Die Bayerischen Staatsforsten wollen künftig selbst Windräder betreiben – Bayern | ABC-Z
Die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) steigen jetzt direkt in das Geschäft mit der Windkraft ein. Im Staatswald nahe dem oberfränkischen Markt Pressing werden sie bis zu neun Windräder errichten. Sechs davon werden sie selbst betreiben, die übrigen drei werden sie an die regionale Wirtschaft und die Gemeinde abgeben. Abgewickelt werden soll das Projekt durch die neue BaySF-Tochter BaySF BayernWind GmbH. Die BaySF bewirtschaftet die Staatswälder in Bayern. Bislang hat sich ihr Geschäft mit der Windkraft auf die Verpachtung von Standorten für Windräder und Windparks beschränkt.
Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), der kraft Amtes auch Vorsitzender des BaySF-Aufsichtsrats ist, nannte das Projekt einen „bedeutenden Schritt“. Die Aufholjagd bei der Windkraft gewinne weiter an Tempo, sagte er. „Mit dem ersten BaySF-eigenen Windpark erreichen wir den nächsten Meilenstein.“ Von dem Strom aus den Anlagen werde die energieintensive Glas- und Keramikindustrie in Oberfranken profitieren. „Außerdem ist uns wichtig, die Menschen vor Ort mitzunehmen“, sagte Aiwanger. Deshalb könnten sich die Kommunen, Bürger und das lokale Gewerbe an bis zu drei Anlagen direkt beteiligen.
BayernWind-Geschäftsführer Sebastian Wittmann nennt die Wälder bei Pressig „einen hervorragenden Standort mit guten bis sehr guten Winderträgen“. Geplant werden „Windenergieanlagen der neuesten Generation, von denen eine jede etwa 19 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen kann“. Rein rechnerisch reicht das für die Stromversorgung von 5000 Haushalten aus – pro Windrad. Zugleich versichert Wittmann, dass BayernWind bei der Festlegung der Standorte auf eine „waldschonende Umsetzung“ des Windparks achten werde. Außerdem werde man in der Bauphase und für den Unterhalt der Anlagen das vorhandene Waldwegenetz bestmöglich nutzen.
Der Pressiger Bürgermeister Stefan Henlein (CSU) erwartet sich von dem Windpark einen Schub nach vorne für die Wirtschaft und die Bevölkerung in der Region. Die Anlagen, die im Norden der Kommune errichtet werden sollen, ergänzten das Energiekonzept von Pressig in idealer Form. „Wir sind sehr froh, die BayernWind als starken Partner gewonnen zu haben und freuen uns auf die Möglichkeit, die Region voranzubringen“, sagte Heinlein. Die 4000-Einwohner-Gemeinde liegt im Landkreis Kronach und ist sehr ländlich geprägt.
In den bayerischen Staatswäldern drehen sich bisher gut hundert Windräder. Nach den Vorstellungen der Staatsregierung sollen es insgesamt einmal ungefähr 500 Anlagen werden. Unklar ist, wie viele davon die BaySF-Tochter BayernWind selbst oder mit Partnern bauen und betreiben wird. Das Unternehmen machte dazu am Mittwoch keine Angaben. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte in seiner Regierungserklärung „Modernisierungs- und Beschleunigungsprogramm Bayern 2030“ kurz vor der Sommerpause allerdings davon gesprochen, dass sich BayernWind zum Ziel gesetzt habe, „selbst oder im Joint Venture bis zu 100 Windenergieanlagen bis 2030 voranzubringen“. Die GmbH wurde erst 2023 gegründet.