Die erste App für Dachaus Museen und Galerien – Dachau | ABC-Z

Einen besseren Zeitpunkt hätte der Zweckverband Dachauer Galerien und Museen kaum wählen können, um seine erste App vorzustellen. An diesem Wochenende startet das Dachauer Volksfest, und das Programm liefert gleich die passenden kulturhistorischen Schlaumeiereien, mit denen man am Biertisch prächtig glänzen kann. Ist die Tracht nun Tradition oder bloß Verkleidung? Seit wann gibt es Biergärten? Und warum sind diese die einzige Gastronomie der Welt, in die man sein eigenes Essen mitbringen darf?
Eine „Wiesn-App“ im eigentlichen Sinne ist das kleine Handy-Programm nicht, das man ab sofort kostenlos in den App-Stores herunterladen kann, aber das ist kein Nachteil, denn es geht um sehr viel mehr als „nur“ um Bier und Trachten. Drei thematische Führungen rund um die Kunst- und Kulturgeschichte Dachaus bietet die App, man kann sie begleitend zum Museumsbesuch verwenden, muss es aber nicht. Auch vom Sofa aus kann man auf Entdeckungstour gehen.
Die App sei „ein erster Schritt Richtung Digitalisierung“, sagt Nina Möllers. Seit 2024 ist sie neue Geschäftsführerin des Zweckverbands. Angetreten ist die Expertin auch, um Dachaus inzwischen etwas angestaubte Museen technisch und konzeptionell wieder auf Vordermann zu bringen. Die App soll dabei kein Selbstzweck sein, sondern auch wieder mehr „Lust auf Museum“ machen, gerade bei den Jüngeren.
„Dieser Entwässerungsgraben hier, sieht er nicht romantisch aus?“
Viele Ideen, aktuelle Bezüge und neue Formen der Wissensvermittlung sind darin bereits umgesetzt, von denen in Dachaus analoger Museumswelt bisher noch wenig zu sehen ist. Dazu gehört der erzählerische Duktus, mit dem vor allem die Gemäldegalerie glänzt. Charmant und witzig führt „Fanny“ als Conférencière in professionell eingesprochenen Audio-Beiträgen durch die Zeit der Dachauer Künstlerkolonie. „Dieser Entwässerungsgraben hier, sieht er nicht romantisch aus?“
Angelehnt ist die Figur an Fanny Edle von Geiger-Weishaupt (1862 bis 1931). Von ihr hängt ein prächtiges Bild des Schleißheimer Kanals in der Dauerausstellung der Gemäldegalerie Dachau. Wobei auch der „romantische“ Entwässerungsgraben Werk von Menschenhand ist, ein barockes Mega-Projekt, einzigartig in der Welt.


Aus der Verbindung von Naturraum und Kunst schlägt die App immer wieder Brücken in die Gegenwart. Anhand des Aquarells „Wilder Wuchs im Moor“ von Hermann Böcker aus dem Jahr 1938 bekommt man einen anschaulichen Eindruck vom dramatischen Artenschwund im Dachauer Moos. Man erfährt, wie dort noch bis 1968 Torf als Brennmaterial abgetragen wurde. Und man lernt, wie überaus wichtig intakte Moore für den Klimaschutz sind.
Beim Bezirksmuseum, der zweiten Tour, steht die Tracht im Mittelpunkt. Und wer ihren Wandel durch die Zeiten mitverfolgt, wird im Kulturkampf von Trachten-Trägern und Trachten-Kritikern starke Argumente für beide Seiten finden.
Zu Dachau gehört auch seine Industriegeschichte
Anhand von historischen Fotografien, Gemälden und Texten ermöglicht die dritte Tour eine Spurensuche zur Industriekultur der Stadt Dachau – von den ursprünglich sechs Brauereien über die ehemals größte Papierfabrik Deutschlands bis zur Dachauer Fleischfabrik Wülfert, die auch KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter ausbeutete. „Die bislang nur punktuell beleuchtete Industrie- und Arbeitsgeschichte Dachaus ins Scheinwerferlicht zu bringen, war uns ein besonderes Anliegen“, sagt Eva Muster. Diese gehöre zu Dachau und ihren Menschen „wie die Kunst und das Brauchtum“.
Als wissenschaftliche Mitarbeiterin sollte Eva Muster ein in Oberbayern bislang einzigartiges Museum für Arbeits- und Industriekultur in Dachau aufbauen. Nachdem der Bezirk sich aus der Finanzierung des Projekts ausgeklinkt hat, gilt das Millionenprojekt als gescheitert. Das Museum wird es wohl nicht mehr geben. Nur die App.

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Neben thematischen Führungen bietet sie auch Besucherinformationen zu den Dachauer Galerien und Museen. Unter der Rubrik „Dachau entdecken“ gibt es Tipps für Sehenswürdigkeiten und Attraktionen in Stadt und Landkreis. Alle Inhalte stehen auch auf Englisch zur Verfügung. Weitere Sprachen sollen später folgen.
Ein Feuerwerk digitaler Effekte ist das kleine Programm naturgemäß nicht, es basiert auf einer App der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, konzipiert ist sie nach dem Baukasten-Prinzip. Das hat allerdings auch den Vorteil, dass sich die App beliebig erweitern lässt. Ideen dazu gibt es beim Zweckverband schon zuhauf.
Die App „Dachauer Galerien und Museen“ steht über die App-Stores bereits zum kostenlosen Download zur Verfügung.