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Die Universität Bayreuth belegt bei der Gründung von Start-ups einen Spitzenplatz – Bayern | ABC-Z

Die Universität Bayreuth hat es geschafft. Erstmals erreicht sie im aktuellen Ranking der gründungsaktivsten Unis und Hochschulen bayern– und deutschlandweit den ersten Rang unter den mittelgroßen Einrichtungen. Überspitzt formuliert: Die oberfränkische Uni produziert Start-ups am laufenden Band. Eines das auf diesem Weg entstanden ist, ist Myriad – ein Unternehmen, das Gärten entwickelt, bei denen aber Hightech geballt zur Anwendung kommt.

Der 36-jährige Yannic Hönle und seine 32-jährige Partnerin Miriam Martín González haben Myriad offiziell 2022 gegründet. Den eigentlichen Startschuss habe es allerdings erst vor ungefähr einem Monat gegeben, nachdem die Produktion in Gang gekommen war und mit dem Verkauf begonnen werden konnte, berichtet der Geschäftsführer.

Auch wenn es bei Myriad weitestgehend um Gärten und den Anbau von Pflanzen geht, unterscheidet sich ihr Produkt jedoch von sonst üblichen Garten-Projekten. „Wir arbeiten mit Technologie von der Nasa“, erklärt der 36-Jährige. Insgesamt 16 Steckplätze umfasse ihr Garten für das Wohnzimmer. Kümmern müsse sich der Kunde dann nicht mehr selbst, damit anschließend auch geerntet werden kann. Kein Gießen, kein Dünger, kein Tageslicht. Das übernehme das schlaue Versorgungssystem über die Abgabe eines nährstoffreichen Nebels und durch eingebaute LEDs.

Dass die beiden mit Technologie der Raumfahrtbehörde Nasa arbeiten, ist kein Zufall. Bevor das Paar den Schritt in die  Selbständigkeit wagte, arbeiteten sie in der Raumfahrt. „Es war ein glücklicher und unglücklicher Zufall, wie wir zur Gründung kamen“, gibt Yannic Hönle zu. Denn ursprünglich habe das Paar eine Weltreise geplant. Doch die fiel wie so viele Pläne im Jahr 2020 der Corona-Pandemie zum Opfer. „Dann haben wir überlegt: Was wäre das Zweitbeste, das wir machen können?“ Schließlich versuchten sie es kurzerhand mit dem eigenen Start-up.

Auf die Idee für ihren Garten sind sie während der Masterarbeit von Miriam Martín González gekommen. Sie habe sich gefragt, welche Möglichkeit es bei interplanetaren Reisen geben könnte, um sich ressourcenschonend und gesund zu ernähren. Außerdem besäßen beide keinen grünen Daumen, wie Yannic Hönle gesteht. Alle paar Monate müssten die zwei in den Baumarkt fahren und neue Pflanzen kaufen. Zumindest, wenn es um die Pflanzen außerhalb ihres Myriad-Gartens gehe. Der umsorgt die verschiedenen Kräuter und Gemüsesorten nämlich automatisch, ohne menschliches Zutun. Lediglich der Wassertank müsse einmal pro Monat gefüllt werden.

Die beiden sind erst für ihr Unternehmen nach Bayreuth gezogen. Davor lebten sie in Bonn. Auf der Suche nach einer Förderung sind sie dann auf das Gründungsstipendium „Exist“ gestoßen. Dieses habe allerdings eher einen Fokus auf Universitäten und Studenten. „Bei diesem Stipendium ist es so, dass die Uni eine Bewerbung einreichen muss“, erklärt Yannic Hönle. Durch seinen Bruder, der zu dieser Zeit an der Universität Bayreuth im Fachgebiet der Pflanzenphysiologie promovierte, bestand ein erster Kontakt. So seien sie mit dieser Bildungseinrichtung in Verbindung gekommen.

„Das Netzwerk, das man so erhält, ist einer der größten Faktoren“

„Wir begleiten die beiden seit der ersten Stunde“, erzählt David Eder vom Institut für Entrepreneurship und Innovation der Universität Bayreuth. Ihre Kernaufgabe sei es, Studenten auszubilden und ihnen auch bei der Verwirklichung von Projekten und der Unternehmensgründung zu helfen. Doch auch bei Anfragen von außen, wie im Fall von Myriad,  würden sie Hilfe anbieten.

David Eder hat auch eine Vermutung, wieso die Universität, die im vergangenen Semester knapp 12 000 Studenten zählte, so viele Gründungen hervorbringt. „Wir sind eine Campus-Uni“, erläutert er. So kämen Studenten, Wissenschaftler und auch Unternehmen immer wieder in einen Austausch miteinander. Und so würden sich auch Teams bilden, deren Mitglieder möglicherweise aus ganz unterschiedlichen wissenschaftlichen und beruflichen Bereichen kommen.

Genau das sieht auch Yannic Hönle als besonders hilfreich an. „Das Netzwerk, das man so erhält, ist einer der größten Faktoren“, sagt der 36-Jährige. Auf die Weise habe ihr Unternehmen Myriad sowohl erfahrene Berater als auch Werkstudenten gefunden, die ihnen viel Unterstützung gegeben hätten. Hönle würde allen potenziellen Gründern, die mit einer Idee schwanger gehen, dazu raten, auf die Uni und die Verantwortlichen zuzugehen. „Ich glaube, wir brauchen das in der heutigen Zeit.“

Die Universität Bayreuth unterstütze die Unternehmer in spe übrigens nicht nur bei den Schritten zur Planung und Verwirklichung eines Projekts, wie Yannic Hönle verrät: Die Bildungseinrichtung selbst habe bereits ein paar der Myriad-Gärten bestellt, um sie künftig in der Uni aufzustellen.

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