Dissonanzen um Domkapellmeister im Erzbistum Freiburg | ABC-Z
Die maßgebliche Arena dieser Auseinandersetzung ist das Arbeitsrecht, nicht das Humanum oder die Metaphysik. Daran gilt es zu erinnern, wenn in der Onlinepetition für den Verbleib des Freiburger Domkapellmeisters in seinem Amt von einer „Mission“ die Rede ist (domkantorei-fr.de): „Unsere Mission ist es, die Kündigung von Professor Boris Böhmann rückgängig zu machen.“
Missionarische Lobbyarbeit sollte nicht versuchen, eine kompetente juristische Aufstellung zu kompensieren. Um die geht es im Zweifel auch hier. Lässt sich der für Ende Februar gekündigte Domkapellmeister, mutmaßlich eine künstlerische, das Juristische auch in eigener Sache scheuende Natur, lässt sich Boris Böhmann womöglich im Schlafwagen aus Amt und Würden fahren?
Ist seine ohne zweite Meinung verfolgte juristische Strategie gegen den Rausschmiss, die bislang beim Arbeitsgericht nicht verfing, die richtige, wenn sich doch alle Arbeitsbereiche, denen er an der Freiburger Kathedrale vorsteht, mit ihm solidarisieren: Domsingknaben, Domchor, Domkapelle, Choralschola? Zumal keine Gründe genannt werden, die bei dieser eminenten Beliebtheitslage des Chorleiters eine Kündigung als „Ultima Ratio“ fürs allgemeine Verständnis zwingend machen – also als letzten Ausweg, von dem die Kirchenleitung spricht, nähere Erläuterung mit Datenschutzgründen verweigernd.
Tatsächlich hat das Erzbistum sich auf eine unmögliche kommunikative Position zurückgezogen. Wir handeln, aber sagen nicht warum – das ist für einen Erzbischof in synodalen Zeiten eigentlich keine Option. Möchte Stephan Burger zum Hochwürden-Image eines Kirchenleiters zurück, der es vermeintlich nicht nötig hat, eine Sprache zu finden, die sich zu erklären weiß, ohne die juristischen Schweigepflichten zu verletzen?
Die aufgebrachten Menschen in seinem Erzbistum bloß wissen zu lassen, dass keine Vorwürfe von sexuellem Missbrauch oder anderem übergriffigen Tun eine Rolle spielen, wirkt wie ein Gnadenerweis, mit dem sich um die Begründungspflichten gedrückt werden soll. Kein Missbrauch, heißt es huldvoll sich herbeilassend, wohl aber „Dissonanzen“, womit wiederum dem Vernehmen nach zumal Zwistigkeiten mit der Domkantorin in sich überschneidenden Zuständigkeiten gemeint sind.
Burger vermehrt mit seiner kryptischen Informationspolitik den Schaden, den zu beheben er behauptet. Mit einem „Lasset uns beten“ über den unbotmäßigen Pro-Böhmann-Protest während der Christmette hinweggehen zu wollen, in welcher der Schlusssegen des Erzbischofs von spöttischem Lachen begleitet war – damit ist es nicht getan.