Deutsch-Israelin soll freikommen: Palästinenser kehren in Norden des Gazastreifens zurück | ABC-Z

Deutsch-Israelin soll freikommen
Palästinenser kehren in Norden des Gazastreifens zurück
27.01.2025, 11:03 Uhr
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Lange streiten sich Israel und die Terrororganisation Hamas über die Freilassung einer deutsch-israelischen Geisel. Nun scheint das Problem gelöst, Arbel Yehud soll noch diese Woche freikommen. Die vertriebenen Palästinenser im Gazastreifen können derweil in den Norden des Gebiets.
Im abgeriegelten Gazastreifen haben sich die ersten vertriebenen Palästinenser auf den Weg in ihre Heimatorte im Norden des verwüsteten Küstengebiets gemacht. Aufnahmen in palästinensischen sozialen Medien zeigten am Morgen Tausende Palästinenser, die von der Südseite des vom israelischen Militär angelegten Netzarim-Korridors zu Fuß in Richtung Norden des verwüsteten Küstengebiets gingen. Der Korridor teilt den Gazastreifen in zwei Teile. Israels Armee hatte die Rückkehr der Menschen ab 6 Uhr mitteleuropäischer Zeit erlaubt.
Im Rahmen eines Abkommens zwischen Israel und der Hamas war ursprünglich geplant, dass die Menschen eine Woche nach Beginn der Waffenruhe über eine ausgewiesene Route vom Süden in den Norden gelangen dürfen. Da die islamistische Hamas jedoch am Samstag nicht wie vereinbart eine entführte israelische Zivilistin freigelassen hatte, blockierte Israel die Rückkehr zunächst.
Doch nun willigte die Hamas ein, die israelisch-deutsche Geisel Arbel Yehud diese Woche freizulassen. Ein Vertreter des mit der Hamas verbündeten Islamischen Dschihad sagte am Sonntag, Yehud werde „vor dem nächsten Austausch freikommen“. Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari warf der Hamas vor, mit der Freilassung von vier Soldatinnen am Samstag gegen die Vereinbarung verstoßen zu haben, zuerst Zivilistinnen freizulassen.
Laut dem Büro von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sollen am Donnerstag drei Geiseln freikommen und am Samstag drei weitere. Nach intensiven Verhandlungen habe Israel von der Hamas zudem eine Liste „mit dem Status aller Geiseln erhalten“, die in der ersten Phase des Abkommens freigelassen werden können, erklärte Netanjahus Büro weiter.
Nach der Freilassung von insgesamt sieben Geiseln in zwei Runden an den vergangenen beiden Wochenenden sollen in der ersten sechswöchigen Phase des Abkommens noch 26 weitere Geiseln freigelassen werden. Parallel dazu sollen die Hilfslieferungen in den Gazastreifen verstärkt und nach ägyptischen Angaben insgesamt etwa 1900 palästinensische Häftlinge freikommen.
Scharfe Kritik an Trump
Indes stößt US-Präsident Donald Trump mit seinem Vorstoß, die Palästinenser im Gazastreifen vollständig nach Ägypten und Jordanien umzusiedeln, weiterhin auf scharfe Kritik. Trump hatte das kriegsverwüstete Palästinensergebiet am Samstag als „Abrissgebiet“ bezeichnet, das für einen Frieden im Nahen Osten „zu räumen“ sei.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas brachte am Sonntag seine „starke Ablehnung und Verurteilung jeglicher Projekte zur Vertreibung unseres Volkes aus dem Gazastreifen zum Ausdruck“, erklärte sein Büro. Das palästinensische Volk „wird sein Land und seine heiligen Stätten nicht aufgeben“, hieß es weiter. Abbas werde umgehend Kontakt zu den Staats- und Regierungschefs der arabischen und europäischen Länder sowie der USA aufnehmen.
Auch Jordanien wies entschieden jede Form der Zwangsvertreibung von Palästinensern zurück. „Unsere Ablehnung der Vertreibung von Palästinensern ist stark und wird sich nicht ändern. Jordanien ist für Jordanier und Palästina ist für Palästinenser“, erklärte der jordanische Außenminister Aiman Safadi.
Arabische Welt empört
Ägypten erklärte, es unterstütze das „unerschütterliche Bestehen des palästinensischen Volkes auf sein Land“. Die Regierung lehne „jegliche Einmischung in diese unveräußerlichen Rechte ab, sei es durch Besiedlung oder Annexion von Land oder durch Entvölkerung dieses Landes durch Vertreibung“, erklärte das ägyptische Außenministerium und fügte hinzu, dies gelte sowohl kurz- als auch langfristig. Auch die Arabische Liga warnte vor „Versuchen, das palästinensische Volk von seinem Land zu vertreiben“.
Die Mehrheit der 2,4 Millionen Einwohner des Gazastreifens ist seit dem Beginn des Krieges, der durch den Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden war, innerhalb des Gazastreifens vertrieben worden, viele von ihnen bereits mehrfach. Durch die Luftangriffe und Kämpfe im Gaza-Krieg wurden große Teile der Infrastruktur des Küstenstreifens dem Erdboden gleichgemacht. Nach einer UN-Analyse waren am 1. Dezember etwa 69 Prozent der Gebäude im Gazastreifen zerstört oder beschädigt. Die Hälfte der Krankenhäuser und ein Großteil der Schulen sind nicht mehr in Betrieb.