„Die Verdorbenen“ von Michael Köhlmeier: Ein echt böses Buch | ABC-Z

In Michael Köhlmeiers Roman gibt es fiesen Sex und eine große Erkenntnis.
© Gunter Gluecklich/Laif
Dieses interessante, böse, sehr spannende kleine Buch, das vollkommen quer zur deutschen Gegenwartsliteratur steht, führt tief in die Studentenwelt der Siebzigerjahre. Es ist aber kein Panorama, im Kern sogar nur die Studie einer entgleisenden Dreierbeziehung, die gleichwohl ohne die Zeit und ihr Milieu nicht denkbar wäre. Der Titel Die Verdorbenen deutet es schon an: Die Menschen, die sich hier verführen und zerstören, sind nicht schuldig, aber verdorben durch das, was damals in der Luft lag. Sie atmen die Atmosphäre jenes linken Jahrzehnts, das den Sex von jeder Verpflichtung entkoppelte und darin einen revolutionären Fortschritt sah, aber zugleich das Revolutionäre oft nur als Habitus kultivierte, der den Sexappeal steigern sollte.