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Kind statt Zapfenstreich – Gesellschaft | ABC-Z

Eigentlich nicht zu fassen, dass die Liberalen in Umfragen bei drei Prozent rumdümpeln, denn wie sich am Dienstag im Deutschen Bundestag gezeigt hat, war das Thema Freiheit niemals sexier als heute: Jeder macht, was er will. Am Vorabend war Ex-FDP-Chef Christian Lindner sogar so frei, den Großen Zapfenstreich zu schwänzen, dabei hätte er sich dort davon überzeugen können, dass zwischen Olaf Scholz und Aretha Franklin eine zwar kleinste, aber doch gemeinsame Schnittmenge existiert. Die Beweisführung hätten wir uns niemals entgehen lassen! Lindner fehlte aber natürlich nicht unentschuldigt, dafür ist der Mann zu gut erzogen. „Meine Abwesenheit hat keinen politischen Hintergrund“, teilte er der interessierten Weltöffentlichkeit auf X mit. „Heute Abend gehen väterliche Pflichten vor.“ Da kann man nur sagen: Respect.

Die väterlichen Pflichten des Christian Lindner waren www.gala.de/stars dann eine eigene Meldung wert, was sich etwas ungerecht anfühlte. Die Liste der Veranstaltungen, die wir in Ausübung unserer mütterlichen Pflichten bereits versäumt haben, allen voran die Prosecco-Fete zum 80. Geburtstag von Tante Inge, passt selbst in 8-Punkt-Schrift auf keine Doppelseite, ist von Gala aber niemals entsprechend gewürdigt worden. Obwohl es natürlich beeindruckend ist, in Lindner einen so modern handelnden Mann im politischen, nun ja, Aus zu wissen.

Für uns Lindner-Follower kommt das nicht überraschend. Im WDR-Podcast „Auf einen Döner mit Christian Lindner“ bezog er kurz vor der Bundestagswahl zu den Zukunftsbaustellen Krieg und Vaterschaft Stellung, was uns erst etwas monothematisch vorkam, dann aber ungeahnte persönliche Einblicke zuließ, Achtung: „Wenn man Vater wird, will man natürlich, dass der eigene Nachwuchs in Frieden und Freiheit aufwächst.“ Zwar sei er auch vorher schon „für Frieden und Freiheit“ gewesen, aber: „Jetzt habe ich noch eine zusätzliche, ganz persönliche Motivation.“ Ist das nicht rührend? Ehrlich gesagt: Uns kamen die Tränen! Nahezu prophetisch nahm der werdende Vater hier bereits den Titel des Koalitionsvertrags voraus – „Verantwortung für Deutschland“ –, mit dessen Ausgestaltung er unglücklicherweise nichts mehr zu tun hat.

Frieden, Freiheit und Verantwortung: Wenn man das von der großen Politik auf eine kleine Familienkoalition runterbricht, gibt es auf dieser Welt nichts Besseres. Während Christian Lindner also laut Selbstauskunft auf X seiner väterlichen Verantwortung nachkam, dem Großen Zapfenstreich nicht beizuwohnen, und das Baby in seiner liebevollen Obhut gewiss in Frieden schlummerte, nahm sich Franca Lehfeldt die Freiheit heraus, am Panel-Talk des Online-Marketing-Rockstars-Festivals teilzunehmen und ein Foto von sich auf Instagram zu posten, das die Userin voglwuid79 zu dem Kommentar hinriss: „Wow, Hammer Figur so kurz nach der SS.“ Und am nächsten Tag waren alle miteinander bei gala.de/stars.

Moderner geht es einfach nicht.

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