Details von Lindner: So soll die neue private Rente funktionieren | ABC-Z
Seit Monaten wirbt Finanzminister Lindner für ein privates Altersvorsorgedepot. Um den Gesetzentwurf nun schnell zu verabschieden, geht er in die Offensive und nennt erstmals konkrete Details zu den Konditionen. Bei den Anlageprodukten sollen die Bürger weitgehende Freiheit bekommen.
Schon seit längerer Zeit sei es ein besonderes Anliegen der Freien Demokraten, die Aktienkultur in Deutschland zu stärken, sagte Finanzminister Christian Lindner zu Beginn seiner Rede in Berlin. Es folgten knapp 25 Minuten, in denen er erstmals detailliert schilderte, wie er sich die vom Staat geförderte private Altersvorsorge in Zukunft vorstellt.
Ab dem 1. Januar 2026 können Bürger demnach zwischen zwei Kategorien wählen. Auf der einen Seite steht die bekannte Riester-Rente. Neu ist nach dem Gesetzentwurf aus dem Bundesfinanzministerium dabei lediglich, dass es künftig eine Variante mit einer 80-prozentigen Beitragsgarantie gibt. Das erlaube schon ein anderes, aus Lindners Sicht besseres Chance-Risiko-Verhältnis. Der Wunsch 100-prozentiger Sicherheit gehe mit geringeren Renditen einher, das sei schlicht nicht attraktiv – genau deshalb hätten viele Menschen in den vergangenen Jahre ihren Riester-Vertrag gekündigt.
Die zweite Kategorie ist ganz neu: das private Altersvorsorgedepot. „Das ist nun für unser Land der große Paradigmenwechsel“, sagte Lindner. Es soll in gleicher Weise wie die Riester-Rente staatlich gefördert werden, die Bürger bekommen aber weitgehende Wahlfreiheit, mit welchen Produkten sie vorsorgen wollen. Die Beitragsgarantie entfällt. Wer diesen Weg wählt, kann sich also nicht sicher sein, dass bei Renteneintritt mindestens das eingezahlte Geld da ist.
Zur Veranschaulichung bemühte Lindner einen Schwimmvergleich: Wenn die Riester-Rente das Schwimmen im Schwimmbecken mit Schwimmflügeln und Bademeister am Beckenrand ist, dann sei die neue Kategorie „selbstbestimmtes Schwimmen in offenen Gewässern“. Ob man lieber im See oder im Meer schwimme, könne jeder entscheiden: Der vermeintlich sicherere See sei für jene mit wenig Vorwissen, die sich nicht so stark mit einzelnen Finanzprodukten beschäftigen wollten. Für die soll es ein Referenzdepot mit Fonds geben. Wer keine Angst vor dem Meer hat, kann sich seine Produkte selbst aussuchen.
Wobei es auch hier durchaus Grenzen gibt. „Im Gesetz werden wir eine Positivliste vorgeben, in welcher Anlageklasse investiert werden kann, also zum Beispiel ETFs oder auch in Schuldverschreibungen“, sagte Lindner. Auch Einzelaktien sollen, wenn es nach ihm geht, möglich sein.
Auf jeden selbst eingezahlten Euro legt der Staat 20 Cent drauf
Knock-out-Zertifikate, kurz laufende Optionsscheine und Krypto-Assets erwähnte er als Beispielprodukte, die außen vor seien. „Diese höheren Anlageklassen sind nicht geeignet für ein Altersvorsorgedepot, das öffentlich gefördert wird“, sagte Lindner. Sie könne jeder gerne in sein ungefördertes Depot legen.
Zur Höhe der Förderung nannte der FDP-Vorsitzende konkrete Zahlen. Wobei er während seiner Rede deutlich machte, dass sich während der immer noch laufenden Abstimmung innerhalb der Ampel-Regierung gerade daran noch einiges ändern könne. Vor allem das von den Grünen geführte Wirtschaftsministerium soll noch Änderungsbedarf haben.
Mit den öffentlichen Äußerungen auf einer Veranstaltung seiner Fraktion will Lindner offensichtlich den Druck auf seine Koalitionspartner erhöhen, den Gesetzentwurf nun schnell zu verabschieden – zumal die Pläne für Reformen der gesetzlichen und der betrieblichen Rente schon weiter sind.
Lindners Plan für die private Altersvorsorge sieht vor: Auf jeden selbst eingezahlten Euro legt der Staat 20 Cent drauf. „Bis zu einem maximalen Eigenbetrag von 3000 Euro“, sagte Lindner und fügte eine Einschränkung hinzu: Wenn es nach seinem Haus gehe, also dem Finanzministerium. Der Eigenbetrag bezieht sich auf ein Jahr. Mindestens 120 Euro müssten die Bürger jährlich in den Vertrag einzahlen. Für Menschen mit Kindern soll es neben der Grundzulage weiterhin eine Kinderzulage geben.
Sein Ministerium schlage 25 Cent pro selbst eingezahltem Euro vor. „Der maximale Eigenbetrag würde hier 1200 Euro betragen und die Zulage pro Kind kann damit auf 300 Euro anwachsen“, sagte Lindner. Für Menschen mit einem Einkommen von bis zu 26.250 Euro soll es zudem 175 Euro Bonus geben, Berufseinsteiger unter 25 Jahren können bis zu drei Jahre von 200 Euro Berufseinsteiger-Bonus profitieren.
Hinzu kommt ein Steuervorteil. Der Fiskus greift erst in der Auszahlungsphase zu, also im Ruhestand. Das bedeutet: Alle Erträge, die während der Ansparphase erzielt werden, bleiben zunächst im Depot. Der frühestmögliche Zeitpunkt der Auszahlung soll um drei Jahre auf 65 Jahre erhöht werden. Die Auszahlung der Riester-Rente kann bislang ab dem 62. Lebensjahr beginnen. „Fehlanreize in Richtung auf Frühverrentung wollen wir begrenzen“, begründete Lindner den späteren Zeitpunkt.
Das Gesetz wird, wenn es nach dem Finanzminister geht, noch in diesem Jahr beschlossen und im Laufe des Jahres 2025 umgesetzt. Wobei er direkte einschränkte, dass nicht alles zum 1. Januar 2026 fertig sein könne. Die Vergleichsplattform mit den unterschiedlichen, vom Bundeszentralamt für Steuern zertifizierten Produkten für das Altersvorsorgedepot brauche mehr Vorlauf.
Karsten Seibel ist Wirtschaftsredakteur in Berlin. Er berichtet unter anderem über Haushalts- und Steuerpolitik.