Die Inflation in Deutschland steigt auf 2,2 Prozent | ABC-Z
Die Inflationsrate in Deutschland lag im November bei XY Prozent. Das hat das Statistische Bundesamt am Donnerstag nach einer ersten Schätzung mitgeteilt. Im Oktober hatte die Rate 2,0 Prozent betragen, nach 1,6 Prozent im September und 1,9 Prozent im August.
Damit liegen die Teuerungsraten insgesamt deutlich niedriger als vor zwei Jahren, als sie in Deutschland mehr als acht Prozent und im Euroraum mehr als zehn Prozent betragen hatten.
Ökonomen hatten erwartet, dass die Inflationsraten zum Jahresende nicht mehr ganz so niedrig seien würden wie noch im September. Dafür gibt es technische Gründe, sogenannte statistische Basiseffekte: Im Vorjahr waren die Energiepreise im Herbst gesunken. Entsprechend höher sind jetzt tendenziell im Vorjahresvergleich die Steigerungsraten. Die Bundesbank hatte davor in ihrem September-Monatsbericht gewarnt.
Allerdings sorgt offenbar die schwache Konjunktur dafür, dass die Inflationsraten nicht übermäßig in die Höhe schießen. Der Ölpreis ist mit rund 72 Dollar je Barrel (Fass zu 159 Liter) weiterhin eher niedrig, auch wenn der stärkere Dollar die Importpreise etwas treibt. Auch sonst scheint es für Unternehmen aufgrund der Wirtschaftsflaute nicht so ganz einfach zu sein, die Preise anzuheben. Immerhin aber haben die Entgelte für Dienstleistungen auf Jahressicht deutlich zugelegt, beispielsweise die Prämien für Versicherungen. Auch rund um das Thema Pflege gab es spürbare Preiserhöhungen.
Zudem kosten bestimmte Nahrungsmittel im Zusammenhang mit höheren Rohstoffpreisen erheblich mehr als vor einem Jahr, beispielsweise Butter und Orangensaft. Auch für Kaffee waren zuletzt höhere Rohstoffpreise zu beobachten. Die Preise für andere Produkte wie Sonnenblumenöl waren nach Beginn des Ukrainekriegs in die Höhe gegangen, später aber wieder gesunken. Hingegen ist Olivenöl nach einer schlechten Ernte aufgrund von Trockenheit in Spanien teurer geworden, das hat sich noch nicht wieder normalisiert.
Was genau alles teurer oder billiger geworden ist, verraten die schon detaillierter veröffentlichten Zahlen für Nordrhein-Westfalen, die meistens relativ repräsentativ für ganz Deutschland sind.
Fleisch teurer, Fisch billiger
Gemüse war demnach 2,7 Prozent billiger als vor einem Jahr, Obst 3,1 Prozent teurer. Fleisch stieg 0,9 Prozent im Preis, Fisch wurde 1,7 Prozent billiger. Bekleidung wurde 2,7 Prozent teurer, Möbel sanken 1,7 Prozent im Preis.
„Vor allem die Versicherungsprämien entwickeln sich immer mehr zum Problem“, sagte Holger Schmieding, der Chefvolkswirt des Bankhauses Berenberg. Als Folge hoher Lohn- und Materialkosten für Reparaturen mussten die Verbraucher im November 36,3 Prozent mehr für die Kraftfahrzeugversicherung zahlen als ein Jahr zuvor. Insgesamt verteuerten sich Versicherungsdienstleistungen um 16,1 Prozent gegenüber Vorjahr nach 14,7 Prozent im Oktober.
Auch die Pflege werde bei steigenden Personalkosten teurer, sagte Schmieding. Mit einem Anstieg der Kosten für Dienstleistungen sozialer Einrichtungen um 0,4 Prozent zum Vormonat ging die Jahresrate der Inflation hier nur leicht von 9,9 Prozent im Oktober auf 9,4 Prozent im November zurück.
Essengehen im Restaurant verteuerte sich auf Jahressicht um 6,1 Prozent. Für Hotelübernachtungen mussten Verbraucher 4,3 Prozent mehr zahlen als vor einem Jahr.
„Der November ist kein guter Reisemonat, in diesem Jahr offenbar noch weniger als üblich“, sagte Schmieding: „Möglicherweise beginnen die verunsicherten Verbraucher sogar bei Reisen etwas zu sparen.“ Dank eines recht ausgeprägten Rückgangs der Preise für Pauschalreisen im November um 13,2 Prozent gegenüber Oktober ermäßigte sich die Teuerungsrate im Vorjahresvergleich von 5,8 Prozent im Oktober auf 3,7 Prozent im November. Allerdings schwanken diese Preise oftmals erheblich im Jahresverlauf.
Heftige Preissteigerungen für Butter
Butter ist 35,5 Prozent teurer als vor einem Jahr, dagegen kosteten Gurken 5,6 Prozent weniger. Abgesehen von den weiter steigenden Kosten für Fernwärme (plus 30,6 Prozent gegenüber Vorjahr) entspannt sich die Lage im Energiebereich etwas.
Energie ist zwar weiterhin im Vergleich zu früher teuer, aber die Kosten für Heizöl einschließlich Betriebskosten gingen im November gegenüber Vormonat um 2,1 Prozent zurück. Sie lagen damit 9,8 Prozent unter den Vorjahreskosten.
Kraftstoffe insgesamt verbilligten sich auf Jahressicht um 5,6 Prozent. Dabei wurde Benzin 5,1 Prozent billiger und Diesel 7,6 Prozent.
EZB-Zinsentscheidung am 12. Dezember
Die Inflationszahlen werden auch deshalb im Augenblick besonders aufmerksam verfolgt, weil die Europäische Zentralbank (EZB) am 12. Dezember das nächste Mal über die Zinsen entscheiden will und angekündigt hat, bei dem Schritt „datenabhängig“ vorzugehen. Vieles spricht dafür, dass die Notenbank die Zinsen weiter senken wird, aber nicht so stark, wie von manchen zeitweise gedacht. Den Investoren an den Geldmärkten erscheint mittlerweile einer kleinerer Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte wahrscheinlicher als noch vor kurzer Zeit.
Es ist etwas unterschiedlich, wie sehr die verschiedenen Mitglieder des EZB-Rates im Moment das schwache Wachstum der Wirtschaft in ihren Reden hervorheben. Bundesbankpräsident Joachim Nagel plädierte zuletzt mit Blick auf die Dezember-Zinsentscheidung für Umsicht. „Ob im Dezember ein weiterer Zinsschritt folgen wird, entscheiden wir auf Basis der dann vorliegenden Daten“, sagte Nagel auf einer Vortragsveranstaltung der Sparkasse Dortmund. Es gelte, weiter vorsichtig zu sein und die Geldpolitik „nur graduell und nicht zu schnell“ zu lockern. Es gebe nach wie vor Risiken: So sei nicht auszuschließen, dass das Lohnwachstum langsamer zurückgehen könnte als erwartet.
„Sehr real ist zudem das Risiko, dass die neue amerikanische Regierung handelspolitische Maßnahmen ergreift, die sich auch hierzulande in höherer Inflation niederschlagen.“ Zur Vorsicht mahne auch die nach wie vor erhöhte Kerninflation, in der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden, sagte Nagel: „Wichtig ist: Der EZB-Rat ist nicht auf einen bestimmten Zinspfad festgelegt.“