Die verzweifelte Suche nach den Vermissten | ABC-Z

Kerrville. Ein Mann sucht nach seinen Eltern. Eltern suchen nach ihren Kindern. Noch immer fehlt nach den Überschwemmungen in Texas von mindestens 161 Menschen jede Spur.
Auch Tage nach der Flutkatastrophe in Texas suchen Angehörige nach vermissten Verwandten. Robert Brake Jr. hat sich selbst an die Ufer des Guadalupe River begeben, um nach Überlebenden zu suchen. Ihm selbst hat das Hochwasser, das die Menschen in Texas, darunter auch das christliche Mädchen-Camp „Mystic“ schwer traf, ein Loch in sein Herz gerissen. Verzweifelt sucht er nach seinen Eltern.
Dem Sender abc berichtet Brake, seine Eltern Robert Leroy Brake Sr. und Joni Kay Brake seien vom Wasser mitgerissen worden, als die Sturzflut ihre Hütte auf dem HTR-Campingplatz in Kerrville, Texas, weggerissen hatte. Seitdem sucht der Sohn in dem überschwemmten Gebiet nach seinen Eltern. Laut „Washington Post“ werden noch immer 161 Menschen vermisst.
Sturzflut in Texas: „Gekommen, um bei der Suche zu helfen“
„Wir sind gekommen, um bei der Suche zu helfen. Vielleicht können wir meine Eltern nach dieser Tragödie nicht finden, aber vielleicht können wir jemand anderem helfen, seine zu finden und einen Abschluss und Frieden zu finden“, sagt er gegenüber abc. Während ihr Schicksal noch unbekannt ist, gibt es für 109 Menschen in Zentraltexas Gewissheit. Sie starben in den Fluten aus Wasser und Geröll.
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Die Flut traf die Menschen unvorbereitet. Es war doppelt so viel Regen gefallen, wie angekündigt. Die Massen ließen den Guadalupe schnell ansteigen. So schnell, dass viele Menschen, darunter etliche Camper an den Ufern des Flusses ohne Vorwarnung am frühen Morgen des 4. Juli davon überrascht wurden.

Das Sommercamp trauert um viele tote Mädchen. Mindestens 27 Kinder und Betreuer sterben durch die Überschwemmungen.
© AP/dpa | Julio Cortez
Fast ein Drittel der bislang mindestens 100 geborgenen Toten sind Kinder. Viele von ihnen hatten das „Camp Mystic“ im Hügelland am Guadalupe River besucht. Der starke Regen überflutete in kürzester Zeit die Schlafhütten der Mädchen und verwüstete sie. Am Montag bestätigte das Camp mindestens 27 Tote, darunter Kinder und Betreuer.
Zwillingsschwestern sterben in Sturzflut
US-Medien werfen Schlaglichter auf die Schicksale der Mädchen und ihrer Familien: Zwei Zwillingsschwestern, die in den Wassermassen starben. Eine Achtjährige, die zum ersten Mal in „Camp Mystic“ war und von ihrer Mutter als das „fröhlichste, glücklichste Kind“ beschrieben wurde, das das Camp geliebt habe.
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Ein Vater, der in den verwüsteten Hütten des Camps nach seiner Tochter suchte und nichts fand außer durchnässten Kuscheltieren und Armbändern, die er für die Eltern der anderen vermissten Mädchen einsteckte. Am Sonntag habe er dann die Nachricht über den Tod seiner Tochter erhalten, berichtete die „Washington Post“.

Nach der Sturzflut in Texas, die zahlreiche Menschen in den Tod riss, wird noch immer nach Überlebenden gesucht.
© Julio Cortez/AP/dpa | Julio Cortez
„Unsere Herzen sind an der Seite der Familien gebrochen, die diese unvorstellbare Tragödie ertragen müssen. Wir beten ständig für sie“, teilte das Camp mit. Noch immer werden Teilnehmer des Camps vermisst. Die Suche nach ihnen geht auch am Dienstag, dem vierten Tag nach der Katastrophe, weiter.
Helfer berichten: „Wie nach einem Bombeneinschlag“
Auch für Einsatzkräfte ist der Anblick des Guadalupe River und seiner Ufer für die Einsatzkräfte schwer zu ertragen. „Wie nach einem Bombeneinschlag“, beschreibt der Rettungshelfer Jake Stovall im Sender CNN die Situation nach den Sturzfluten im US-Bundesstaat Texas.
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Bilder aus dem besonders betroffenen Gebiet Kerr County zeigen Kanus, die sich um umgestürzte Baumstämme gewickelt haben, Schutt, Schlamm, Wohnwagen, die von den Fluten umgerissen wurden. Dazwischen bunte, mit Stickern beklebte Koffer und Kuscheltiere im Schlamm.
Rettungshelfer wollen Hoffnung nicht aufgeben
„Es gibt immer Hoffnung“, sagte Stovall, Gründer des Rettungsdienstes Gulf Search and Rescue, dem Sender CNN. „Ich habe das lange genug gemacht, ich habe vier Tage später Menschen gefunden, die sich in sechs Meter Höhe an einen Baum geklammert haben und dehydriert waren.“ Er und sein neunköpfiges Team aus Freiwilligen blieben so lange im Einsatz, bis „das letzte Kind und der letzte Erwachsene“ gefunden seien. „Wir versuchen, alle lebend zu finden, und wenn wir sie tot finden, dann bergen wir sie respektvoll und mit Würde.“

Bis alle Leichen geborgen sind, kann es laut einem Rettungshelfer Monate dauern.
© FR172217 AP/dpa | Eli Hartman
Es gebe keine feste Regel dafür, wann man offiziell von Rettungs- zu Bergungsarbeiten übergehe, sagte Chris Boyer von der Rettungsorganisation National Association for Search and Rescue der „New York Times“. „Man will das Wort „Bergung“ nicht zu früh verwenden, aber man will auch keine falschen Hoffnungen wecken“.
In der Regel würden Überlebende einer Überschwemmung schnell gefunden, selbst wenn sie von den Wassermassen kilometerweit fortgespült worden seien. Bis alle Leichen geborgen seien, könne es dagegen viele Monate dauern. Manche würden vielleicht nie gefunden, fügte Boyer hinzu.
Nach der Flut kommt die Schuldfrage
Das Gesamtausmaß der Überschwemmungen in der Region um Kerr County ist weiter unklar. Das Gebiet in Texas ist bekannt für seine Sommercamps. Das Weiße Haus kündigte unterdessen einen Besuch von US-Präsident Donald Trump an. Wahrscheinlich werde er am Freitag nach Texas reisen, sagte seine Sprecherin Karoline Leavitt.
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Sie trat Kritik entgegen, dass der Wetterdienst (NWS) infolge von Sparmaßnahmen seit Trumps Amtsantritt nicht ausreichend besetzt gewesen sei. Vorwürfe, die Flutwarnungen seien zu spät gekommen, waren etwa aus den Reihen der Demokraten, aber auch in Medien und sozialen Netzwerken aufgekommen. Die Flut werde weiter überwacht und die Behörde verfüge über genügend Personal, sagte Leavitt.
mit dpa