Egling: Mit 18 Jahren Deutschlands Beste am Fleisch – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Franziska Meyr ist gerade einmal 18 Jahre alt und hat bereits eine abgeschlossene Ausbildung. Die Lehre zur Metzgereifachverkäuferin hat sie mit 14 begonnen: „Ich hab’ schon oft zu Hause mitgeholfen, deswegen hat mir das sehr gut gefallen“, sagt sie. Zu Hause, das ist der Familienbetrieb Jägerwirt in Aufhofen. Jetzt ist sie Deutsche Meisterin. Doch da hört Meyrs Ehrgeiz nicht auf, sie möchte weiterlernen.
Die Abschlussprüfung an der städtischen Berufsschule in München hat Meyr als Beste ihres Jahrgangs abgeschlossen. Daraufhin wurde sie als sogenannte „Innungsbeste“ zum landesweiten und schließlich zum bundesweiten Wettbewerb geschickt. In den Prüfungen musste sie nicht nur Fachwissen beweisen, sondern auch kreativ sein. „Aufgeregt war ich eigentlich nie, nur bei der Abschlussprüfung“, erzählt Meyr.
Die Teilnehmerinnen, es seien nur Mädchen gewesen, bekamen eine Scheibe Fleisch zu Beginn. Diese musste nicht nur bestimmt und dementsprechend zubereitet werden, nach vier Stunden sollte ein ansprechend dekoriertes Gericht vor den Prüfern stehen. „Wir hatten nur vier Kartoffeln, einen Brokkoli und das Fleisch“, sagt Meyr. Damit habe sie am Ende einen Rollbraten serviert.
Aktuell macht Meyr die Ausbildung zur Metzgerin. Danach möchte sie die Weiterbildung zur Meisterin machen, um selbst Lehrlinge ausbilden zu können. Als Preisgeld für den Sieg der deutschen Meisterschaft hat sie die Ausbildung zum Fleischsommelier – in ihrem Fall zur Fleischsommelière – erhalten. „Wir haben uns da gefreut, weil das hätte sie eh machen wollen“, sagt Manuela Meyr, die Mutter der 18-Jährigen. Ihr Papa habe das auch gemacht, deshalb sei das auch ihr Ziel gewesen, sagt die beste Metzgereifachverkäuferin und lacht.
Das Tierwohl ist der ganzen Familie wichtig
Die Familie Meyr hat neben dem Gasthof Jägerwirt nun auch den Hofladen Oxenhof. Dort halten und schlachten sie die Ochsen selbst. Einen Unterschied zwischen dem selbst geschlachteten und zerlegtem Fleisch schmecke Meyr aber nicht, gibt sie zu: „Aber ich bin pingelig, wenn da zum Beispiel noch Haut oder Sehnen dran sind“, sagt die 18-Jährige. Sie schneide diese immer weg, wenn sie das Fleisch zubereitet.
Bei der Haltung der eigenen Ochsen achtet die ganze Familie auf das Tierwohl. So bekommen die Tiere kein Kraftfutter, sondern Heu von den Wiesen nebenan. Dadurch dauere es zwar länger, bis sie schlachtreif seien, aber man erhalte damit eben eine höhere Fleischqualität, sagt die Mutter. Die Tiere hätten Auslauf und einen Stall mit Tageslicht. Auch der Gang in das Schlachthaus sei bei den Ochsen der Familie Meyr stressfrei. Ohne Transportmittel könnten die Tiere selbst den Weg wählen: „Das ist, wie wenn sie von der Küche ins Wohnzimmer gehen würden“, beschreibt Manuela Meyr.
Die 18-Jährige ist nun auch Teil der Nationalmannschaft
Die junge Metzgereifachverkäuferin macht ihren Job gerne, auch wenn sich immer mehr Menschen in ihrem Alter vegetarisch oder vegan ernähren. Dass die Tiere aus eigener Haltung kommen und nicht geliefert werden, ist ihr wichtig: „Ich sehe ja, dass die hier gut aufwachsen und dass bei uns einfach alles passt.“ Im Hofladen gibt es auch Alternativen, etwa Spinat- oder Kaspressknödel. Auch sie als Familie essen nur einmal die Woche Fleisch, da sollte es dann aber ein hochwertiges sein, sagt die Mutter.
Um solch tierische Produkte von hoher Qualität zu produzieren und zu verkaufen, brauche es gut ausgebildete Fachkräfte. „Das funktioniert nur über das Metzgerhandwerk“, sagt Manuela Meyr. Deshalb ist sie stolz auf ihre Tochter, die genauso wie die drei weiteren Kinder im Familienbetrieb arbeitet. Die 18-Jährige ist nach ihrem Sieg in der Bundesmeisterschaft nun auch ein Teil der deutschen Nationalmannschaft und wird so ihr Können im Handwerk weiter beweisen.