Direktvermarkter: Vielfalt wie im Supermarkt – Fürstenfeldbruck | ABC-Z
Die eigenen Produkte direkt auf dem Hof verkaufen – das Modell der Direktvermarktung ist unter Landwirten im Landkreis Fürstenfeldbruck noch immer beliebt. Mehr als 70 Hofläden gibt es bereits und dort können Kunden so ziemlich alles an Lebensmitteln kaufen, was sie auch im Supermarkt finden: Tomaten, Wassermelonen, Eier, frisches Brot, Rindersalami, Nudeln und Marmeladen. Mit einem entscheidenden Unterschied – es kommt eben direkt vom Erzeuger. Wer solche Angebote nutzt, unterstützt nicht nur die lokalen Betriebe, sondern trägt auch zum Klimaschutz bei. Zum einen wird dadurch überflüssiger Verpackungsmüll reduziert, zum anderen führt die Vermeidung langer Transportwege zur Einsparung von CO₂. Um die Angebote zur nachhaltigen und klimabewussten Ernährung, vor allem im nördlichen Teil des Landkreises, bekannter zu machen, gibt es auch in diesem Jahr eine Hofladen-Radtour. Das Klimaschutzmanagement des Landratsamts, der Ernährungsrat des Landkreises und die Agenda 21 haben diese unter dem Motto „Alles Gute kommt von hier“ organisiert. Wie auch in den vergangenen drei Jahren findet die Tour am autofreien Sonntag statt. Die etwa 13 kilometerlange Strecke führt an vier Hofläden vorbei. Startpunkt ist die Metzgerei Plabst. Die Teilnehmer können die erst im vergangenen Jahr eröffnete Hofmetzgerei, sowie die Wurst- und Fleischproduktion und die Tierhaltung besichtigen. Als Nächstes führt die Tour zum Backverein Egenhofen. Dort demonstriert Eberhard Herrmann, wie man ein Roggenbrot aus Sauerteig herstellt. Anschließend werden der Legehennenbetrieb und der Hofladen der Familie Heitmeir besichtigt. Die Tour endet nach etwa dreieinhalb Stunden mit einer Führung durch den Obst- und Gemüseanbau in der Gärtnerei Klement.
Hofmetzgerei Plabst
„Wissen, wo ’s herkommt“ lautet das Motto in der Hofmetzgerei Plabst in Unterschweinbach. Florian Plabst vermarktet seine Produkte selbst und direkt – im eigenen Hofladen. Die Schweine, Schafe und Rinder stammen aus der eigenen, artgerechten Haltung, das Futter von Feldern und Wiesen aus der Region, und die Wurst- und Fleischwaren werden direkt im Laden hergestellt. Dabei hilft die ganze Familie mit. Plabst und sein Vater betreiben die Landwirtschaft, seine Mutter, die Schwester und seine Lebensgefährtin unterstützen im Verkauf. Der Familienzusammenhalt ermöglicht, dass trotz des enormen Aufwands ein großes Sortiment für die Kunden zur Verfügung steht: Grillfleisch und Hackfleisch, Spezialitäten vom Lamm, Salamistangen, Wiener und Leberkäse finden sich in der Verkaufstheke. Dem Lammfleisch schreibt Plabst einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Erfolges zu, welchen er schon etwa ein halbes Jahr nach der Eröffnung im November 2023, verbuchen kann. „Das Lammfleisch direkt vom Erzeuger kaufen zu können, ist schon etwas Besonderes“, sagt Lebensgefährtin und Verkäuferin Stephanie Lampl.
Die gesunde und nachhaltige Fütterung seiner Tiere spiele eine große Rolle in seiner Philosophie, so Plabst. Einen großen Teil seines Erfolges verdanke er dieser Einstellung, denn die Kunden wüssten dies sehr zu schätzen. Die Schafe werden mit frischem Gras gefüttert, die Rinder mit Weizenschrot und Heu und die Schweine mit eigens angebautem Getreide. Das Paar sagt: „Frischer geht es einfach nicht.“
Die Hofmetzgerei Plabst an der Kumpfmühle 2 in Unterschweinbach hat freitags von 14 Uhr bis 17 Uhr und samstags von 8 Uhr bis 11.30 Uhr geöffnet.
Herrmanns Backhaus
Der Duft von frischem Brot wabert um das Haus von Eberhard Herrmann. Der Rentner backt jeden Montag an die 100 Stück: Dinkelbrot, Roggenbrot, Gewürzbrot und Vinschgerl nach Südtiroler Art. Seine Backstube und Holzofen befinden sich in einer umgebauten Garage direkt neben seinem Wohnhaus in Egenhofen. Kaufen kann die Laibe in einem angrenzenden Häuschen, allerdings nur montags. Wer sichergehen möchte, auch tatsächlich ein frisches Brot mit nach Hause nehmen zu können, sollte nicht zu spät kommen. „Es ist eigentlich immer alles ausverkauft“, so der Rentner. Herrmanns Backhaus ist im Ort sehr beliebt. Das liege nicht zuletzt an der Qualität seines Brotes.
Die Sauerteiglaibe werden aus Bioroggen- und Dinkelmehl hergestellt. Der Teig ruht 50 Stunden. „Das ist viel länger als bei herkömmlichen Sauerteigprodukten“, sagt er. Diese Technik mache sein Brot sehr bekömmlich und länger haltbar. Bereits drei Tage vor dem tatsächlichen Backen bereitet der Rentner den Teig vor. „Der Rest geht dann ziemlich schnell“, so Herrmann. Vier Backdurchgänge braucht es für 100 Laibe, denn im 300 Grad heißen Holzofen ist nur Platz für 28. Unterstützt wird Herrmann von einem Bekannten. Anders als Eberhard Herrmann ist Martin Kaufmann gelernter Bäcker. „Wir beide freuen uns, wieder handwerklich gebackenes Brot an die Leute zu bringen“, so Herrmann. Im Discounter könne ja jeder billiges Brot kaufen. Hinsichtlich Qualität könne dieses aber niemals mit dem seinen mithalten.
Die Teilnehmer der Fahrradtour dürfen Eberhard Herrmann bei der Herstellung seines Sauerteigs zuschauen und unterstützen. Anschließend gibt es eine kleine Stärkung mit Brot des Backvereins und Wurst der Hofmetzgerei Plabst.
Montags von 9 Uhr an können die Brote bei Eberhard Herrmann an der Mühlstraße 11 in Egenhofen erworben werden.
Claudias Hofladen
Sind am Sonntagmorgen mal wieder nicht genügend Eier für das Frühstück im Kühlschrank? Dann ab zu Claudias Hofladen. „Sonntags müssen wir unsern Automaten oft dreimal neu auffüllen“, sagt Claudia Ostermair. Die Tochter der Familie Heitmeir betreibt einen Hofladen und einen 24-Stunden-Automaten auf dem Gelände des Familienbetriebs in Kuchenried. Dort verkauft sie die Eier, die etwa 6000 Hennen legen.
Den Großteil veräußert Maria Heitmeier, Claudias Mutter, jedoch auf Bauernmärkten in München und Umgebung. 6000 bis 8000 Eiern wöchentlich. Außerdem beliefert die Familie Gastronomen und Cafés. „Unsere Eier gehen beispielsweise an die Tortenfee oder an Nessbach und Schwalber“, so Heitmeir. Zusätzlich werden Produkte mit Ei hergestellt und verkauft. Eierlikör, Nudeln, Suppenbrühe oder Suppenhühner können Kunden im Hofladen und im Automaten erwerben. Das Angebot verändert sich, bedingt durch Schlachtzeiten, saisonal.
Die Tiere sind auf fünf Ställe verteilt, die Haltung entspricht der Form Bodenhaltung. „Das Wort wird immer negativ assoziiert“, sagt Heitmeier. Die Hennen werden in Ställen mit Scharrraum und Wintergarten gehalten. Den beiden Frauen zufolge haben die Tiere ausreichend Platz, sich frei zu bewegen und natürlichem Verhalten wie Picken und Scharren nachzugehen. „Sie werden selbstverständlich nicht in Käfigen gehalten, auf die Wiese dürfen sie aber nicht“, erklärt Heitmeir. Die Futtermittel stellt die Familie selbst her. In der Infobroschüre des Hofladens heißt es: „Es beinhaltet nur natürliche, gentechnikfreie und aus der Region stammende Bestandteile.“
Der Hofladen in Kuchenried 1, Maisach-Kuchenried, hat keine Öffnungszeiten. Sollte niemand anwesend sein, können Kunden alle Produkte im Hofautomat am Grundstückseingang erwerben.
Gärtnerei Klement
Knackig, frisch und bunt. Die Auslage im Hofladen der Gärtnerei Klement sieht prächtig aus. Große Wassermelonen, saftige Tomaten, knackige Paprika und süße Birnen – allein der Anblick macht Lust auf frisches Obst und Gemüse. Auf acht Hektar Freiland und 8000 Quadratmetern Gewächshausfläche baut der Familienbetrieb in Unterschweinbach bereits in vierter Generation an. Die Waren, die auf Wochenmärkten und im Hofladen angeboten werden, stammen größtenteils aus der eigenen Produktion. „Das Gemüse ist komplett Eigenanbau“, so Quirin Klement. Der 25-Jährige übernahm den Familienbetrieb Anfang des Jahres. Um das vielfältige Sortiment, an das seine Kunden gewöhnt seien, dauerhaft aufrechterhalten zu können, müsse er jedoch einige Obstsorten von befreundeten Betrieben aus Italien zukaufen. Äpfel, Zwetschgen, Kirschen, Melonen und Beeren baut Klement selbst an. Feigen, Trauben, Orangen und Pfirsiche kauft er hinzu. Dabei lege er jedoch besonderen Wert auf die Qualität.
„Alle Landwirte, von denen wir etwas abnehmen, vertreten die gleichen Ansprüche wie ich“, sagt Klement. Er achte vor allem auf die Einhaltung des gesetzlich vorgeschriebenen Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln. Die Erfüllung gewisser Standards sei für ihn „ein Muss“. Bei seinen eigenen Produkten setzte er überwiegend auf die älteren Sorten. Diese brächten zwar nicht so viel Ertrag, wie moderne, hätten aber ein deutlich intensiveres Aroma. „Wir setzen auf Geschmack und nicht auf Masse.“ Auf diese Qualität könnten sich seine Kunden jederzeit verlassen. Und auch die Teilnehmer der Radtour dürfen diesen Geschmack testen.
Geöffnet hat der Hofladen an der Auenstraße 2 in Unterschweinbach montags, dienstags, mittwochs und freitags von 14 Uhr bis 16.30 Uhr.
Radtour
Die Radtour beginnt am Sonntag, 22. September, um 10 Uhr beim Hofladen der Metzgerei Plabst in Unterschweinbach, Kumpfmühle 2. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.