DFB-Pokal der Frauen: Bayern München holt sich das Double – Sport | ABC-Z

Vielleicht rauschte der einen oder anderen Spielerin des FC Bayern ein Gedanke an das vergangene Jahr durch den Kopf. Damals, als manch eine nach dem Abpfiff völlig leer und enttäuscht auf den Rasen des Müngersdorfer Stadions gesunken war, weil sie wieder nicht geschafft hatten, was sie schon so viele Jahre versuchten: den DFB-Pokal nach 2012 erneut zu gewinnen. Am Donnerstag aber lief alles anders. Diesmal waren es die Münchnerinnen, die nach dem Ende des Finales jubelten und mit dem 4:2 (2:1) gegen Werder Bremen ihre Vormachtstellung im deutschen Fußball unterstrichen.
Vier Tage nach dem vorzeitigen Gewinn der Meisterschaft, ihrer dritten in Serie, haben sie nun erstmals das Double geholt – und ihrem Trainer Alexander Straus das perfekte Abschiedsgeschenk gemacht. Der Norweger verlässt den Verein zum Saisonende und geht in die USA. Über die drei vergangenen Jahre und das Erreichte zu sprechen, war für ihn spürbar emotional. „Ich bin sehr glücklich. In diesem Spiel steckten so viele Erwartungen, das sind die schlimmsten Spiele. Und wir wussten, Bremen kann uns weh tun“, sagte Straus auf der Pressekonferenz. „Wir spielen noch gegen Jena und Essen, aber es fühlt sich schon ein bisschen wie das Ende des Weges an. Und es war gut, oder nicht? Es war eine gute Reise.“
Die Gelegenheit für das Double war so günstig wie lange nicht. Vergangenes Jahr schon hatten es die Münchnerinnen nach dem vorzeitigen Titelgewinn in der Liga ins Pokalfinale geschafft, damals jedoch war der Gegner zu stark: Der VfL Wolfsburg sicherte sich zum zehnten Mal diese Trophäe. In diesem Jahr aber war für die Dauerpokalsiegerinnen, die in diesem Wettbewerb in unglaublichen 52 Spielen hintereinander ungeschlagen geblieben waren, bereits im Viertelfinale Schluss. Und so traf im mit 45 146 Zuschauern ausverkauften Kölner Stadion – darunter die Bayern-Führungsetage mit Präsident Herbert Hainer, Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund – der Meister der Bundesliga auf den Tabellensiebten: Die Rollen waren klar verteilt.
:Jetzt auch Serienmeisterinnen
Mit der souveränen Titelverteidigung in der Bundesliga und der Aussicht auf ihr erstes Double belegen die Fußballerinnen des FC Bayern den Vorsprung auf Dauerrivale Wolfsburg. Die bittere Note des Erfolgs: der Abschied von Trainer Alexander Straus.
Doch Werder Bremen hatte im Halbfinale selbst zu spüren bekommen, dass das nichts heißen muss. Gegen den Zweitligisten Hamburger SV waren die Bremerinnen im Nordderby eindeutiger Favorit gewesen und taten sich doch schwer, weil sie zu fehlerhaft und kurz nach der Pause nur noch zu zehnt spielten. Erst in der Verlängerung setzten sie sich 3:1 gegen den HSV durch. Und so gab ihnen diese Erfahrung wiederum als Außenseiter im Finale Selbstvertrauen: „Wir können jetzt endlich mal was richtig Großes gewinnen“, sagte Werder-Kapitänin Lina Hausicke. Thomas Horsch, für den das Finale das Abschiedsspiel als Bremer Trainer war, erklärte: „Wir haben schon enge Spiele gehabt gegen diese Mannschaften, und daraus entwickelt sich der Glaube an unsere Chance.“ Alle bisherigen 18 Pflichtspiele hatte der FC Bayern für sich entschieden, das jüngste Ligaduell allerdings nur mit 1:0.
Völlig unerwartet trifft Werder Bremen noch in der vierten Minute der Nachspielzeit – aber es ist zu spät
Das Pokalfinale entwickelte sich recht zügig zu einer eindeutigen Angelegenheit. In der sechsten Minute donnerte Giulia Gwinn den Ball von der rechten Seite ans Lattenkreuz. Von dort flog er zurück in den Strafraum geradewegs auf Lea Schüller zu, die aus elf Metern zu einem wuchtigen Kopfball ansetzte – und ihr Ziel nicht verfehlte. Die Schützin des 1:0 sollte zur prägenden Spielerin werden. Nach einer Viertelstunde bot sich ihr die nächste gute Gelegenheit. Damit war der Ton gesetzt; dass die Bayern individuell deutlich stärker und teils mit Weltklassespielerinnen besetzt sind, zeigte sich in diversen Szenen.
Werder jedoch ließ sich nicht unterkriegen und versuchte es immer wieder. Die anfangs beste Gelegenheit zum Ausgleich bot sich in der zehnten Minute, als die Münchner Torhüterin Ena Mahmutovic einen ungefährlichen Schuss nicht richtig greifen konnte, doch Larissa Mühlhaus kam nicht schnell genug heran. Jubeln durften dann wieder die Bayern. Nach einer halben Stunde leitete Carolin Simon den entscheidenden Spielzug selbst ein, an dessen Ende die Verteidigerin den Ball aus knapp acht Metern unter die Latte schoss, unhaltbar für die im Verlauf des Spiels immer wieder rettend eingreifende Torhüterin Livia Peng.

Die Bremerinnen waren vor allem mit Verteidigen beschäftigt und dürften geahnt haben, dass wohl passieren würde, was ihr Trainer am Tag zuvor schon erwähnt hatte: In dieser Saison hatte sich zwar so manches Team gegen den FC Bayern gewehrt, sagte Horsch, „und alle waren am Ende chancenlos“. Aber seine Spielerinnen zeigten den erklärten starken Glauben an diese seltene Titelchance.
In der zweiten Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte versprang Simon bei der Annahme der Ball, und diesen Ballverlust nutzten die Bremerinnen. Sie schalteten schnell in den Vorwärtsgang und waren auf und davon. Tuana Mahmoud wurde über die rechte Seite geschickt, wo keine Gegnerin weit und breit zu sehen war. Das Tempo drosselte sie genau im richtigen Moment wieder. Sie spielte den Ball mit viel Übersicht und Präzision in die Lücke Richtung Elfmeterpunkt, auf den Mittelfeldspielerin Rieke Dieckmann zugerannt kam und dem lauten Bremer Anhang mit ihrem Anschlusstreffer ins linke Eck neue Hoffnung machte.
Die Hoffnung überdauerte die Pause, weil Klara Bühl, wie zuvor Sydney Lohmann, eine gute Gelegenheit verpasste. Auch in der zweiten Halbzeit blieben weitere Versuche von Simon und Bühl erfolglos. Pernille Harder hätte nach knapp einer Stunde die Vorentscheidung erzwingen können. Doch den Schuss der Dänin blockte Peng zur Seite ab. Nachdem die mit 22 wettbewerbsübergreifenden Toren mit Abstand beste Torschützin des FC Bayern dieser Saison nicht getroffen hatte, nahm sich die zweitbeste Torschützin der Aufgabe an. Zehn Minuten nach ihrer Einwechslung konnte Verteidigerin Tuva Hansen ungestört von links in den Strafraum flanken, Lea Schüller setzte ihre ganze Sprungkraft ein und nickte den Ball hoch oben zum 3:1 ein, diesmal war Peng chancenlos. Den nächsten Versuch von Harder (69.) jedoch konnte Werders Torhüterin parieren.
Durch das Stadion hallten danach so laute Anfeuerungsgesänge aus den Kehlen der Werder-Fans, dass sie womöglich bis in die Kölner Innenstadt zu hören gewesen waren. Allein, es reichte nicht. In der 79. Minute kombinierten sich die Münchnerinnen wieder unaufhaltsam nach vorn: Hansen legte quer, Harder gab dem schnellen Ball einen kleinen Schubs und in der Mitte wartete wieder Schüller. Die schloss so wuchtig und sauber ins rechte untere Eck ab, dass mit ihrem 4:1 das ideale Abschlussstatement gesetzt war. Völlig unerwartet traf Larissa Mühlhaus in der vierten Minute der Nachspielzeit noch für Werder Bremen. Aber es war zu spät, um die Krönung der erfolgreichsten Saison der Fußballerinnen des FC Bayern zu verhindern.