Wirtschaft

Die gestrandeten Astronauten müssen vorerst ohne Raumanzug auskommen – Wirtschaft | ABC-Z

Wenigstens das hat dann noch geklappt: Die Boeing-Astronautenkapsel Starliner ist am Samstagmorgen deutscher Zeit trotz weiterer Triebwerksprobleme während des Rückfluges mit Fallschirmen in der Wüste von New Mexico gelandet. Allerdings ohne die zweiköpfige Crew. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hatte sich nach diversen Pannen mit der Starliner dafür entschieden, die Astronautin Suni Williams und ihren Kollegen Butch Wilmore auf einen Flug mit der Crew Dragon des Boeing-Konkurrenten Space-X umzubuchen. Der soll aber erst im Februar gehen. Ursprünglich sollten die beiden Astronauten etwa eine Woche auf der Raumstation ISS bleiben, daraus werden nun voraussichtlich acht Monate. Wegen erheblicher Probleme mit kleinen Steuerungstriebwerken an der Kapsel von Boeing war der Nasa das Risiko für die Besatzung beim Rückflug zu groß. Zudem waren schon vor dem Start Heliumlecks an der Starliner aufgetreten.

Starliner brachte am Samstag jedoch Fracht zurück zur Erde, darunter die beiden Druck-Raumanzüge, die Williams und Wilmore Anfang Juni auf ihrem Testflug zur Raumstation getragen haben. „Die Starliner-Raumanzüge würden in der Dragon nicht funktionieren und umgekehrt“, sagte Nasa-Manager Steve Stich zur Presse. Kompatibilität war wohl auch nie geplant. Die Verträge mit Boeing und Space-X hätten vorgesehen, zwei unterschiedliche Systeme zu entwickeln, sagte Stich.

Damit geht aber der Nervenkitzel für die beiden Astronauten weiter, denn sie haben in den kommenden Wochen keine Raumanzüge für den Notfall. Die gestrandeten Nasa-Astronauten bekommen ihre Space-X-Druckanzüge erst Ende September, wenn die nächste Crew Dragon mit Astronauten der Crew 9 an der ISS eintrifft.

Astronauten brauchen solche Druckanzüge, sollte während des Fluges plötzlich der Druck in der Kapsel abfallen. Würde also bis dahin ein Notfall auf der ISS eintreten, und die Raumfahrer müssten mit ihren Kapseln zur Erde zurückkehren, hätten beide keinen funktionsfähigen Druckanzug. So eine Evakuierung ist auf der ISS, die seit dem Jahr 2000 mit Astronauten besetzt ist, bisher nicht passiert. Astronauten mussten jedoch wegen der Bedrohung durch Weltraumschrott schon mehrfach vorübergehend in ihren Raumkapseln Schutz suchen.

Dass sich an Bord der ISS ein Ersatz-Space-X-Raumanzug befindet, der Suni Williams passt, hilft da nicht weiter. Williams und Wilmore würden im Notfall nämlich zusammen mit vier anderen Astronauten in der Kapsel der aktuellen Crew 8 fliegen – auf Notsitzen in einem Bereich der Kabine, den man salopp als Gepäckablage bezeichnen könnte. Raumanzüge würden dort nicht funktionieren, sagte Stich – sprich, dort fehlen Anschlüsse an das Lebenserhaltungssystem.

Abgesehen davon, dass ein Flug in Notsitzen unbequem werden könnte, wäre ein fehlender Raumanzug normalerweise auch kein Problem, da die Kabine mit Sauerstoff geflutet ist. Aber im Falle eines plötzlichen Druckabfalls bliebe ein Risiko, selbst wenn beide ihre Anzüge hätten. Die Nasa, die sonst nichts dem Zufall überlässt, hätte die ganze Operation auf andere Art organisieren müssen.

Aber ja, sagte Stich, zwischenzeitlich „hätten wir keine Anzüge für Butch und Suni auf der Dragon“. Mit dem Raumschiff von Crew 9 hätten sie dann aber eine normale Kapsel, „in der sie Raumanzüge und Sitze haben werden“. Damit sollen sie voraussichtlich im Februar zur Erde fliegen. Die Nasa schickt nun deswegen nur zwei anstatt vier Astronauten zur ISS, um auf dem Rückflug Platz für Suni Williams und Butch Wilmore zu haben.

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