Wirtschaft

Warum der Bauturbo nicht wirken wird | ABC-Z

Ein Turbo im Auto funktioniert mit heißer Luft. Durch deren Verdichtung kommen beim Verbrennermotor mehr Leistung und ein höherer Wirkungsgrad heraus. Ob das auch für die heiße Luft gilt, die beim Bauturbo im Spiel ist, darf bezweifelt werden. Möglicherweise dreht das damit angetriebene Rad leer.

Dabei sind die Ziele ehrenwert: Plötzlich soll beim Wohnungsbau alles ganz schnell gehen. Verfahren, die sich bisher über Jahre hinziehen, sollen in wenigen Wochen erledigt werden. So jedenfalls verspricht es die Bundesregierung, die mit dem Bauturbo zeigen will, dass sie beim Wohnungsbau zu Reformen fähig ist.

Zumindest auf die Stimmung wirkt sich das positiv aus. Der Bauturbo ist ein Aufbruchsignal für eine Branche, die sich seit mehreren Jahren in einer schweren Krise befindet. Gerade in wachsenden Städten wie Frankfurt werden zu wenig Wohnungen gebaut. Allerdings ist fraglich, ob sich das mit dem Bauturbo ändern wird. Dessen Wirkung dürfte begrenzt sein – aus zum Teil gut nachvollziehbaren Gründen.

Wohnungsbau scheitert nicht an fehlender Genehmigung

Tatsächlich scheitert der Wohnungsbau oft nicht an fehlenden Baugenehmigungen. Es gibt in Frankfurt Tausende Wohnungen, für die zwar Baurecht vorliegt, bei denen die Bagger aber nicht rollen. Die hohen Kosten, auf die der Bauturbo wenig Einfluss hat, lassen manche Bauherren zurückschrecken. Wirksam werden die Beschleunigungsinstrumente nur, wenn gleichzeitig die Baustandards gesenkt werden und ausreichend Fördermittel bereitstehen.

Auch die Kostentreiber in den Kommunen verschwinden durch den Bauturbo nicht. So will die Stadt Frankfurt auch bei Baugenehmigungen, die im beschleunigten Verfahren erteilt werden, nicht auf Auflagen verzichten. Bauherren müssen sich zum Beispiel an die Vorgabe halten, einen bestimmten Anteil an Sozialwohnungen zu errichten, und die Infrastruktur wie Kitas mitfinanzieren.

Am Ende liegt in der Hand der Städte, ob sie den Bauturbo anwenden wollen oder nicht. Bauherren können nichts erzwingen, manch ein Projektentwickler kommt bereits ernüchtert von ersten Gesprächen in den Rathäusern zurück. Der Frankfurter Planungsdezernent hat deutlich gemacht, dass er die Instrumente nur in solchen Fällen einsetzen wolle, wo an einem Bebauungsplan zumindest gearbeitet wird. Auch das ist nachvollziehbar, gilt es doch, städtebauliche Fehlentwicklungen zu vermeiden und Beteiligungsrechte nicht zu ignorieren.

Was heute gebaut wird, prägt unsere Städte und unser Zusammenleben über Jahrzehnte. Beim Wohnungsbau ohne Rücksicht auf Qualität nur auf Masse zu setzen, kann deshalb keine Lösung sein. Es ist gut, wenn der Baumotor durch den Turbo mehr Leistung bekommt. Aber es ist wie im Straßenverkehr: Wer aufs Gaspedal tritt, ohne Rücksicht auf die Umgebung zu nehmen, kann am Ende großen Schaden anrichten.

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