“Diesen Ansatz kannte man vorher nicht”: Von welchem Ex-Bayern-Trainer Weiser immer noch schwärmt | ABC-Z
AZ: Herr Weiser, ist ein Spiel gegen den FC Bayern immer noch ein Highlight für Sie?
MITCHELL WEISER: Natürlich. Nach meiner Zeit in Köln bin ich beim FC Bayern in den Profibereich herangewachsen. Es ist aber generell schön gegen Bayern zu spielen, auch wenn ich nicht dort gespielt hätte.
Auf was für ein Werder Bremen muss sich Bayern einstellen?
Das müssen sie selbst analysieren. (lacht) Aber eines ist gesagt: Wir haben Lust und wollen den ersten Heimsieg holen.
Sie persönlich sind mit zwei Vorlagen gut in die Saison gestartet.
Besser geht immer. Ich hoffe, dass jetzt noch mehr dazukommen. Aber wir waren gegen Dortmund nah dran und jetzt haben wir einen Sieg gegen Mainz. Das ist das Wichtigste.
Weiser: FC Bayern hat unter Kompany “eine neue Energie”
Sie haben nach Ihrer Vertragsverlängerung im Mai gesagt, Werder muss auf lange Sicht wieder Champions League spielen. Ist das in dieser Saison schon realistisch?
Auf lange Sicht gehört Bremen von den Vereinen in Deutschland in den europäischen Fußball. Darauf arbeiten wir hin. Aber die Champions League ist nicht das ausgegebene Ziel in diesem Jahr.
Die Mannschaft von Vincent Kompany ist mit vier Siegen gestartet. Wie stufen Sie den FC Bayern diese Saison ein?
Sehr gefährlich. Wie sagt man: Verärgerte Bayern sind immer noch gefährlicher, als sie ohnehin schon sind. Letztes Jahr mussten sie ein Jahr erleben, das sie lange nicht mehr hatten. Ich bin mir sicher, dass sie in dieser Saison wieder einiges gut machen wollen. Und mit dem Trainer haben sie auch neue Energie. Das hat jetzt auch schon relativ gut für sie geklappt. Aber trotzdem denke ich, dass man die Bayern auch in diesem Jahr schlagen kann. Natürlich braucht man nach wie vor einen perfekten Tag, aber möglich ist es schon.
Erinnern Sie sich, obwohl Sie sich beim FC Bayern nicht durchsetzen konnten, gerne an die Zeit in München zurück?
Ja, wirklich extrem gerne. Es war eine sehr schöne Zeit.
“Diesen Ansatz von Fußball kannte man vorher in Deutschland nicht”: Weiser adelt Guardiola
Ihre Trainer hießen dort unter anderem Jupp Heynckes und Pep Guardiola. Was haben Sie von den beiden gelernt?
Jupp Heynckes war sehr menschlich, auch war er sehr nah an der Mannschaft und hat den Spielern viele Freiräume gegeben und sie selbst machen lassen. Bei Pep Guardiola war es einfach ein Fußball von einer ganz anderen Seite. Diesen Ansatz von Fußball kannte man vorher in Deutschland nicht. Er hat den Fußball bei Bayern auf ein Niveau gebracht, wovon die Jungs, die noch da sind, bis heute profitieren.
Zum Ende der dritten Saison waren Sie beim FC Bayern Stammspieler. Warum sind Sie trotzdem ablösefrei zu Hertha BSC gewechselt?
Mir war es damals wichtig, regelmäßig zu spielen. Mir wurde gesagt, dass das beim FC Bayern in der kommenden Saison schwer wird. Und deswegen habe ich mich für die Option entschieden, wieder regelmäßig zu spielen.
Haben Sie noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern?
Mit Serge Gnabry, den ich aus der U-Nationalmannschaft kenne, habe ich noch Kontakt. Sonst eigentlich mit keinem mehr. Aber, wenn man sich sieht, schnackt man schon ein bisschen.
Weiser war 2020 vor einer Rückkehr zum FC Bayern
David Alaba galt als einer Ihrer besten Kumpels und hat sich sogar 2020 bei den Bayern-Bossen für eine Rückkehr von Ihnen in Stellung gebracht.
Das war in einer schweren Zeit für mich. Das war gar nicht so weit hergeholt, aber es hat letztendlich nicht geklappt.
Sie denken zwar noch nicht ans Aufhören. Aber wird nach der Karriere das Trikot für eine Schürze eingetauscht, und Sie werden Pizzabäcker?
Nee, das nicht. (lacht)
Sie sind bei einer veganen Pizzeria in Köln eingestiegen. Wie kam es dazu?
Mich interessiert veganes Essen und Köln ist meine Heimatstadt. Es schmeckt dort sehr gut. Ich kann jedem empfehlen, es selbst mal zu testen.
Weiser: Klappt vegane Ernährung bei einem Profi-Fußballer? “Man muss sich nur damit beschäftigen”
Da stellt sich natürlich die Frage: Was ist Ihre Lieblingspizza?
Das ist schwer. Ich mag viele Pizzas sehr gerne. Da kann ich nicht eine hervorheben. Aber es gibt sogar eine, die heißt Mitch’s BBQ. Die ist auf jeden Fall sehr gut.
Sie selbst ernähren sich auch vegan. Was hat den Ausschlag dazu gegeben?
Zu meiner Hertha-Zeit hatte ich ein paar muskuläre Probleme. Ich habe dann ein paar Sachen ausprobiert und bin dann bei der Ernährung hängengeblieben. Zu der Zeit in Berlin war es noch sehr einfach, vegane Dinge auszuprobieren. Ich habe mich einfach damit viel besser gefühlt.
Ist es als Profi schwer, sich vegan zu ernähren?
Man muss sich einfach nur damit beschäftigen. Aber es ist natürlich eine Umstellung. Vorher hatte ich kaum eine Mahlzeit ohne Fleisch. Aber es ist auf jeden Fall machbar. Ich hatte aber den Vorteil, dass ich in Berlin war, wo das Angebot an veganer Ernährung sehr groß ist. Aber in anderen Städten ist es deutlich schwerer. Da muss man sich viel selbst kochen. Das ist dann schon deutlich anstrengender. Trotzdem kann ich es jedem empfehlen.
Geben Sie den Mitspielern Tipps in Sachen veganer Ernährung?
Das habe ich noch nicht versucht. Aber es gibt schon eine Entwicklung dahin, dass die pflanzenbasierte Ernährung jedem Spieler nähergebracht wird und jeder merkt, dass einem die pflanzliche Ernährung guttut. Auch die Gesellschaft wird offener und meine Mitspieler sind da nicht verschlossen.
Abschließende Frage: Warum lässt der FC Bayern die ersten Punkte in Bremen liegen?
Weil wir eine eingespielte Truppe sind, an uns glauben und es zu Hause, mit den Fans im Rücken, dieses Jahr besser machen möchten, als letztes Jahr.