Dilemma bei der deutschen U21: Welche Spieler werden wirklich bei der EM auflaufen? – Sport | ABC-Z
Der Trainer Antonio Di Salvo ist gleich doppelt gespannt: Zunächst auf die Auslosung in Bratislava am 3. Dezember, denn danach weiß er, gegen welche drei Gruppengegner seine U21 bei der Europameisterschaft im Juni in der Slowakei spielen muss. Noch gespannter ist Di Salvo allerdings darauf, welche Spieler ihm bei dieser EM dann überhaupt zur Verfügung stehen. Denn es gibt zwei Faktoren, die er nicht beeinflussen kann: Verletzungen und die Klub-WM.
Mit dem 2:2-Unentschieden im Testspiel in Frankreich (deutsche Treffer durch den Dortmunder Maximilian Beier) hat die älteste Nachwuchs-Nationalmannschaft am Dienstagabend das Jahr 2024 beendet. „Ein richtig gutes Spiel von uns mit einem enttäuschenden Ergebnis“, hatte Di Salvo gesehen. Überhaupt die ganze EM-Hinführung fand er positiv: Seit der vorige U21-Jahrgang bei der EM im Juni 2023 in Georgien bitter enttäuscht hatte und mit nur einem Punkt aus drei Spielen bereits in der Vorrunde ausgeschieden war, hat der neue Jahrgang von 13 Spielen kein einziges verloren. „Ich sehe einen guten Teamgeist und deutliche Fortschritte“, sagt Di Salvo über die vergangenen 15 Monate. „Wir haben alle richtig Bock auf die U21“, bestätigt der Gladbacher Mittelfeldspieler Rocco Reitz: „Hier herrscht eine geile Chemie.“
So ein Satz freut Di Salvo, aber noch mehr würde ihn freuen, wenn er in sieben Monaten personell aus dem Vollen schöpfen könnte. In den vergangenen 15 Monaten hat das nicht oft geklappt, immer hat irgendwer gefehlt. Am Dienstag waren mit den mehr oder weniger angeschlagenen Noah Atubolu, Leandro Morgalla, Tim Oermann, Bright Arrey-Mbi, Tom Rothe, Luca Netz, Merlin Röhl, Karim Adeyemi und Paul Wanner gleich neun Spieler absent, die alle für die Startelf infrage gekommen wären. Ähnlich viele Spieler waren Di Salvo auch bei der vergangenen EM ausgefallen.
„Ich bin davon abhängig, welche Spieler zur Verfügung stehen“, sagt di Salvo
Hinzu kommt als Belastungsfaktor diesmal die neue große Klub-WM in den USA, die parallel zur U21-EM stattfindet. Maximilian Beier und Karim Adeyemi von Borussia Dortmund sowie Leandro Morgalla und Hendry Blank von RB Salzburg sind jene vier Kandidaten, die vermutlich eher mit ihren Klubs nach Nordamerika fliegen müssen als in der Slowakei für die U21 spielen zu dürfen. Di Salvo hat noch keine Ahnung, wie die Klubs planen. „Im März weiß ich hoffentlich mehr“, sagt er. Im März finden noch zwei U21-Länderspiele statt. Drei Monate später ist dann schon die EM.
Bis dahin will Di Salvo die Kommunikation mit seinen Schützlingen hochhalten und auch solche Spieler noch scannen, die bisher nicht auf seiner Shortlist stehen. In seinem Kopf steht das Grundgerüst weitgehend fest, aber binnen sieben Monaten kann noch so viel passieren. „Es wird spannend zu sehen, mit welchem Kader wir dann wirklich planen können“, sagt Di Salvo: „Ich bin davon abhängig, welche Spieler zur Verfügung stehen.“
Die vergangenen 13 Spiele haben Hinweise darauf gegeben, welche Akteure in Di Salvos Konzept eine wichtige Rolle spielen: im Tor der Freiburger Noah Atubolu und der Kölner Jonas Urbig, hinten rechts der Frankfurter Nnamdi Collins und der Kölner Jan Thielmann; in der Innenverteidigung der Freiburger Max Rosenfelder und der in Braga spielende Bright Arrey-Mbi sowie der Bochumer Tim Oermann und der Düsseldorfer Jamil Siebert, hinten links der Frankfurter Nathaniel Brown und der Gladbacher Luca Netz. Im defensiven Mittelfeld sind der Kölner Eric Martel und der Gladbacher Rocco Reitz als Doppelsechs wohl gesetzt, offensiv haben der Heidenheimer Paul Wanner und der Stuttgarter Nick Woltemade, auf den Flügeln der Frankfurter Ansgar Knauff und der für Brighton spielende Brajan Gruda sowie die Mittelstürmer Nicolo Tresoldi von Hannover 96 und Youssoufa Moukoko von OGC Nizza die besten Karten.
Müssen die Dortmunder Flügelstürmer Beier und Adeyemi sowie die Salzburger Abwehrspieler Morgalla und Blank nicht zur Klub-WM, dann ergeben sich für Di Salvo weitere hervorragende Optionen. Aber das liegt nicht in seiner Hand.