Kirchheim: Wenn der Postmann trödelt – Landkreis München | ABC-Z

Früher kannte Eva Claudius ihre Postbotin persönlich. Sie kam mit dem Fahrrad und war freundlich. Manchmal wechselte man ein paar Worte miteinander. Vor allem aber erschien die Briefträgerin stets zur selben Zeit, und das zuverlässig jeden Tag. Doch seit Anfang des Jahres ein neues Postgesetz in Kraft ist, muss sich die Post mit der Zustellung nicht mehr so beeilen. Seitdem bleiben bei Claudius und ihren Nachbarn in Kirchheim-Heimstetten häufig die Briefkästen leer. Das ist insofern sehr ärgerlich, als dadurch Abo-Zeitschriften viele Tage nach deren Erscheinen ankommen und Rechnungen oder Behördenschreiben recht knapp eintreffen, bevor eine Frist verstreicht.
Auch wenn die Post sich darauf berufen kann, dass 95 Prozent der innerhalb Deutschlands verschickten Briefe spätestens am dritten und 99 Prozent am vierten auf den Einlieferungstag folgenden Werktag zugestellt werden müssen: In Heimstetten dauerte es in den vergangenen Wochen doch besonders lange, bis die Post ankam. So lange, dass sich Eva Claudius mehrmals an die Beschwerdestelle der Post wandte. Auch, weil die Briefe „sehr schlampig sortiert“ seien und immer wieder bei Nachbarn landeten und umgekehrt fremde Post bei ihr ankam. Die Nachfragen bleiben ohne Erfolg. Man leite das weiter, hieß es.
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Doch dann ereignete sich in der schon angeschlagenen Beziehung zwischen den Postzustellern und den Leuten in der Heimstettener Siedlung an einem Montag etwa ziemlich Kurioses: „Durch puren Zufall traf ich einen Austräger, der im Auto um die Ecke bog und mir zwei Magazine von letztem Donnerstag und Freitag und einen Stapel von ungelogen zehn oder elf Briefen an uns aus aushändigte“, berichtet Eva Claudius der SZ. Auf ihre „sehr ärgerliche Nachfrage“ habe sie die Antwort bekommen, dass der zuständige Kollege zu langsam sei. Daher würde er vor Beendigung seiner Runde aufgeben und die Post wieder mitnehmen. Eva Claudius fragt sich: „Mutiert die Deutsche Post jetzt zur Zweigstelle der Deutschen Bahn?“
Bei der Deutschen Post verweist eine Sprecherin auf die neue Regelung seit 1. Januar. In der Regel stelle man Briefsendungen am zweiten Werktag nach der Einlieferung zu, allerdings biete man „unterschiedliche Briefprodukte an, auch mit unterschiedlichen Laufzeiten“. Zudem sinke die Briefmengen. Daher passe die Post die Bearbeitung von Briefsendungen an. Die Sortierung von Sendungen mit unterschiedlicher Laufzeit habe sich etabliert. „Damit nutzen wir die Möglichkeit, die Sendungsmengen durch die Sortierung in den Briefzentren möglichst effizient für die Zustellung zu steuern“, teilt die Sprecherin des Logistikkonzerns mit. Dies führe dazu, dass Sendungen für einen Haushalt stärker gebündelt und dann gleichzeitig ausgeliefert werden. „Wir verstehen, wenn der Eindruck entsteht, dass die Hauspost ‚schwallartig‘ ankommt.“

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Wenn nun aber ein Postbote wie offenbar in Heimstetten trödelt, wird das Warten auf die Briefe und Zeitschriften zur Geduldsprobe. Dann dauert es bis zum nächsten Schwall an Briefen. Das Logistikunternehmen räumt das Problem ein. „Leider gab es vorübergehend Qualitätsprobleme in der Zustellung in dem genannten Bereich. Wir haben mit dem Zusteller gesprochen, er wird nachgeschult“, so die Sprecherin. Inzwischen sei dort wieder ein erfahrener Kollege im Einsatz, alle Rückstände seien abgearbeitet.
Dass ein Briefträger die Briefe wieder mitnimmt, also am Ende die Tour einfach abbricht, ist offenbar nicht ganz so ungewöhnlich. Das komme „in Einzelfällen“ vor, teilt die Post mit und führt als Begründung die Dienstzeiten an. „Wir beachten die gesetzlichen Arbeitszeitregelungen. Unsere Beschäftigten werden auf der Grundlage von Stundenlöhnen bezahlt und nicht nach Anzahl der ausgelieferten Sendungen. Zudem gelten die tariflich vereinbarten Wochenarbeitszeiten.“ An Haushalte, die durch das Dienstzeitende leer ausgingen, werde „am nächsten Tag priorisiert“ zugestellt. Selbstverständlich würden Rückstände immer vollständig abgearbeitet – nach dem „First-in-first-out-Prinzip“.





















