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Dieter Nuhr malt mit dem Apple-Stift | ABC-Z

Das ist doch nett: Dieter Nuhr hat so gar keine Idee davon, was seine Bilder kosten. Das überlässt er alles dem Management, sagt er. Aber gut, freundliche Menschen handeln nicht immer den besten Preis aus, man vertraut dann lieber den harten Hunden oder zumindest denen, die etwas von Geld verstehen. Wobei das natürlich Quatsch ist.

Der eher durch seine Haupttätigkeit als Kabarettist bekannte Mann aus dem Rheinland umgeht einfach nur wortgewandt charmant ein Thema, das in dieser Lokation nichts zu suchen hat: Nuhr stellt im Bayerischen Nationalmuseum aus, das sei keine Verkaufsschau. Logisch. Und wer partout etwas erwerben möchte, kann das unter anderem über Galerien in Mönchengladbach und Düsseldorf – oder ab heute auf der Art Cologne. Was jetzt nicht die schlechteste Plattform ist.

Posieren vor Ruhrlandschaft

Hier im Museum aber gilt’s allein der Kunst. Der ansonsten eloquente Generaldirektor Frank Matthias Kammel hält sich dennoch dezent zurück, Dieter Nuhr ist der Star, und nach dem schier endlosen Posieren vor einer Ruhrlandschaft scheint der das Plaudern über die Arbeit und technische Details fast zu genießen.

Die Sache ist tatsächlich schwer zu fassen. Fotografie und Malerei fließen so sehr zusammen, dass man am Ende nicht mehr bestimmen kann: was Nuhr auf seinen Streifzügen abgelichtet hat – das ist meistens die Grundlage. Was durch diverse Farbfilter ging. Was er digital dazugemalt hat – der Apple-Stift spuckt auch pastose Pinselstriche aus. Und was am Ende noch ganz klassisch analog aufgetragen wurde.

Baumreihen in Ratingen, sanfte Hügel in Laos

Wahrscheinlich ist dieses Aufsplitten gar nicht wichtig. Und ob nun die sich poetisch im Wasser spiegelnden Baumreihen im Ratinger Stadtteil Hösel gemeint sind oder Dunst über den Bergen von Laos liegt, ist auf den Schildern zu lesen. Dabei entsteht freilich auch ein bisschen viel Soße, es fließt und trieft und tropft sozusagen. Und man würde gerne etwas mehr Nuhr sehen.

Er ist ja ein formidabler Zeichner. Davon erzählt ein Hund, den er lässig hingeworfen hat, auch digital bzw. auf dem Tablet natürlich, aber ohne Vertun auf den Punkt gebracht. Zum neugotischen Mars-Venus-Saal mit seinen Kreuzrippen hätte das ganz gut gepasst, und tatsächlich spielt die Umgebung so sehr in die Nuhrschen Nebelwelten hinein, dass man zwei Milchmädchen auf den ersten Blick für Kinder aus der frühen Neuzeit halten könnte.

Die Kanne und die kurzen Kleider verraten die Gegenwart. Fast. Nuhr verarbeitet auch alte Fotografien, etwa aus den 50er Jahren. Auf seinen eigenen Reisen nimmt keine Menschen auf – in den meisten Ländern würde es nicht sonderlich geschätzt, mit der Kamera auf Gesichter zu halten.

Keine Sexismus-Diskussionen!

Dass sich der 64-Jährige, der in den Achtzigern an der Folkwang Hochschule Malerei studierte, doch mit dem Ausstellungssaal beschäftigt hat, demonstrieren Mars und Venus. Eine rötliche und eine gelbliche Kreisform flankieren als Planeten quasi Hubert Gerhards hohes Bronzepaar im Zentrum. Manieristisch unbequem verschlungen sind die beiden, im wahren Leben bräuchte es dafür die Glieder eines indischen Yogis. Zumal der Kriegsgott seiner Begehrten keine Wahl lässt. Nuhr kann sich den Kommentar nicht verkneifen. “Diese Skulptur ist nicht von mir, weil da heute Sexismus-Diskussionen aufkommen würden”.

Er bleibt auf beiden Feldern aktiv, die Kunst hätte er immer verfolgt, sie sei nur jetzt eben durch Ausstellungen präsenter. Und sie bringt auch ein bisschen was ein. Die Werke, die auf der Kölner Messe am Stand der Galerie Löhrl im Angebot sind, liegen zwischen 7000 und 16 000 Euro. Zuweilen geht es noch etwas drüber. Aber wer weiß, ob Nuhr jemals aufs Konto schaut.

“Dieter Nuhr – Woanders ist überall”, bis 8. Dezember im Bayerischen Nationalmuseum, Di bis So 10 bis 17, Do bis 20 Uhr

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