DHL und Deutsche Post: Dienstbeginn zur Hochsaison | ABC-Z
Seit September leitet Katharina Putz in Hamburg Deutschlands größte Niederlassung von DHL und Deutscher Post. Die frühere Soldatin mit Erfahrung unter anderem in Afghanistan muss den Strukturwandel im Norden mitorganisieren – die Zusteller bringen immer mehr Pakete und weniger Briefe.
Für jemanden, der den Postbetrieb in Hamburg im Turbo-Tempo kennenlernen will, sind diese Tage im November und Dezember bestens geeignet. Erst im September war Katharina Putz als Chefin der Niederlassung Hamburg von DHL und Deutscher Post gestartet. Ende November begann, wie seit einigen Jahren üblich, mit der Black-Friday-Woche die hochtourige Endphase des Weihnachtsgeschäftes. Nun steht die 42-Jährige in schwarz-rot-gelber Jacke und Sicherheitsschuhen zwischen den weitläufigen Anlagen im Briefzentrum Altona und sagt: „Wir haben 24-Stunden Betrieb in drei Schichten. Allein in meinen ersten 80 Tagen hier habe ich etwa 40 Vor-Ort-Besuche absolviert.“
Die Niederlassung Hamburg ist die größte des Logistikkonzerns DHL Group und dessen Tochterunternehmen Deutsche Post in Deutschland. Sie erstreckt sich von Cuxhaven am Nordseewatt bis ins Wendland an der Elbe. Und zwischendrin liegt Deutschlands zweitgrößte Stadt, mit etlichen Baustellen und Umleitungen, mit Parkplatznot und ständigen Staus auf Straße und Schiene – mit einem soliden Fundament also an vorweihnachtlichem Stress für die Logistiker. Rund 7300 Menschen arbeiten für die DHL-Niederlassung Hamburg, und in der Vorweihnachtszeit sind es noch rund 1000 mehr, Zeitarbeitskräfte für die Hochsaison. „Für das Weihnachtsgeschäft“, sagt Putz, „waren und sind wir gerüstet.“
Die Aufgabe ist groß, den Betrieb von DHL und Post am Laufen zu halten, die Zustellung von Pakten und Päckchen, Briefen jeder Art. In der Adventszeit arbeitet das System mit voller Kraft und allen Reserven, es muss zurechtkommen mit wachsenden Gütermengen, pöbelnden Verkehrsteilnehmen, schlechtem Wetter und renitenten Kunden. Aus einem Paketzentrum und zwei Briefzentren in Hamburg heraus, laufen die Sendungen für die Zusteller in die Feinverästelung hinein, über die Zustellbasen und Zustellstützpunkte bis in die Lieferwagen und Elektrofahrräder der Postboten und Paketzusteller.
Aus ihrem bisherigen Berufsleben bringt Putz viele vermutlich sehr hilfreiche Erfahrungen mit. Von 2002 bis 2014 diente sie bei der Bundeswehr, zuletzt im Rang eines Hauptmanns. Im Jahr 2012 war sie für sechs Monate als Pressesoffizierin im nordafghanischen Masar-i-Scharif stationiert. „Wir haben dort mit der Bundeswehr afghanische Medien und Journalisten bei ihrer Arbeit unterstützt“, sagt sie. „Es ist für mich sehr traurig und bewegend zu verfolgen, wie sich die Situation in Afghanistan in den vergangenen Jahren entwickelt hat.“
Bei der Deutschen Post und DHL machte Putz nach ihrer Zeit bei der Bundeswehr seit 2015 schnell Karriere. Seit Anfang 2021 leitete sie die Niederlassung in Bonn, von 2023 bis 2024 dann die Niederlassung in Köln West. „Seit der Zeit 2015 als Trainee bei DHL habe ich ,Post’ gewissermaßen von der Pike auf gelernt“, sagt sie. „DHL und die Logistikbranche haben mich gereizt, weil ich gern mit Menschen zusammenarbeite.“
Der Konzern muss seine Abläufe für die Kunden, für die eigene Wirtschaftlichkeit und für einen besseren Klimaschutz unter den lokalen Bedingungen immer wieder optimieren. „Im DHL-Paketzentrum Hamburg in Allermöhe haben wir am 3. Dezember den jährlichen Höchstwert von rund 760.000 Paketen innerhalb von 24 Stunden erreicht“, sagt Putz mit Blick auf die Sonderverkäufe Ende November. „Die größte Zahl von Briefzustellungen mit etwa 2,2 Millionen Briefen innerhalb von 24 Stunden haben wir am 5. Dezember verzeichnet.“
Massiv sind die Verschiebungen vor allem bei den Paketen und Päckchen. Deren Menge steigt immer weiter an, während die Zahl der Briefzustellungen in Deutschland weiter sinkt. Vor allem der Onlinehandel treibt die Zustellzahlen von Paketen und Päckchen nach oben. Ende 2023 hatte DHL am Paketzentrum Hamburg in Allermöhe eine weitere Sortieranlage in Betrieb genommen und den Durchsatz im Weihnachtsgeschäft auf bis zu 550.000 Sendungen innerhalb von 24 Stunden gesteigert. Dieses Jahr laufen in Allermöhe noch deutlich mehr Päckchen und Pakete über die Bänder. Das liegt zwar auch an der Verlagerung von Ware aus einem anderen Paketzentrum auf die neu gebaute Anlage. Wachstumstreiber ist aber der zunehmende Handel via Internet.
DHL und die Post regulieren die Veränderungen der Zustellströme durch mehr Automatisierung und dadurch, Sendungen zu kombinieren, wenn möglich. In der Innenstadt gebe es keine Verbundzustellung von Paketen und Briefen, in den ländlichen Regionen werde hingegen fast ausschließlich im Verbund beides zugestellt, sagt Putz: „Wir bewerten immer wieder, ob und wo es sinnvoll sein könnte, Verschiebungen in der Verbundzustellung vorzunehmen. Die Briefzusteller in Hamburg zum Beispiel stellen teils auch kleinformatige Päckchen zu.“
Dieser Tage teilte DHL mit, die Verbundzustellung werde weiter zunehmen, es gebe immer weniger Briefe. Rund 68 Prozent aller Sendungen stelle der Konzern derzeit schon auf diese Art zu, Tendenz steigend. 2020 lag der Verbund-Anteil bei 57 und 2023 bei 65 Prozent. Bis 2035 soll der klassische Briefträger weitgehend ausgemustert sein: „In großen Metropolregionen wird es auch nach 2035 wohl noch vereinzelt reine Briefzusteller geben“, sagte ein DHL-Sprecher.
Das eigene Filialsystem hat die einstige Behörde Deutsche Bundespost, aus der seit den 1990er-Jahren der privatwirtschaftliche Konzern DHL Group hervorgegangen ist, fast komplett aufgegeben. Einzelhändler – vom Zeitungskiosk bis zum reinen Serviceladen – übernehmen heutzutage für DHL den Kundenkontakt bei der Annahme und Ausgabe von Paketen und Päckchen. Hinzu kommen immer mehr automatische Packstationen. „Wir haben in der DHL-Niederlassung Hamburg 629 Packstationen, die 24 Stunden täglich in Betrieb sind. Dort können die Kunden ihre Pakete und Päckchen abholen und versenden“, sagt Putz. DHL hätte gern noch mehr Packstationen, „aber das ist letztlich auch eine Frage geeigneter und verfügbarer Flächen“.
Die Paket- und Briefzentren und die Zustellstützpunkte werden in den kommenden Jahren weiter automatisiert – auch wegen des Rückgangs an Fachkräften. „Wir stellen weiterhin auch feste Mitarbeiter ein“, sagt Putz, „wir haben auch bei DHL eine natürliche Fluktuation, nicht zuletzt wegen der sehr großen Gruppe der geburtenstarken Jahrgänge, die jetzt nach und nach in Rente gehen.“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen das Fundament des Unternehmens bleiben, ungeachtet aller Technik – gerade in der Hochsaison im stressvollen Dienst auf der Straße. Denn wenn das Team nicht dahinterstehe, sagt Putz, „werde ich nicht viel erreichen können“.
Olaf Preuß ist Wirtschaftsreporter von WELT und WELT AM SONNTAG für Hamburg und Norddeutschland. Die Logistikbranche zählt zu seinen Schwerpunktthemen.