Deutschlandchef Walter Kadnar: Für IKEA ist “Deutschland ein Ort zum Investieren” | ABC-Z
Deutschlandchef Walter Kadnar
Für IKEA ist “Deutschland ein Ort zum Investieren”
22.11.2024, 14:56 Uhr
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Seit 50 Jahren ist das schwedische Möbelhaus IKEA in Deutschland, es hat sich in dieser Zeit zu einem Giganten der Branche entwickelt. Das Land aber ist in der Krise, die Konsumenten halten sich in vielen Branchen zurück. Das spüre auch IKEA, sagt Deutschlandchef Walter Kadnar. “Aber wir schauen positiv in die Zukunft.”
ntv: Bei IKEA heißt es immer, die Deutschen hätten viel davon gelernt: neue Verkaufskonzepte, das Duzen in den Filialen und vieles mehr. Was hat Ikea denn von den Deutschen gelernt?
Walter Kadnar: IKEA ist 1974 nicht ohne Grund nach Deutschland gekommen, weil man auch in Mitteleuropa Fuß fassen wollte. Wir haben von den Deutschen gelernt, was Qualität bedeutet und dass Preis und Qualität sehr wesentlich sind. Das hat uns geholfen, über die vielen Jahre als Unternehmen besser zu werden.
Wenn Sie sagen, Sie haben von den Deutschen Qualitätsbewusstsein gelernt – heißt das, es sind Beschwerden der Kunden gekommen, und Sie haben daraufhin die Produkte verbessert?
Es geht nicht um Beschwerden, sondern darum, wie man auf Bedürfnisse eingeht. IKEA hat ein Sortiment von 10.000 Artikeln, aber das sind kundenorientierte Lösungen. Diese Lösungen werden in einer Art Zusammenspiel entwickelt – das Feedback des Kunden und seine Wünsche werden mit den technischen und industriellen Möglichkeiten kombiniert. Das bezeichnen wir mit der Formel “demokratisches Design”. Wir haben gelernt: Deutschland hat Qualitätsanspruch, ist aber auch sehr preissensitiv. Und das hält sich bis heute.
IKEA eröffnet zunehmend auch kleinere Läden in den Innenstädten, die Planungsstudios. Allerdings sind die deutschen Innenstädte in einer etwas prekären Situation. Es gibt eine Insolvenzwelle in der Bekleidungsbranche, Kaufhäuser machen zu. Ist das nicht ein riskantes Umfeld für Sie?
Unternehmertum war nie eine gemähte Wiese, wie wir in Wien sagen, es war immer etwas Aufregendes. Wir wissen, dass wir auf der grünen Wiese nicht alle Menschen erreicht haben. Das entspricht nicht dem Kundenbedürfnis. Wir haben mit Planungsstudios begonnen, es gibt in verschiedenen Ländern Pläne auch für größere Einheiten. Das werden wir auch für Deutschland prüfen.
Deutschland ist insgesamt in einer konjunkturell nicht einfachen Lage. Es gibt in vielen Branchen eine Kaufzurückhaltung. Merken Sie das auch?
Ich denke, das merkt jeder. Seit mehreren Jahren ist es eine schwierige Phase. Es gab die Corona-Krise und davor die Finanzkrise. Aber wir schauen positiv in die Zukunft. Für uns ist Deutschland ein Ort zum Investieren. Wir glauben an den Standort. Hier gibt es die Regularien, die Standards, die demokratischen Ansichten. Wir glauben, dass es für uns ein langfristiger Wachstumsmarkt ist.
Die Geschichte von IKEA in Deutschland hat auch dunkle Seiten. Das Unternehmen hat unter anderem in der Produktion von der Arbeit von Zwangsarbeitern in DDR-Gefängnissen profitiert. Jetzt unterstützen Sie einen Härtefallfonds für diese Opfer der SED-Diktatur. Warum hat das so lange gedauert?
2012 wurde die Untersuchung dazu eingeleitet, es haben sich auch vor mir schon einige CEOs von IKEA Deutschland damit beschäftigt. Wesentlich war, ein System zu finden, das für alle eine unkomplizierte Anwendung bringt – damit die Opfer auch wirklich eine Unterstützung bekommen. Der Opferfonds hat sich bemüht, eine Struktur zu entwickeln, die jetzt dem Bundestag vorgelegt wurde und von der wir glauben, dass sie den Betroffenen helfen wird. Wir sehen unsere Schuld, dass wir das vor vielen Jahren zugelassen haben. Aber wir haben uns als Unternehmen geändert, schon lange, bevor der Fonds beschlossen wurde.
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