Angriffe der Amerikaner auf Iran möglich, so Experte | ABC-Z

Berlin. ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen schließt im ZDF-Talk gezielte Angriffe der Amerikaner gegen Irans Atombunker nicht mehr aus.
Wie es jetzt weitergeht im Konflikt zwischen Israel und Iran, das war das einzige Thema am Dienstagabend in der Talkrunde von Markus Lanz und der aus Washington zugeschaltete ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen machte unmissverständlich klar: die Zeichen stehen eher auf Sturm.
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Theveßen zitierte jüngste Äußerungen von US-Präsident Donald Trump, die sich wie ein Ultimatum an Teheran interpretieren lassen. Etwa, dass er keine Waffenruhe wolle, sondern ein „echtes Ende“ des Konflikts. Und dass die Bevölkerung Teheran verlassen soll und dass er im Wahlkampf schon 40 Mal gesagt habe, dass der Iran keine Atomwaffen haben dürfe.
Iraner befürchten ein Schicksal wie Gaza
Theveßen hält es nicht für ausgeschlossen, dass die USA mit gezielten Schlägen auf die unterirdischen Bunker von Fordo im Iran – ausgeführt von Staffeln von B-2-Bombern – sich auf die Seite Israels stellen. Für die Republikaner in den USA würde dies eine Zerreißprobe bedeuten und Moderator Lanz wies daraufhin, dass der rechte Kommentator Tucker Carlsson bereits Donald Trump das Ende seiner Präsidentschaft vorhergesagt habe, sollte er diesen Schritt wagen und die USA in einen Krieg führen. Theveßen aber betonte, dass Trump gezwungen sein könnte, militärisch gegen den Iran zu handeln.
Im Iran aber wächst derweil die Angst in der Bevölkerung, wie der Journalist David Gerlach vom Nahost-Magazin „Zenith“ bemerkte. Die Zivilisten hätten das Vorgehen der Israeli im Gaza vor Augen, aber auch die Luftangriffe auf Teheran von 1980 im ersten Golfkrieg zwischen dem Irak und dem Iran.
Netanjahu gebärde sich als „Erlöser seines Landes“
Für Gerlach gebärdet sich Israels Premier Benjamin Netanjahu als der „Erlöser seines Landes“, der aber kurz vor angesetzten Verhandlungen des Irans über das Atomabkommen vom Überraschungseffekt seines Militärschlags am Freitag profitierte und eine „konziliante Haltung des Iran als Schwäche und nicht als Angebot“ ausgenutzt habe.
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Ähnlich auch die Analyse der Politikwissenschaftlerin Azadeh Zamirirad, die zwar auf die „kritische Schwelle“ der Atombombenentwicklung des Irans hinwies – fertig in einem Jahr? – aber auch anzweifelte, ob alle Mittel zur Vermeidung eines militärischen Angriffs ausgeschöpft worden seien, sodass dieser im Rahmen des UN-Rechts erfolgen könnte. Gab es Gespräche vorab? Wäre nicht Sabotage gegen die Atomanlagen möglich gewesen, wie es die Israelis schon mehrfach zwischen 2009 und 2021 gezeigt hätten?
Israelkritik ist „unerträglich“
Philipp Peymann Engel, Chefredakteur der „Jüdischen Allgemeinen“, zeigte sich „irritiert“ von den seiner Ansicht nach israel-kritischen Äußerungen besonders von Gerlach und empfand sie zum Teil als „unerträglich“. Seit 15 Jahren beschäftige sich Israel mit dem iranischen Atomwaffenprogrammen – wobei er die von Lanz dreimal in der Sendung gestellte Frage, warum Netanjahu ausgerechnet jetzt zugeschlagen habe, nicht beantwortete.
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„Der Iran gefährdet den Weltfrieden, er will Israel auslöschen“, sagte Engel. Israel führe auch keinen Krieg gegen das iranische Volk, sondern dessen Regime, das eine „Personifizierung des Bösen“ sei. Die Mullahs im Iran hätten den Terrorschlag der Hamas vom 7. Oktober 2023 gegen Israel mitzuverantworten, und wenn Bundeskanzler Friedrich Merz jetzt sage, dass Israel „die Drecksarbeit für den Westen“ mache, „dann hat er wahrscheinlich meine Texte gelesen“, so der Journalist. Bei der Behauptung von Engel, es gebe „keine zivilen Opfer“ der Luftangriffe im Iran, hakte Moderator Lanz erneut nach: „Woher wissen Sie das?“
„Iran hat ein Terrornetz etabliert“
Auf die Seite von Engel schlug sich immerhin der CDU-Außenexperte Norbert Röttgen, der den Iran bezichtigte, „ein Terrornetz in der gesamten Region etabliert“ zu haben, von den Hamas im Gaza über die Hisbollah im Libanon bis zu den Huthi im Jemen. Iran destabilisiere nicht nur die Region, es liefere auch noch Drohnen und andere Waffen an Russland für den Krieg gegen die Ukraine.
Röttgen hätte sich von den früheren Bundesregierungen eine härtere Politik gegenüber dem Iran gewünscht. „Die haben sich vom Iran an der Nase herumführen lassen.“ Deutschland sei immer noch der stärkste Handelspartner des Iran – einer Aussage, der Azadeh Zamiriad widersprach, der stärkste Handelspartner Irans sei nämlich China und der Handelsaustausch Deutschlands mit dem Iran sei ähnlich groß wie der mit Island.
Iranische Zivilgesellschaft brauche „cash und VPNS“
Als eine Art Brücke zwischen den Lagern gab Zamiriad dann einen interessanten Hinweis: Es gehe jetzt darum, die iranische Zivilbevölkerung zu stärken – aus deren Mitte sei von Menschenrechtsaktivisten bereits der Ruf gekommen, dass man zwar keine Urananreicherung wolle, aber die territoriale Integrität des Landes gewahrt sehen wolle.
Ganz konkret brauche die Zivilgesellschaft „cash und VPNS“ – also Geldüberweisungen aus dem Ausland und einen Zugang zum Internet, meinte Zamiriad. Dies den Iranern zu ermöglichen sei wegen der Sanktionen schwierig aber machbar. Dem wollte keiner in der Studiorunde widersprechen.