Wirtschaft

Deutscher Software-Pionier: SAP-Chef Klein verspricht rasantes Wachstum – auf mehrere Jahre hinaus | ABC-Z

SAP steckt mitten im Konzernumbau in Richtung Künstliche Intelligenz (KI) und Cloud. Für die Mitarbeiter ist das anstrengend – doch es zahlt sich aus. Im dritten Quartal sind die Zahlen besser als erwartet.

Satte 70 Prozent hat die SAP-Aktie in den letzten zwölf Monaten zugelegt – und der Lauf geht weiter. Europas größter Softwarehersteller hat im dritten Quartal trotz angespannter Wirtschaftslage in vielen Regionen deutlich mehr verdient und setzt sich für das Gesamtjahr höhere Ziele. Die Umstellung auf Cloud-Technik und die Einführung von neuen KI-Funktionen zahlt sich aus – ebenso wie der von Vorstandschef Christian Klein eingeschlagene Sparkurs.

„Wir sind außerdem auf dem besten Weg, unsere Ziele für 2025 zu erreichen“, betonte SAP-Chef Klein. Auch in den darauffolgenden Jahren könne mit prozentual zweistelligen Wachstumsraten und steigenden Gewinnen gerechnet werden.

Sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Gewinn nimmt sich Klein für das laufende Jahr mehr vor. Beim laufenden Großumbau des Personals kommt SAP allerdings bei den geplanten Neueinstellungen weniger schnell voran als gedacht. Weil SAP gleichzeitig Tausende Stellen abbaut, kam das immerhin dem Ergebnis zugute – schließlich sinken die Personalkosten. Zugleich schrumpfte das vergleichsweise lukrative klassische Softwarelizenzgeschäft weniger stark als kalkuliert.

In den drei Monaten Juli bis September kletterte der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern im Jahresvergleich unerwartet kräftig um 27 Prozent auf 2,24 Milliarden Euro, wie das Dax-Schwergewicht am späten Montagabend nach US-Börsenschluss mitteilte. SAP nimmt sich 2024 nun ein währungsbereinigtes Plus von 20 bis 23 Prozent bei der viel beachteten Kennziffer vor. Bisher standen plus 17 bis 21 Prozent im Plan.

Auch beim gesamten Produktumsatz nehmen sich die Walldorfer mehr vor. Dieser soll währungsbereinigt um zehn bis elf Prozent wachsen statt nur um acht bis zehn Prozent. Ausschlaggebend ist auch hier das klassische Lizenzgeschäft, das sich aktuell robuster zeigt als gedacht. Klein legt den Fokus eigentlich voll auf das modernere Geschäftsmodell mit Cloudsoftware, die zwar keine großen Einmaleinnahmen beim Kauf einer Lizenz, aber über mehrere Jahre gesehen mit den laufenden Abogebühren Vorteile bei der Kundenbindung und damit auch bei Umsatz und Gewinn bringen soll.

Bei dieser Cloudsoftware bleibt es bei den bisherigen Zielen. „Das Wachstum der Clouderlöse entwickelte sich außerordentlich gut“, sagte Klein. Dabei spielten Angebote mit Künstlicher Intelligenz (KI) eine entscheidende Rolle. „Etwa 30 Prozent unserer Cloud-Vertragsabschlüsse im dritten Quartal beinhalteten KI-Anwendungsszenarien.“

Der Umsatz mit Cloudangeboten zog im dritten Quartal um ein Viertel an, auch die vorliegenden Buchungen für die kommenden zwölf Monate stiegen weiter spürbar. Insgesamt kletterte der Konzernumsatz um neun Prozent auf 8,47 Milliarden Euro, der Nettogewinn lag mit 1,44 Milliarden Euro 13 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Finanzchef Dominik Asam machte in einer Telefonkonferenz deutlich, dass der Konzern im vierten Quartal bei den Neueinstellungen etwas schneller werden möchte. Das Anfang des Jahres angekündigte und im Sommer noch einmal verschärfte Umbauprogramm sieht vor, dass bis zu 10.000 bisher bestehende Stellen im Konzern wegfallen.

Viele Mitarbeiter können sich auf neue Positionen im Konzern bewerben, aber ein großer Teil verlässt den Konzern allerdings. Um sich für die aufziehende Ära der Künstlichen Intelligenz (KI) fit zu machen, stellt SAP bis zu 10.000 der insgesamt rund 100.000 Stellen auf den Prüfstand. Durch Umschulungen und Neueinstellungen in zukunftsträchtigen Bereichen soll der Personalbestand aber insgesamt weitgehend unverändert bleiben.

Durch Neueinstellungen und den jüngsten milliardenschweren Zukauf des israelischen Softwarespezialisten WalkMe dürfte am Ende des Jahres die Mitarbeiterzahl sogar etwas zunehmen.

Ab dem kommenden Jahr will SAP die Kosten durch dieses Umbau-Programm spürbar senken, derzeit wird mit um die 700 Millionen Euro Entlastung gerechnet. Für unter anderem Abfindungen hat SAP bereits 2,8 Milliarden an Kosten in diesem Jahr verbucht, bis Ende des Jahres dürften es rund drei Milliarden werden.

rtr/dpa/cuk

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