Sport

DFB-Frauen in der Nations League: Klara Bühl sorgt für glänzende Aussichten – Sport | ABC-Z

So oft schon hatte Klara Bühl es an diesem Abend auf diese Weise versucht. Dieses Tänzeln mit dem Ball, eine kleine Finte, dann nach innen ziehen – und zur Vollendung dieser Choreografie von der linken Seite mit viel Kraft ein Schuss aufs Tor. Oft schon hatte sie das Ziel knapp verfehlt. Aber dann wirkte all das wie ein Warm-up für den einen entscheidenden Versuch. In der 79. Minute zog Bühl wieder in die Mitte und dann aus knapp 18 Metern ab, mit all der Kraft, die ihr nach diesem anstrengenden Fußballspiel gegen Frankreich geblieben war.

Und diesmal überwand sie Pauline Peyraud-Magnin, die französische Torhüterin, zum 1:0 im Halbfinal-Hinspiel der Nations League, zum verdienten Sieg, der das deutsche Nationalteam vor dem Rückspiel am kommenden Dienstag in Caen (21 Uhr, ZDF) dem Finaleinzug eindeutig näher bringt.

Psychologisch gesehen hatten die Gastgeberinnen an diesem Abend vor 37 191 Zuschauern in Düsseldorf ohnehin einen Vorteil gehabt. Wie war doch gleich die vorherige Begegnung beider Teams beim EM-Viertelfinale abgelaufen? Deutschland spielte in Unterzahl ab der 13. Minute – und gewann trotzdem dramatisch im Elfmeterschießen mit der übermächtigen Ann-Katrin Berger im Tor. Die fehlte diesmal zwar verletzt, dafür waren die Deutschen diesmal vollzählig und hochmotiviert.

Eine lange Verletztenliste – inklusive zweier frischer Kreuzbandrisse von Giovanna Hoffmann und Lena Oberdorf – ließ die Personalentscheidungen für den Start in die neue Länderspielsaison stärker in den Fokus rücken. Dass Stina Johannes für die verletzte Ann-Katrin Berger ins Tor rücken würde, hatte Bundestrainer Christian Wück einen Tag vor dem Halbfinal-Hinspiel verraten. Vor ihr platzierte er Franziska Kett, Debütantin Camilla Küver, Kathrin Hendrich und Kapitänin Giulia Gwinn in der Viererkette. Auf der Doppelsechs liefen wie bei der Europameisterschaft Sjoeke Nüsken sowie Elisa Senß auf und Klara Bühl auf dem linken Flügel. Deren Pendant auf rechts, Jule Brand, rückte nach innen, weil ihren Platz Carlotta Wamser einnahm, die bei der EM als Vertretung für die verletzte Gwinn überzeugt hatte. Auch in der Sturmspitze begann eine Rückkehrerin: Nicole Anyomi.

Dass Wück die eigentlich bewährte Flügelzange aufbrach, hatte mit einer zentralen Erkenntnis der EM-Analyse zu tun: Mit Laura Freigang (Eintracht Frankfurt) und Linda Dallmann (FC Bayern) auf der Zehnerposition war das Trainerteam unzufrieden gewesen, die Planstelle war als Schwachpunkt ausgemacht worden, weil sie weitgehend wirkungslos blieb. Doch statt es ohne Zehnerin zu probieren, versuchte es Wück im 4-2-3-1-System mit einer neuen Kandidatin.

Spielerisch wirkte alles deutlich flüssiger als bei der EM –wäre nur nicht die schwache Chancenverwertung gewesen

Und Jule Brand fand sich in diesem neuen Territorium gut zurecht. Nach lediglich 123 Sekunden hätten sie beinahe schon feiern können, Senß schickte Wamser, die passte zu Anyomi, aber Peyraud-Magnin kam noch dran. Wie auch wenige Sekunden später beim Abschluss von Nüsken, eingeleitet von Brand und Gwinn. So ging das die ersten zehn Minuten, vor allem über die rechte Seite. Bühl hätte in der 20. Minute nur etwas präziser schießen müssen, so aber rauschte der Ball knapp am langen Pfosten vorbei. Mangelnde Effizienz, das war ein weiterer Kritikpunkt der EM-Analyse gewesen. Die Französinnen gaben in der 34. Minute eine ebenso passende Szene hinzu, als Marie-Antoinette Katoto nach einer Flanke für das vermeintlich erste Tor sorgte. Zwei Treffer hatten sie bereits im Viertelfinale wegen Abseits aberkannt bekommen, so auch diesmal.

Völlig frei von jeglichen persönlichen Erinnerungen an dieses Fußball-Epos fiel die Debütantin Küver auf. Und das nicht nur wegen ihrer Körpergröße von 1,84 Metern. Abgesehen von wenigen Unsicherheiten verteidigte sie erstaunlich abgeklärt dafür, dass das hier ihr erster Auftritt im Nationalteam war und die Französinnen zur unangenehmen Kategorie von Gegnerinnen zählen. Bei Standards lauerte Küver zudem im gegnerischen Strafraum – da könnte sich eine neue Option im früheren Hoheitsgebiet von „Kopfballungeheuer“ Alexandra Popp auftun. Engagiert und offensiv mutig jedenfalls, wie sie es sich vorgenommen hatten, traten die Deutschen auf. Spielerisch wirkte das alles deutlich flüssiger als bei der EM.

Wäre nur nicht die schwache Chancenverwertung gewesen. In der 55. Minute segelte ein Kopfball von Nüsken nach einer Flanke von Gwinn nur wenige Zentimeter am Tor vorbei. In der 57. Minute konnte sich Kett auf der rechten Seite ungestört bewegen, passte scharf auf Anyomi, die nur noch ihren Fuß hinhalten musste und den Ball trotzdem meterweit über die Latte zog. In der 66. Minute probierte es Nüsken mit einer Art Seitstehzieher, wieder knapp vorbei. In der 69. Minute die kurz zuvor eingewechselte Selina Cerci, die ebenfalls aus wenigen Metern verdammt nah dran war am Führungstor, aber zu zentral abschloss.

Beinahe wurde all das noch bestraft, die Französinnen kamen zwar nicht mehr oft in den Strafraum, aber zweimal sehr gefährlich. Melvine Malard schoss erst knapp rechts vorbei, dann parierte Johannes stark. Und dann traf am Ende doch noch Klara Bühl.

Back to top button