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Deutsche Firmen profitieren: Westliche Reedereien bestücken Putins Schattenflotte | ABC-Z


Deutsche Firmen profitieren

Westliche Reedereien bestücken Putins Schattenflotte

CDU-Verteidigungspolitiker Wadephul nennt es „hochproblematisch“: Die russische Schattenflotte soll zu einem großen Teil auch aus Schiffen bestehen, die westliche Reedereien in den vergangenen Jahren verkauft haben. Mit dabei: deutsche Unternehmen.

Mehr als ein Drittel der Tankschiffe der russischen Schattenflotte stammen offenbar von europäischen und US-Reedereien. Dies zeigt das internationale Rechercheprojekt „Shadow Fleet Secrets“, über das der Norddeutsche Rundfunk berichtet.

Demnach wurden allein seit Beginn des russischen Angriffskriegs 230 Schiffe in die Schattenflotte verkauft. Unter ihnen waren auch elf Tanker aus der deutschen Handelflotte, wie Recherchen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ zeigten. Dabei handelte es sich unter anderem um Schiffe, die zuvor für die Schulte-Gruppe und für die Chemikalien Seetransport GmbH fuhren – zwei im Hamburg beheimatete Reedereien.

Die Reedereien gaben laut dem Bericht an, man halte sich an Recht und Gesetz. Teilweise seien die Verkäufe bereits vor Beginn des Krieges gegen die Ukraine vereinbart worden.

Typische Routen von Russlands Schattenflotte.

Typische Routen von Russlands Schattenflotte.

(Foto: Kyiv Institute of Economics / Natural Earth / ntv.de)

Der CDU-Verteidigungspolitiker Johann Wadephul nannte laut dem WDR die Verkäufe der deutschen Tanker „hochproblematisch“. Ihm zufolge liegt es im Interesse Europas, diese Geschäfte nicht zu machen. Deutsche Reeder würden sonst Russland bei der Umgehung westlicher Sanktionen helfen. Die nächste Regierung müsse dafür sorgen, dass diese Naivität nicht mehr stattfinde könne. Norbert Hackbusch von der Linkspartei wird vom NDR mit den Worten zitiert, das Vorgehen der Reeder sei „moralisch völlig verkommen“. Vieles spreche für ihn dafür, dass die Verkäufe so strukturiert worden seien, dass sie nicht öffentlich würden und möglichst viele davon profitierten.

Kritik vom Verband Deutscher Reeder

Auch der Verband Deutscher Reeder kritisierte, dass Schiffe aus der deutschen Handelsflotte Teil der russischen Schattenflotte geworden seien. Dies sei eine „besorgniserregende Entwicklung“. Wirtschaftlicher Gewinn dürfe „nicht auf Kosten von Sicherheit, Compliance oder ethischen Grundsätzen erzielt werden“, erklärte der Verband NDR, WDR und SZ.

Die russische Schattenflotte dient der Umgehung westlicher Sanktionen, die nach dem großangelegten Angriff auf die Ukraine 2022 verhängt worden waren. Schätzungen zufolge gehören ihr mehr als 650 Tankschiffe an. Die oft sehr alten und maroden Schiffe stellen ein Umweltrisiko dar, die wenigsten Schiffe sind ordentlich versichert.

Wie es in dem Bericht weiter heißt, müssen Tankerverkäufe in Drittländer in der EU inzwischern zwar gemeldet werden. Allerdings ist der Verkauf an die Schattenflotte explizit nicht verboten, wenn nicht nachgewiesen werden kann, dass der Verkäufer weiß, wofür das Schiff künftig genutzt werden soll.

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