Gelbhaar geschlagen – Grüne entscheiden sich für Schneider | ABC-Z

Berlin. Entscheid bei Pankows Grünen: Nach Belästigungsvorwürfen gegen den Kandidaten Gelbhaar brachte die Neuwahl ein deutliches Ergebnis.
Am Ende war das Votum klar: Julia Schneider setzt sich gegen Stefan Gelbhaar durch. Nach Belästigungsvorwürfen gegen den amtierenden Bundestagsabgeordneten stimmten 2000 Mitglieder der Grünen-Parteibasis in Pankow erneut über die Direktkandidatur in ihrem Wahlkreis für die Bundestagswahl ab. Und votierten für die einzige Frau in der Bewerberrunde: Umweltexpertin Julia Schneider, die bislang im Berliner Abgeordnetenhaus sitzt. Sie errang beim Meinungsbild 74,3 Prozent der Stimmen.
Mein Pankow-Newsletter
Bestellen Sie hier den wöchentlichen Newsletter zu Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der
Werbevereinbarung
zu.
„Das ist Demokratie“, sagte Gelbhaar zu dem Ergebnis. Zuvor hatte er sich bei seiner Rede zuversichtlich gezeigt, alle Anschuldigen gegen seine Person widerlegen zu können. „Es gibt Behauptungen, die gelogen sind – gegen die wehre ich mich – und zwar erfolgreich. Es bewegt mich, dass die Unschuldsvermutung in meinem Fall nicht zu existieren scheint“, sagte er zu den anonymen Anschuldigungen aus der eigenen Partei. Die Grünen seien eine „feministische Partei, eine rechtsstaatliche Partei“. Gelbhaar versicherte im Hinblick auf den Kanzlerkandidaten Habeck, er wolle dafür kämpfen, „dass Robert Kanzler wird“.
Julia Schneider stellte bei ihrer Ansprache vor der Abstimmung heraus, dass die Grünen in Pankow wieder über Inhalte sprechen müssten. Klimaschutz sei „ein Ziel, das massiv unter Beschuss steht. Ein Ziel, um das wir uns in den vergangenen Wochen gar nicht richtig kümmern konnten. Ich kandidiere, damit wir uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren können“, sagte die junge Mutter. „Wir müssen den Klimawandel mit aller Kraft aufhalten. Der Klimawandel trifft uns alle – von Buch bis Prenzlauer Berg.“ Es gehe darum, das einzige ostdeutsche Direktmandat der Grünen zu verteidigen: darin waren sich Gelbhaar und Schneider einig.
Gelbhaars Versuch, die Wahlversammlung am Dienstag in letzter Minute vor einer Schiedsstelle der Grünen in Berlin zu stoppen und eine Verschiebung um mindestens eine Woche durchzusetzen, hatte keinen Erfolg. Ein „Antrag auf einstweilige Anordnung“ durch Gelbhaar scheiterte.
Kandidatur in Pankow: Stefan Gelbhaar gegen Julia Schneider
Gelbhaar, der amtierende Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Pankow 75, wehrt sich gegen Belästigungsvorwürfe und geht auch gerichtlich gegen konkrete Behauptungen vor, die zuerst der RBB veröffentlicht hatte. Sämtliche Unterstellungen seien falsch und „frei erfunden“, die Kampagne gegen seine Person nannte Gelbhaar „kriminell“.
Grüne in Pankow – mehr zum Thema
Im Pankower Kreisverband hat der Verkehrsexperte weiterhin Rückhalt, wie sich bei der Versammlung am Mittwoch zeigte. Mit der Abgeordneten Julia Schneider bekam Gelbhaar bei der Wahlversammlung jedoch eine starke Mitbewerberin.
Gelbhaar will sich „wehren, mit allem, was ich habe“
Auch dem Europa-Abgeordneten Sergey Lagodinsky hatten Beobachter gute Chancen eingeräumt – doch der zog seine Bewerbung am Montag zurück, als klar war, dass auch Umwelt-Expertin Julia Schneider antritt. So war abzusehen, dass es auf ein Rennen zwischen ihr und Gelbhaar hinausläuft.
Mehr Beiträge aus Berlin-Pankow
Am Ende der Wahlversammlung war für Gelbhaar klar, dass sein Kampf ungeachtet des Ergebnisses weitergeht. Ein „Medien-Shitstorm“ sei „mehrfach über mich hinweg gegangen“, führte der frühere Berliner Parteivorsitzende Gelbhaar aus. Gegen die vermeintliche Falschbehauptung der sexuellen Belästigung wolle er sich „wehren, mit allem, was ich habe“.