückgegeben werden.

Die Verwendung von Steuergeldern für den Ankauf neuer Bitcoins ist in der Verordnung ausgeschlossen. Stattdessen hat Trump Handelsminister Howard Lutnick und Finanzminister Scott Bessent damit beauftragt, alternative Strategien für den Erwerb weiterer Bitcoins zu erarbeiten.

Einige der bereits diskutierten Vorschläge wirken ambitioniert. Ein Gesetzentwurf der republikanischen Senatorin Cynthia Lummis sieht vor, die Goldreserven der USA neu zu bewerten. Diese stehen aktuell noch mit einem Preis von rund 42 Dollar pro Unze in den Büchern des US-Finanzministeriums, während der Marktpreis bei mehr als 2.900 Dollar liegt. Durch eine Neubewertung würde Kapital frei werden, das für den Kauf einer Million Bitcoins über fünf Jahre genutzt werden soll. Weitere Ideen für die Finanzierung einer Bitcoin-Reserve beinhalten die Emission von Bitcoin-Anleihen und die Nutzung der Einsparungen des von Elon Musk geführten „Department for Government Efficiency“ (DOGE).

Der strategische Nutzen einer Bitcoin-Reserve bleibt fraglich. Klassische staatliche Reserven wie Öl oder medizinische Vorräte dienen einem klaren Zweck: Sie sichern die Versorgung in Krisenzeiten. Bitcoin hingegen spielt im Alltag der Bürger bislang keine essenzielle Rolle. Ein echter Nutzen entstünde erst, wenn der US-Dollar durch Bitcoin gedeckt oder gar ersetzt würde – ein Szenario, das derzeit nicht absehbar ist. Zudem fehlt es Bitcoin im Gegensatz zu Gold, das seit Jahrtausenden als Wertaufbewahrungsmittel dient, an historischer Stabilität, um eine vergleichbare Funktion zu übernehmen.

Die volatile geopolitische Lage kann die Dinge aber rasch durcheinanderwirbeln. Staaten, die heute eher unfreiwillig vom US-Dollar und dem SWIFT-Zahlungsnetzwerk abhängig sind, könnten künftig verstärkt auf Bitcoin als dezentrale Alternative setzen. Falls Länder wie Russland, Iran oder China in großem Stil Bitcoin erwerben, hätten die USA wenig Interesse daran, ihnen das Feld zu überlassen.

Trumps Verordnung kann daher auch als Vorkehrung für ein solches Szenario interpretiert werden. Sollte Bitcoin sich langfristig als digitales Gold und globale Reservewährung etablieren, erscheint die Maßnahme weniger abwegig.

Ob der US-Präsident tatsächlich eine strategische Vision verfolgt oder lediglich ein Wahlversprechen einlöst, bleibt allerdings unklar. Der langfristige Erfolg einer Bitcoin-Reserve hängt davon ab, wie sich die weltweite Akzeptanz der Kryptowährung entwickelt und ob geopolitische Spannungen eine Abkehr vom US-Dollar begünstigen. Es bleibt abzuwarten, wie weit die US-Regierung letztlich geht. Die Idee einer strategischen Bitcoin-Reserve ist nicht völlig unplausibel – doch möglicherweise kommt sie zu früh.

Disclaimer: Die Inhalte des Artikels spiegeln die private Meinung des Autors und nicht grundsätzlich die der DWS wider.


Dr. Alexander Bechtel

Alexander Bechtel ist für die Digitalstrategie der DWS verantwortlich. Er hat an der Universität St. Gallen und Stanford University promoviert und in unterschiedlichen Rollen im Bereich Geldmarkt und digitale Währungen bei der EZB und Deutschen Bank gearbeitet.

Bild: Privat

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