„Die Völlerei ist ganz klar meine Todsünde“ | ABC-Z
Was essen Sie zum Frühstück?
Haferflocken. Ich habe aber erst gestern in einem Interview mit einer Ernährungswissenschaftlerin gelesen, dass die gar nicht so gut für einen sind. Warum, das habe ich verdrängt – ich will sie weiterhin essen.
Wo kaufen Sie Ihre Kleidung ein?
In Deutschland hat man es modisch schwieriger als andernorts, manche Kollektionen schaffen es gar nicht zu uns. Der Deutsche ist eher praktisch unterwegs, nicht sehr experimentell und weniger der Schönheit verschrieben als manch andere Kultur. Insofern gehe ich unterwegs immer mit offenen Augen durch die Welt.
Was ist das älteste Kleidungsstück in Ihrem Schrank?
Mein schwarzer Wollpullover von Comme des Garçons. Den habe ich bestimmt seit 25 Jahren.
Wann haben Sie zuletzt handschriftlich einen Brief verfasst?
Gestern habe ich eine Postkarte überreicht, die ich an Bord eines Segelboots auf der Ostsee geschrieben habe. Mit dem Kreidefelsen auf Rügen als Motiv, an den Teehändler meines Vertrauens. Ich konnte aber nirgends Briefmarken geschweige denn einen Schlitz zum Einwerfen finden. Deshalb eben persönlich.
Welches Buch hat Sie im Leben am meisten beeindruckt?
In der Jugend war sicherlich Hermann Hesse sehr wichtig für mich. Und Bücher wie „Der Alchimist“ oder „Der Prophet“. Später dann das „Tao-Te-King“. In jüngerer Zeit haben mich „Wir Ertrunkenen“ von Carsten Jensen und „Die Straße“ von Cormac McCarthy beeindruckt.
Wie informieren Sie sich über das Weltgeschehen?
Über die Zeitung auf dem Handy. Am liebsten lese ich mal ein längeres Hintergrundstück statt häppchenweise kurze Meldungen.
Was ist Ihr bestes Smalltalk-Thema?
Das Thema Reisen. Auch weil ich immer an Orten interessiert bin, die ich noch nicht kenne. Letztens habe ich mit einer Frau gesprochen, die mit der Transsibirischen Eisenbahn in die Mongolei gefahren ist, und dachte: Here’s an idea!
Bei welchem Film haben Sie zuletzt geweint?
Bei der Neuverfilmung von „Shogun“ habe ich geweint, als eine Figur aus heiterem Himmel gestorben ist. Während mir die Tränen das Gesicht runterliefen, hat mein Kopf gesagt: Das können die nicht machen, das geht nicht. Die Person, mit der ich Wochen verbracht hatte, wurde aus meinem Leben gerissen. Es war brutal.
Nein, und trotzdem laufe ich nicht unter Leitern durch. Und bedanke mich nie nach einem „Toi, toi, toi“.
Worüber können Sie lachen?
Über vieles. Wahrscheinlich am meisten, wenn es durch eine Bananenschale oder Glatteis zu einer Körperverkabelung kommt. Über mich lache ich auch gerne.
Meine Tochter heißt nicht umsonst Zoe. Ansonsten finde ich Ismael schön. Als Jugendlicher habe ich einmal eine schöne Frau kennengelernt, die Mandana hieß. Als ich das hörte, dachte ich: Das ist der schönste Name, den ich je gehört habe. Aber wenn du einen guten Namen suchst, musst du einfach nur ein bisschen in der Bibel blättern.
Machen Sie eine Mittagspause?
Ich mache gerne ein Schläfchen. Danach denke ich mir immer, was für ein glücklicher Mensch ich doch bin: Am helllichten Tag in ein sauberes Bett schlüpfen zu dürfen, das ist ein Riesengeschenk.
In welchem Land würden Sie gerne leben?
Ich bin immer gerne in Griechenland, immer gerne in Italien. New York habe ich auch immer geliebt, und ich war häufig am Indischen Ozean. Ich schließe nichts kategorisch aus.
Was fehlt nie in Ihrem Kühlschrank?
Weil die Hitze nicht sein Freund ist: mein grüner Tee.
Fühlen Sie sich mit oder ohne Auto freier?
Ohne. Ich habe schon seit Jahren kein Auto mehr. Wenn du einen Wertverlust für deinen Neuwagen willst, dann zieh’ nach Berlin. Ich habe da einschlägige Erfahrungen machen müssen – im wahren Sinne des Wortes.
Was ist Ihr größtes Talent?
Meine Neugier auf Menschen. Dadurch kann ich Menschen zusammenführen, die sonst nicht viel miteinander zu tun hätten.
Was tun Sie, obwohl es unvernünftig ist?
An manchen Abenden trinke ich zu viel Alkohol. Und wenn es lecker ist, esse ich auch einmal zu viel. Die Völlerei ist ganz klar meine Todsünde.
Welcher historischen Person würden Sie gerne begegnen?
Buddha, Jesus und Mohammed.
Tragen Sie Schmuck? Und eine Uhr?
Eine Uhr, ansonsten keinen Schmuck. Als Jugendlicher sah ich aus wie ein Weihnachtsbaum: voller Lametta.
Haben Sie einen Lieblingsduft?
Waldboden nach Regen. Ich suche oft die Natur auf, weil es mir danach immer besser geht.
Was war Ihr schönstes Ferienerlebnis?
Unbeantwortbar. Aber ich war in meinem Leben dreimal in Nepal und habe mich mit jedem Mal neu in das Land und die Leute verliebt. In die Ruhe in den Bergen, wenn sich das erste Morgenrot auf die Gipfel zaubert. Einem Nepalesen habe ich einmal Backgammon beigebracht. Zehn Minuten später standen 15 Leute um uns herum und lachten sich tot, wenn einer den anderen rausschmiss.
Auf welchem Konzert waren Sie zuletzt?
Beim Berliner Kneipenchor, der stand im Lido auf der Bühne. Der zieht von Kneipe zu Kneipe und singt A-cappella-Lieder aus der Pop- und Rockkultur.
Was fehlt Ihnen zum Glück?
Die wirkliche Akzeptanz meiner Essenz, ohne sie umschreiben zu wollen.
Was trinken Sie zum Abendessen?
Gestern im Restaurant ein Glas gekühlten Rotwein, einen Lagrein. Dieses eine perfekte Glas am Ende des Tages. Danach bin ich mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause gegangen.