Stil

Deutsche Preisverleihungen: TV-Stars und ihre Outfits – Stil | ABC-Z

Für sie: Weißgold

Deutsche Preisverleihungen sind ein surreales Ereignis. Die einen Fernsehleute übertreiben es und sind zu selbstgebräunt, zu frisiert, ja, irgendwie zu amerikanisch (Laura Wontorra), die anderen denken: Ach, ich brauche doch keinen Stylisten, das geht schon so, und schluffen mit der alten Clutch auf den roten Teppich. Das Ergebnis: Es ist schwierig, auf diesen modisch doch recht unbeholfenen Veranstaltungen so zu tun, als wäre man nichts Besseres, vor allem für große Fernsehstars. Die sehr gut angezogene Iris Berben wirkt in ihren feinen Prada-Looks ja stets wie ein Snob unter all diesen Medienschaffenden mit begrenztem Kleiderbudget, obwohl sie wahrscheinlich gar keiner ist.

(Foto: A. Rentz / Getty Images)

Ein anderer großer Fernsehstar, Maria Furtwängler, hat diese Woche den Deutschen Fernsehpreis für die beste schauspielerische Leistung bekommen. Und was sollen wir sagen, ihr Outfit verdient auch einen Preis. Die Fernsehkommissarin sieht zwar immer gut aus, weil sie eine gute Stylistin hat, wirkte aber früher oft ein bisschen steif, was vielleicht einfach an zu viel Haarspray lag. Aber jetzt, auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, trifft sie genau den richtigen Ton. Hier trägt sie ein lässig fallendes Westen-Hosen-Ensemble aus Crêpe. Es ist von Max Mara und umfasst eigentlich auch noch eine Smokingjacke, die sie auf dem roten Teppich trug. Dass sie die weggelassen hat, um den Award von der Bühne zu tragen, spricht für eine endlich gefundene Mir-egal-Lässigkeit, die man mit keiner Valentino-Robe ausstrahlen könnte. Perfekter Vibe.

Für ihn: Altrosa

Kein Biotop ist hierzulande geschützter als die Fernsehlandschaft, und nirgends scheint die Zeit stiller zu stehen. Zumindest bekommt man diesen Eindruck, wenn man gelegentlich die allfälligen Galas und Preisverleihungen betrachtet. Seit Jahrzehnten ehrt sich dabei das immer gleiche Personal gegenseitig und hält Laudationen aufeinander, zusammengekleistert von der ewigen Schöneberger, und als groovende Showband ist immer Jan Delay dabei. Aber was soll man machen? Deutsche TV-Stars haben Beamtenstatus, die sind unkündbar und dürfen nicht streiken. Wer einmal irgendwas in Deutschland geschauspielert hat oder gar in einem „Tatort“ zu sehen war, der wird treu bis ans Lebensende auf die roten Teppiche geladen. Beim diesjährigen Fernsehpreis standen zum Beispiel wieder Otto und Marius Müller-Westernhagen im Fokus der Fotografen. Zwei Menschen, die den Höhepunkt ihrer Karriere in den 1980er-Jahren erlebten, was aber streng genommen schon 40 Jahre her ist.

(Foto: A. Rentz / Getty Images)

Auch der Sänger Sasha durfte performen, ebenfalls nicht gerade eine überraschende Wahl – der Mann arbeitet seit gut 25 Jahren als klingende Sättigungsbeilage und erledigt den Job stets souverän und emissionslos. Sein Auftritt zeigte aber auch: So schön die Treue der Branche zu ihren alten Helden ist, eine knifflige Klausel gibt es dabei doch – denn alle müssen stets genau so antanzen wie früher. Otto muss Hopserlauf zeigen und dazu gackern, und der 52-jährige Sasha muss eben immer noch aussehen wie ein Animateur im Club Med 1999.  Um diesen Effekt zu erzielen, wählte er einen Anzug, der nicht an Abendgarderobe erinnerte, aber sehr deutlich an einen Hubba-Bubba-Kaugummi: groß, rosa, eckig. Immerhin blieb aber nichts kleben.

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