Wirtschaft

Dieser Index ist noch größer als der MSCI World | ABC-Z

Man kennt das aus Hollywood. Wenn ein bestimmter Titel an der Kinokasse einmal gut angekommen ist, kann es mitunter noch nach Jahrzehnten eine Fortsetzung geben. Das Prinzip gilt überall im Marketing: Eine einmal erfolgreich eingeführte Marke wird gern immer wieder verwendet.

Womit wir beim MSCI World wären. In der Welt der börsengehandelten Indexfonds (ETF), die die Wertentwicklung eines zugrunde liegenden Aktienindex eins zu eins abbilden, hat sich der MSCI World zu einem der beliebtesten Aktienbarometer überhaupt entwickelt. Das liegt auch an seiner cleveren Bezeichnung. Die Buchstabenfolge MSCI steht für die Firma, die den Index auflegt, und der Zusatz „World“ signalisiert, dass Aktien aus der ganzen Welt im Index ihren Platz hätten.

Das stimmt aber gar nicht: Der Index setzt sich zwar aus mehr als 1400 Aktien zusammen. Diese stammen allerdings aus 23 Industriestaaten, Schwellenländer bleiben al­so außen vor. Um das Manko zu be­heben und zugleich an seiner etablierten Marke festzuhalten, hat MSCI darum den MSCI World All Country Index, besser bekannt als ACWI, eingeführt. Zu ihm gehören neben börsennotierten Firmen aus den Industriestaaten auch Aktiengesellschaften aus 24 Schwellenländern, zum Beispiel aus China. Doch auch hier entspricht der Name nicht ganz der Wahrheit. Denn dieser Index schließt, gemessen am Börsenwert, etwa 15 Prozent der internationalen Aktiengesellschaften aus.

Weshalb MSCI sich ein weiteres Barometer ausgedacht hat, dessen Name ein ziemliches Wortungetüm ist. Die Rede ist vom MSCI All Country World Investable Market Index oder kurz: MSCI ACWI IMI. Mag der Name auch viel zu lang sein, so ist die Bezeichnung „World“ dieses Mal tatsächlich zutreffend. Der Indexanbieter rühmt sich, 99 Prozent der internationalen Börsenwelt damit abzubilden: Der MSCI ACWI IMI setzt sich aus fast 9000 Aktiengesellschaften zusammen. Der große Unterschied zu den beiden bisher genannten Barometern ist: Der Index berücksichtigt auch sogenannte Nebenwerte, also Firmen mit einem niedrigeren Börsenwert, die in den beiden anderen Indizes keinen Platz finden.

Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.



Das macht den MSCI ACWI IMI in­teressant in einer Zeit, in der nicht wenige auf einen besonders starken Kurs­anstieg bei Nebenwerten hoffen. Diese lagen in der Wertentwicklung mehr als ein Jahrzehnt lang hinter den Zugewinnen großer Aktiengesellschaften wie beispielsweise der Technologiekonzerne zurück. Seit An­fang des Jahres entwickeln sie sich aber vor allem in Amerika sehr gut. Auch wer sich an solch spekulativen Überlegungen nicht beteiligen will, findet ein Argument für die Hinzunahme solcher Aktien. Schließlich verbessert man damit die Streuung im Portfolio, weil sich kleinere Aktien oft anders verhalten als größere.

Wie gut bekommt der MSCI ACWI IMI das nun hin? Nebenwerte erreichen einen Anteil von fünf Prozent am Index. Das sei ein akzeptabler Wert für alle, die tatsächlich mit minimalem Aufwand den größtmöglichen Teil der Aktienmärkte abbilden wollten, findet Ali Masarwah, Chef der Fondsvergleichsplattform Envestor. Die Auswahl an ETF auf den Index ist für Privatanleger allerdings begrenzt. Nur der Anbieter SPDR hat dazu zwei Indexfonds zu akzeptablen Gebühren im Angebot (ISIN: IE00B3YLTY66 und ISIN: IE000DD75KQ5).

Wunderdinge sollte man von den ETF nicht erwarten, betont Masarwah. Denn auch die ACWI-IMI-Barometer folgen dem Prinzip der Marktkapitalisierung, was bedeutet: Große Aktien erhalten im Index ein hohes Gewicht. So kommt der iPhone-Hersteller Apple im traditionellen MSCI World auf einen Anteil von 4,8 Prozent, im ACWI-IMI ist der Anteil mit 3,8 Prozent nur unwesentlich ge­ringer. Die Wertentwicklung des ACWI-IMI-Barometers war zuletzt etwas schlechter als die Wertentwicklung des klassischen MSCI World, auf längere Sicht sind die Unterschiede aber nicht sehr groß.

Wer doch lieber etwas mehr Nebenwerte im Portfolio haben möchte, sollte darum auf eine alternative Kombina­tion ausweichen. So könnten Anleger zum Beispiel zu einem klassischen ETF auf den MSCI World All Country (ISIN zum Beispiel: IE00B6R52259) einen reinen Nebenwerte-ETF wie den iShares MSCI World Small Cap (ISIN: IE00BF4RFH31) hinzunehmen und die beiden im Verhältnis 80 zu 20 miteinander kombinieren. Um lange Fondsnamen kommt man allerdings auch in dieser Variante nicht herum.

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