Die Poinger Polizei hat jetzt ein Jugendtelefon – Ebersberg | ABC-Z

Wenn er über den Poinger Marktplatz geht, fällt er unter den anderen jungen Leuten nicht weiter auf: lässiges graues Sweatshirt, Jeans, Sneaker, offenes Lächeln. Man kann sich gut vorstellen, dass es Thomas Simmeth leicht fällt, Zugang zu Jugendlichen zu finden – eine Eigenschaft, die wichtig ist bei seinem neuen Job: Der 26-Jährige, der schon seit März als Jugendbeamter bei der Polizeiinspektion Poing unterwegs ist, ist seit Mai auch Ansprechpartner am neu eingerichteten Jugendtelefon der Dienststelle.
Welche Themen Jugendlichen am Herzen liegen, das weiß Simmeth aus erster Hand: Er ist in seiner Heimat in Niederbayern schon lange beim Jugendcafé in Zwiesel aktiv, seit knapp zwei Jahren ist er Vorsitzender des Fördervereins offene Jugendarbeit. „Das Interesse ist immer schon da“, sagt er. Er habe eine Weile überlegt, ob er auch im Beruf den Fokus so stark auf das Thema richten wolle, „ob das nicht zu viel des Gleichen ist“, erzählt er. Aber letztlich habe er sich doch entschieden, bei der Polizeiarbeit diesen Weg zu gehen – und seither als Jugendbeamter schon viel positives Feedback von den Institutionen und Einrichtungen, mit denen er zu tun hat, erhalten.
:Vom Pressepodium auf den Direktionssitz
Von 1. September an heißt die Direktorin des Amtsgerichts Ebersberg Anne Leiding. Davor leitete die 53-jährige Oberstaatsanwältin acht Jahre lang die Pressestelle der Staatsanwaltschaft München I. Auf eine Sache freut „die Neue“ sich besonders.
Bisher war er als Jugendbeamter vor allem auf Veranstaltungen unterwegs, hat Jugendzentren oder Schulen besucht. „Haben Sie schon mal mit ihrer Waffe geschossen?“, diese Frage komme immer ziemlich sicher, wenn er sich bei Jugendlichen vorstellt, erzählt Simmeth und lacht. Andere wollen beispielsweise wissen, wie die Polizei bei Ermittlungen vorgeht. Manchmal kommt man auch über die Hobbys miteinander ins Gespräch – der 26-Jährige betreibt Kraftsport, ist begeisterter Rennradfahrer und kennt sich beim Fußball aus, das hilft. Eine entspannte Gesprächsatmosphäre sei schon wichtig, sagt Simmeth, doch eine gewisse professionelle Distanz müsse eingehalten werden.
So will er es auch bei seiner neuen Aufgabe halten, bei der er gewissermaßen Pionierarbeit leisten wird. Während die Polizeidienststellen schon seit langer Zeit Jugendbeamte haben, ist das Jugendtelefon in Poing neu. Es war eine Idee des Dienststellenleiters Mithun Küffner. Er wollte die Prävention stärken, nachdem die Jugendkriminalität im Landkreisnorden über einige Jahre hinweg stark angestiegen war.
Unter anderem hatte die Jugendbande „MS 570“ und der „Pate von Markt Schwaben“ – wie sich der Anführer stolz selbst nannte – der Polizei viel Arbeit verursacht. Inzwischen mussten sich viele der Täter bereits vor Gericht verantworten, die Jugendkriminalität ist wieder auf einem normalen Niveau – und dabei soll es bleiben. Das Jugendtelefon ist dabei ein Baustein, es ist das erste im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, wie ein Sprecher erklärt: „Poing ist bei uns der Vorreiter.“
Noch muss sich herumsprechen, dass es das Angebot gibt
Thomas Simmeth sieht sich als Ansprechpartner und Vertrauter in vielen Bereichen: Wenn es daheim schwierig ist, wenn Jugendliche von Mobbing betroffen sind, wenn sie Fragen zu möglichen Gefahren im Internet haben, dann können sie sich an Simmeth wenden. „Wenn jemand 13 oder 14 ist und Probleme mit Mitschülern oder Mobbing hat, dann ruft er ja nicht beim Notruf an oder kommt in die Dienststelle“, erläutert Simmeth. „Für sie wollen wir ein niedrigschwelliges Angebot vorhalten.“ Gegebenenfalls hilft er dann, andere qualifizierte Ansprechpartner zu finden, etwa im Jugendhilfebereich.
Nur eins sollten sich die Jugendlichen verkneifen: dem Jugendbeamten ihre eigenen Straftaten zu erzählen – jedenfalls dann, wenn sie vermeiden wollen, dass möglicherweise ein Verfahren gegen sie in Gang gesetzt wird. Denn zur Verschwiegenheit wie ein Beichtvater ist Simmeth nicht verpflichtet. Im Gegenteil, er muss entsprechende Hinweise weiterverfolgen, da habe er keine Wahl, sagt er. Das erkläre er den Jugendlichen aber gleich am Anfang des Gesprächs: „Ich will ja nicht, dass jemand in die Bredouille kommt“, sagt er – auch wenn er natürlich an der Aufklärung von Straftaten interessiert sei.
Noch ist die Zahl der Anrufe beim Jugendtelefon überschaubar, das Angebot muss sich erst herumsprechen. Simmeth hofft aber, dass die Jugendlichen die Scheu verlieren und zum Telefon greifen. Er ist unter der Nummer (0152) 03 43 99 41 erreichbar – und ruft zurück, wenn außerhalb der Dienstzeiten Nachrichten auf der Mailbox hinterlassen werden.





















