Donald Trump droht Frauen seinen Schutz an – Kamala Harris widerspricht | ABC-Z
Er werde sie beschützen, “ob es den Frauen gefällt oder nicht”, sagt Präsidentschaftskandidat Trump. Während seine Kontrahentin Harris dem vehement widerspricht, leistet sich der Running Mate des Republikaners die nächste verbale Entgleisung.
Wenige Tage vor der US-Präsidentenwahl gehen Kamala Harris und Donald Trump auf Stimmenfang in den umkämpften Bundesstaaten Nevada und Arizona. Beide traten vor ihren jubelnden Anhängern auf. Die demokratische Vizepräsidentin und der Republikaner liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen – und Nevada und Arizona könnten die entscheidenden Stimmen von Wahlleuten liefern.
Harris suchte einen klaren Kontrast zu Trump. Der Ex-Präsident wolle die Amerikaner spalten, sagte sie. Aber sie setze auf Einheit: “Wir haben so viel mehr gemeinsam.” Für eine Attacke nutzte sie Trumps jüngste Äußerung, er werde Frauen beschützen, egal “ob es den Frauen gefällt oder nicht”. Trump sei jemand, der die Freiheit der Frauen einfach nicht respektiere, sagte Harris.
Hintergrund sind die Aussagen Trumps bei einem Auftritt in Green Bay im Bundesstaat Wisconsin. Dort erzählte der 78-Jährige, dass ihm seine Berater gesagt hätten, er solle nicht sagen, dass er Frauen beschützen wolle – es sei “unangebracht”. Trump sagte weiter: “Ich will die Frauen in unserem Land schützen. Nun, ich werde es tun, ob es den Frauen gefällt oder nicht, ich werde sie beschützen.” Umfragen zeigen, dass Trump im Rennen gegen die Demokratin Harris bei Frauen deutlich schlechter ankommt als bei Männern.
Der Kommentar in Wisconsin hat besonders vor dem Hintergrund, dass es diverse Vorwürfe gegen Trump wegen sexueller Übergriffe gibt, einen Beigeschmack. Eine New Yorker Geschworenenjury hatte es vergangenes Jahr in einem Zivilverfahren als erwiesen angesehen, dass Trump die US-Autorin E. Jean Carroll 1996 in einem New Yorker Nobelkaufhaus angegriffen, sexuell missbraucht und später verleumdet hatte. Während des Präsidentschaftswahlkampfes 2016 sorgte ein Video mit vulgären Äußerungen Trumps über Frauen (“Grab them by the pussy”) für Schlagzeilen.
Harris: “Beleidigend für jeden”
US-Vize Harris griff Trump für seine Äußerung direkt hart an. “Ich denke, das ist sehr beleidigend für die Frauen”, sagte sie. Die Äußerung missachte die Handlungsfähigkeit, Autorität, das Recht und die Fähigkeit von Frauen, Entscheidungen über ihr eigenes Leben, einschließlich ihres eigenen Körpers, zu treffen. Die 60-Jährige fügte später hinzu, dass Trumps Aussage “beleidigend für jeden” sei. Trump und seine Unterstützer haben Harris im Wahlkampf immer wieder sexistisch beleidigt. Bei der Abstimmung am kommenden Dienstag (5. November) läuft es auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen beiden hinaus.
Für den Wahlsieg braucht man 270 Stimmen von Wahlleuten aus den einzelnen Bundesstaaten. Arizona bringt elf Wahlleute-Stimmen auf die Waage und Nevada sechs. Sie gehören wie auch Wisconsin zu den sieben sogenannten Swing States, in denen beide Kandidaten eine Aussicht auf den Sieg haben und die das Rennen ums Weiße Haus entscheiden werden.
Harris warnte die Wählerinnen und Wähler überdies vor Einschränkungen in der Gesundheitsversorgung, sollte ihr Kontrahent Trump die Wahlen gewinnen. “Die Gesundheitsversorgung für alle Amerikaner steht bei dieser Wahl auf dem Spiel”, sagte sie vor Reportern in Madison, im US-Bundesstaat Wisconsin. Auf einer Pressekonferenz erinnerte Vizepräsidentin Harris daran, dass der frühere Präsident Trump während seiner Präsidentschaft 2017-2021 erfolglos versucht hatte, den Affordable Care Act, auch bekannt als Obamacare, aufzuheben.
Trump reagierte auf Harris Warnung prompt und schrieb auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social, er habe das Programm nie abschaffen wollen: “Ich habe nie erwähnt, dass ich das tun würde, ich habe nicht einmal darüber nachgedacht”, so der Präsidentschaftskandidat der Republikaner.
Harris bekommt erneut prominente Unterstützung
Der Affordable Care Act aus dem Jahr 2010, der erneut zum Wahlkampfthema wurde, bietet rund 40 Millionen US-Amerikanern Versicherungsschutz im Rahmen von Krankenversicherungsprogrammen. Bei seiner Verabschiedung im Jahr 2010 galt das Gesetz noch als eine politische Belastung für die Demokraten, doch jetzt ist Obamacare sehr beliebt. 2016 versprach Trump wiederholt, den Krankenversicherungsschutz abschaffen zu wollen. Im Juli 2017 scheiterte die Aufhebung jedoch im Senat. Im aktuellen Wahlkampf versucht Trump, das Thema herunterzuspielen.
Auf der Zielgeraden im Rennen ums Weiße Haus stellen sich weitere Prominente hinter Kamala Harris. Am Donnerstag sprachen sich Basketball-Star LeBron James und mehrere “Avengers”-Darsteller für die heutige Vizepräsidentin aus. Wenn er an seine Kinder und seine Familie denke, sei die Wahl klar: “Stimmt für Kamala Harris!!!”, schrieb James vom NBA-Team Los Angeles Lakers auf X.
Mehrere Schauspieler aus den “Avengers”-Comic-Verfilmungen versammelten sich in einer Videoschalte. Darunter waren Robert Downey Jr., (Iron-Man), Mark Ruffalo (Hulk), Scarlett Johansson (Black Widow) und Chris Evans (Captain America). “Jede Stimme zählt”, betonte Ruffalo bei X und rief auf, für die Demokratin Harris und ihren Vize-Kandidaten Tim Walz zu stimmen.
Trump: Nur Betrug kann uns stoppen
Trump seinerseits versprach bei seinem jüngsten Auftritt, er werde “den amerikanischen Traum zurückbringen”, sprach abermals von einer “Invasion” von Migranten in den USA und sagte, niemand sei im Vize-Amt so schlecht gewesen wie Harris. Zugleich kündigte er an, den Impfgegner Robert F. Kennedy Jr. auch mit der “Gesundheit der Frauen” zu betrauen.
Wie schon vor vier Jahren schürt Trump bei seinen Anhängern die Erwartung, dass ihm ein Sieg nur durch Betrug genommen werden kann. Er führe in jedem der sieben umkämpften Bundesstaaten, die die Wahl entscheiden werden, behauptete Trump bei einem Auftritt in Arizona. “Das Einzige, was uns stoppen kann, ist Betrug”, sagte der Ex-Präsident.
Man habe bereits verschiedene Betrugsversuche aufgedeckt, behauptete Trump bei der Unterhaltung mit dem rechten Moderator Tucker Carlson in einer Halle vor Anhängern. Auch vor der Wahl 2020, die der damalige Amtsinhaber gegen den Demokraten Joe Biden verlor, äußerte sich Trump immer wieder ähnlich. Nach dem Wahltag behauptete er, dass der Sieg ihm durch großangelegten Wahlbetrug der Demokraten genommen worden sei. Dutzende Klagen des Trump-Wahlkampfteams scheiterten jedoch vor Gerichten.
Vance: Trump gewinnt mit “normalen Schwulen-Stimmen”
Trumps Vize-Kandidat J.D. Vance sorgte derweil mit Äußerungen in einem Interview des populären Podcasters Joe Rogan ebenfalls für Kontroversen. Er behauptete unter anderem, junge Leute ließen ihr Geschlecht ändern, weil es für Transgender-Menschen einfacher sei, an US-amerikanischen Elite-Universitäten aufgenommen zu werden. Dagegen würde es ihn nicht wundern, wenn Trump und er mehr “normale Schwulen-Stimmen” gewinnen würden. Auch kritisierte er, dass einige Frauen Abtreibungen “zelebrierten”.
Vance geriet kurz nach seiner Nominierung im Sommer wegen früherer frauenfeindlicher Aussagen über kinderlose Frauen in die Kritik. In einem Interview 2021 hatte der dreifache Vater führende demokratische Politikerinnen als “kinderlose Katzen-Frauen” bezeichnet. Später beklagte Vance, er sei missverstanden worden.